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Wien - Die beiden Stationen rechts und links der Neuen Donau sind schon benannt: Donaustadtbrücke und Seestern. Im Gebiet der Donaustadtbrücke ist mit vier Hektar eines der größten Gebiete künftiger Stadtentwicklung gelegen. Gegenüber, am "Seestern", wird eines der größten Freizeitareale der Stadt mit der U2 erschlossen.

Kurt Höfling, bei den Wiener Linien für diesen Abschnitt des U-Bahn-Baus zuständig, weiß noch von seinem Donaustädter Großvater, warum das Gebiet dort so heißt: "Bevor die Tangente gebaut worden ist, sind dort sternförmig mehrere Wasserflächen zusammengetroffen." Mit dem Wissen des Großvaters war auch der Name für die künftige U2-Station gefunden. Von der Station "Seestern" aus können Ausflügler einmal über vier Ausgänge die Donauinsel und die Lobau erreichen, berichtet Höfling. Baulich wird sich an diesem Donauufer, mit Ausnahme einer geplanten Park&Ride-Anlage für 500 Stellplätze und einem Busknotenpunkt, nicht viel ändern, ergänzt Stadtplanerin Elfriede Heinrich (MA 21B).

An eine neue Silhouette im Stadtbild werden sich dagegen die Bewohner am anderen Ufer, entlang des Handelskais, gewöhnen müssen. Dort sieht das Hochhauskonzept ein Areal vor, auf dem vorwiegend Büros oder Hotels errichtet werden sollen. Wohnbau sei entlang der Donau nicht vorgesehen, erklärt Stadtarchitekt Peter Klopf, denn man müsste parallel die gesamte soziale Infrastruktur - Schulen, Kindergärten, Einkauf - hochziehen.

Pilon als Maß

Ein Projekt ist dort bereits genehmigt: Die Raiffeisen Ware wird zwischen Praterbrücke und Station "Donaustadtbrücke" ein mehrgeschoßiges Gebäude hinstellen. Wobei für alle künftigen "Hochhäuser" dort das Maß aller Dinge der Pilon der Donaustadtbrücke ist. Er ist rund 70 Meter hoch.

Maximal ein paar Meter mehr dürfen künftig Bauten aus dem Boden ragen. Man müsse bei der Bebauung vorsorgen, dass die Gegend "nicht zum toten Hund" wird, meint Architekt Klopf. Soll heißen, wenn rund um die Donaustadtbrücke und in der Wehlistraße ein Geschäftsviertel entsteht, wird es dort abends menschenleer, wenn alle ihre Büros verlassen. Also soll beispielsweise die Marina Wien mit zusätzlichen Gastroangeboten versehen werden. Zum Fischessen am Hafen könnten Gäste abends mit der U-Bahn anreisen, der Hintergedanke.

U-Bahn über Brücke

Die U2 wird zwar auf den Plänen als die "lila Linie" geführt, in Wahrheit wird sie aber zur grünen Linie: Sie erschließt auf der Achse Prater-Neue Donau-Donaustadt eines der größten und beliebtesten Freizeitareale Wiens. Der Weg von der Leopold- in die Donaustadt führt über die jetzige Donaustadtbrücke, die einst als Ausweichbrücke für die Praterbrücke gebaut wurde. Und damals in weiser Voraussicht schon für die U-Bahn tauglich gemacht wurde.

Es fehle nur noch das Schotterbett, auf das die Schienen gelegt werden, erzählt Wiener-Linien-Planer Höfling. Die jetzige Schrägseilbrücke werde noch um ein paar Seile verstärkt, dann halte sie die Belastungen durch die darüber-ratternde U2 locker aus. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2003)