Edelschrott und starke Männer: Vin Diesel (li.) und Dwayne "The Rock" Johnson im sechsten Teil der testosteronreichen "Fast & Furious"-Reihe. 

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Wien - Für all jene, die nach den eröffnenden Verfolgungsjagden und Muskelspielen noch zweifeln, in welche Richtung sich Justin Lins Fast & Furious 6 entwickelt, schafft die Missionsbesprechung Klarheit. Während Superbulle Luke Hobbs (Dwayne "The Rock" Johnson) dem Team um Superfahrer Dominic Toretto (Vin "Brummbär" Diesel) die supergeheimen Hintergründe ihres superwichtigen Auftrags zu erklären versucht, beschäftigt die Helden aus der zweiten Reihe nur die Frage, wie sie die markenrechtlich geschützten Leckerlis aus dem Erfrischungsautomaten bekommen. Irgendwann hat Hobbs die Faxen dicke und kradommst den Automaten mit seiner Superwumme auseinander.

Folgerichtig ist die Handlung - Bösling Owen Shaw (Luke Evans) hat es auf einen Mikrochip abgesehen, mit dem man schlimme Sachen machen kann - zu ignorieren und das Augenmerk auf Popcornschaufeln und Schauwertbestaunen zu lenken. Beschränkt auf seine Kernkompetenz als hochtouriges Unterhaltungskino, hat die aktuelle Auflage der testosteronreichen Benzinbrüderreihe schließlich einiges zu bieten. Höhepunkt ist ein bereits aus Trailern bekanntes Gefecht der rasenden Retter mit einem Panzer. Das langwierige und unübersichtliche Finale, in dem es die Helden mit einem Frachtflugzeug aufnehmen müssen, kann diesen Irrwitz nicht mehr toppen.

Man merkt, die einst im Rennfahrermilieu angesiedelte Filmserie hat sich zwecks Zielgruppenerweiterung zu einer klassischen Actionfranchise entwickelt. Inzwischen wird nicht nur in aufgemotzten Boliden durch Großstädte geheizt, sondern auch wohlchoreografiert geprügelt und in die Luft gejagt. Zudem steht diesmal neben Ehre, Geld und Familienglück auch der Weltfrieden auf dem Spiel.

Das um die Wahrung dieser Werte bemühte Figurenarsenal ist seit The Fast and the Furious (2001) zu einer beachtlichen Größe angewachsen, selbst Torettos seit Teil vier totgeglaubte Freundin Letty (Michelle Rodriguez) kehrt zurück. Vor zu großer Komplexität bewahrt die schlichte Figurenzeichnung, der Film bleibt ein niederschwelliges Vergnügen.

Die Fortsetzungsschraube wird indessen weitergedreht, Fast & Furious 6 versteht sich konsequent als Teil einer dem Steigerungsprinzip unterworfenen Reihe. Der aus Highlights der vergangenen Jahre zusammengestückelte Vorspann vermittelt schon zu Beginn heimeliges Serienfeeling, während im Abspann ein erster Blick auf den nächstjährigen Oberschurken gewährt wird. Unsichtbar bleiben hingegen sämtliche Filmtode. Zu entsorgende Figuren werden dem Grundthema der erhöhten Geschwindigkeit entsprechend einfach aus dem Bild geschleudert. Das sollte sich nicht nur positiv auf die Altersfreigabe auswirken, sondern auch das Reaktivieren ausrangierter Charaktere in Fast & Furious 7 erleichtern.    (Dorian Waller, DER STANDARD, 24.5.2013)