Wien - "Es stört uns, dass Menschen durch die konservative Familienpolitik der Regierung in einem immer enger werdenden Korsett leben sollen", erläuterte SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch die Motivation von sechs SPÖ-Organisationen die Familienkampagne "Meine Familie. Mein Leben. Meine Wahl" zu starten. "Die Menschen sollen selbst entscheiden können, wer oder was für sie Familie ist", rückte Prammer das Ziel der Kampagne - die Wahlfreiheit bei der Definition der Familie - in den Mittelpunkt. Neben den SPÖ-Frauen wird die Kampagne zur Modernisierung des Familienrechts von den Kinderfreunden, dem Pensionistenverband, der Jungen Generation, der Volkshilfe und der SoHo getragen.

Geht es nach den SPÖ-Frauen, sollen nicht die konservativen Parteien entscheiden, wer oder was Familie sei, sondern die Menschen selber. Es komme in erster Linie auf das "demokratische Leben" innerhalb des Familienverbands und die Eigenständigkeit der einzelnen Mitglieder an, so Prammer. Ein Punkt, auf den auch die Bundesvorsitzende der Kinderfreunde, Waltraud Witowetz-Müller, - aus dem Blickwinkel der "Lobby für die Kinder" - hinwies: "Wichtig ist nicht die Familienform, in der die Kinder aufwachsen, sondern wie die Erwachsenen mit den Kindern umgehen, ob sie ihnen Vertrauen, Schutz und Sicherheit geben können."

Stärkung des Generationenvertrags

Liane Garnhaft, Verbandssekretärin des Pensionistenverbands, setzte sich vor allem für die Stärkung des Generationenvertrags und die Entwicklung einer eigenständigen Altersvorsorge für Frauen ein und wandte sich mit Vehemenz gegen Pensionskürzungen, gegen die Aushöhlung des Witwen- bzw. Witwerpensionsrechts.

Wie Garnhaft übte auch Josef Weidenholzer, Bundesvorsitzender der Volkshilfe, massive Kritik am "konservativen Klischee der Großfamilie": "Die Familien heute sind nicht so, wie es im Bilderbuch steht." Besonderes Augenmerk legte Weidenholzer im Zusammenhang mit dem sogenannten "Recht auf Familie" auf die Familienzusammenführung aus dem Ausland, bei der die Regierung immer "sehr kleinlaut" werde.

"Die rechtliche Verbesserung der nicht ehelichen Gemeinschaften" war der Bundessekretärin der Jungen Generation, Andrea Katz, ein besonderes Anliegen. Katz forderte unter anderem den gesetzlichen Unterhaltsanspruch des Lebensgefährten während aufrechter Lebensgemeinschaft und auch - zumindest befristet - nach deren Auflösung.

Situation gleichgeschlechtlicher Paare verbessern

"Noch weiter hinten", respektive noch weniger Rechte als die nicht ehelichen Gemeinschaften haben die gleichgeschlechtliche Paare, empörte sich Günther Tolar, Bundesvorsitzender der SoHo. Die Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren gelte ja nicht einmal als nicht-eheliche Gemeinschaft. "Wir sind genauso Familie wie alle anderen und verlangen das Recht, uns unser Familienmodell aussuchen zu können", unterstrich Tolar - und brachte damit auch die Essenz der Familienkampagne auf den Punkt. Denn: Die rechtlichen Grundlagen für alle Formen von Lebensgemeinschaften zu schaffen, dieses Ziel eint die InitiatorInnen der Familienkampagne.(red)