Es gibt einen Unterschied zwischen Protesten und Krawallen. Wer für seine Anliegen friedlich auf die Straße geht, hat meist klare Forderungen: eine Gesetzesänderung, höhere Löhne oder das Aus für ein Kraftwerk.

Brennende Autos und fliegende Ziegelsteine stehen nicht für klare Ziele. Sie sind ein Akt der Verzweiflung und der blinden Wut. Keine Frage, die Gewalt, die wie ein Buschfeuer von den Vororten in die Städte Schwedens zieht, ist unentschuldbar. Nur: Welche Forderung soll ein junger Mensch auf sein Schild schreiben, der jetzt schon den Verdacht hat, nicht gebraucht zu werden? Der weder Halt noch Anerkennung in der Gesellschaft findet?

In Europa haben 7,5 Millionen Menschen unter 25 weder einen Arbeits- noch einen Ausbildungsplatz. Sie haben schlichtweg gar nichts. Da reicht schon eine Verkehrskontrolle, um die Verbitterung in Zorn zu verwandeln, wie ein Vorfall in Nordfrankreich 2012 gezeigt hat. Schweden erreicht mit 25 Prozent Jugendarbeitslosigkeit ein heikles Niveau. In Griechenland sind es 60 Prozent und 56 in Spanien – tickende Zeitbomben.

Junge Migranten machen den höchsten Anteil unter ihnen aus. Eine denkbar fatale Kombination. Wer seinen Platz nicht findet, ist anfällig, sich führen und radikalisieren zu lassen. Es ist höchste Zeit, von den Wahlversprechen zu realen Programmen zu kommen. Aus wütenden Jugendlichen werden wütende Erwachsene.  (DER STANDARD, 24.5.2013)