Mauterndorf/Kathmandu - Der 44-jährige Alpinpolizist, Bergführer und Bergretter Rupert Hauer aus Mauterndorf im Salzburger Lungau, der laut einem Bericht in den "Salzburger Nachrichten" am 19. Mai knapp unterhalb des Gipfels des Mount Everest (8.848 Meter) einem ihm kaum bekannten Amerikaner das Leben rettete, befindet sich bereits wieder am Rückweg nach Europa. Hauer selbst hatte dem anstrengenden Einsatz nicht nur den eigenen Gipfelsieg geopfert, er zog sich dabei auch schwere Erfrierungen an der Nase zu.

Wie seine Schwester Beatrix Schobersberger, Internistin und Höhenmedizinerin in Innsbruck, am Donnerstag im Gespräch mit der APA sagte, habe sie heute Kontakt mit ihrem Bruder gehabt. "Es geht im gut, über die Schwere der Erfrierungen an der Nase kann ich noch keine Auskunft geben. Wir werden das so schnell wie möglich begutachten." Die Familie sei stolz auf ihren Bruder, der bereits morgen in München landen werde. "Es ist nicht selbstverständlich, sich in diesen Höhen für jemand anderen einzusetzen. Aber er hätte alles andere nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können."

Erst Shishapangma dann Everest

Hauer hatte am 29. April zunächst mit einer Expedition des deutschen Reiseveranstalters Amical Alpin den Shishapangma (8.027 Meter) mit Skiern befahren und war darauf weiter zum Mount Everest gereist, den er allein von der Nordseite aus besteigen wollte. Am 19. Mai brach er trotz passenden Wetters keine 150 Höhenmeter unter dem Gipfel die Besteigung ab, um einem in Not geratenen amerikanischen Bergsteiger zu helfen.

Der Mann - ebenfalls Mitglied einer am Berg vertretenen Amical Alpin Expedition - war bereits kurz vor dem Gipfel völlig erblindet und hatte trotz Hilfe eines erfahrenen Sherpas massive Probleme abzusteigen. "Ich entschloss mich, auf den Gipfel zu verzichten und gemeinsam mit dem Sherpa zu versuchen, den Amerikaner in Sicherheit zu bringen. Vier Leichen, die man im Aufstieg sieht, sind Mahnung genug", schrieb Hauer nach seiner Rückkehr ins Basislager auf seiner Homepage.

Schwarze Nase

Die Rettungsaktion gestaltete sich höchst anstrengend, auch weil Hauer entsprechend seiner Alpin-Philosophie ohne Flaschen-Sauerstoff unterwegs war. "Wir schafften es, den Amerikaner in sichere Höhen zu bringen", schrieb der Lungauer weiter. Allerdings bekam er im Zuge der Rettung Probleme mit den Augen und zog sich Erfrierungen an der Nase zu, die sich schwarz färbte. Hauer stieg noch in der Nacht auf 7.000 Meter ab, wo er völlig erschöpft sein Zelt aufbaute.

Als er am nächsten Morgen ins Basislager abstieg, hätten sich die Augen wieder erholt, die Nase müsse er sich aber schnellstens verarzten lassen, so Hauer. In den Kommentaren auf seiner Homepage haben sich beim Österreicher mittlerweile auch die Lebensgefährtin, die Eltern und die Tante des Amerikaners für seinen Einsatz bedankt. Laut einem Eintrag im Expeditionstagebuch von Amical Alpin, sei es übrigens noch nie gelungen, einen Erblindenden vom Gipfel lebend zurück ins dritte Hochlager zu bringen.

Der Everest wäre für Hauer nach dem Cho Oyu, dem Dhaulagiri und dem Shishapangma bereits der vierte Achttausender gewesen. (APA, 23.5.2013)