Kleinanzeigen mit bezahlten Links sind klammheimlich zu einem der größten Werbeträger im Internet geworden - google setzt damit seine Konkurrenten unter Druck.

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Bis Google kam und mit seinen einfachen, gezielten Kleinanzeigen die kommerzielle Websuche revolutionierte.

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Gary Weiners Schuhhandel mit dem Namen "Shoedini" ist kaum ein Markenname in den USA, ebenso wenig wie Ge'Lena Vavra. Beides sind Kleinunternehmer, deren Kundenstamm bis vor kurzem reichlich begrenzt war und deren Websites wie eine Stecknadel im World Wide Web versteckt waren. Berühmt sind beide auch heute nicht, doch ihre Geschäfte laufen besser denn je - dank Google.

Denn Weiner wie auch Vavra, die italienische Anzüge vertreibt, entschieden sich für bezahlte Links auf der Suchmaschine. Sie zahlen Google zwischen 21 Cents und 1,50 Dollar, sobald ihr kommerzieller Link angeklickt wird. Seither boomt das Geschäft, behauptet Vavra, die ihren Umsatz von zehn Anzügen im Monat auf 120 steigerte. Auch Weiner ist zufrieden und gibt inzwischen 40 Prozent seines Werbebudgets für Kleinanzeigen auf Google aus.

Weiner und Vavra gehören zu einem wachsenden Heer von über 100.000 Unternehmen, die die Suchmaschine als Werbefläche nutzen. Der Appeal ist verständlich: Nicht nur mauserte sich Google, 1998 von zwei Studenten der Stanford University gegründet, mit 200 Millionen Anfragen pro Tag zur beliebtesten Suchmaschine der Welt. Sie stieg auch ganz nebenbei zur weltgrößten Werbefläche im Internet auf. Und das, obwohl die beiden Gründer beim Launch Werbung auf ihrer Website naiverweise als "heimtückisch" ablehnten.

Geldquelle

Einige Hundert Millionen Dollar Umsätze später (Experten schätzen, dass Google heuer 700 Mio. Dollar einnimmt) ist davon längst nicht mehr die Rede. Im Gegenteil: Google hat nicht nur eine sprudelnde Geldquelle angezapft. Es hat aus einer Internetsuchmaschine ein Geschäft mit Zukunft gemacht - vor allem, wenn große Warenhausketten einsteigen. Denn anders als nervige Bannerwerbung oder ungeliebte Pop-ups ist Werbung auf Google kontextabhängig und zielgerichtet. Nur wer "Hugo Boss" googelt, sieht Vavras Anzeige, nicht jedoch derjenige, der nach einem Tauchshop in den Florida Keys Ausschau hält.

Yahoo wappnet sich

Der Erfolg von Google heizt die Konkurrenz unter den Portalen und Suchmaschinen an. Vor allem Yahoo, Nummer drei, und Microsofts MSN, Nummer vier beim Werbeumsatz, wappneten sich in den vergangenen Monaten gegen die Vormachtstellung von Google, dessen Umsätze nur von Internet-Werbedienstleister Overture übertroffen werden. So überraschte es nicht, als Yahoo vergangene Woche die Übernahme von Overture ankündigte, nachdem es bereits die Suchmaschine Inktomi gekauft hatte. Mit dem Kauf von Overture verhindert Yahoo nicht nur, dass sich Microsoft selbst die Firma unter den Nagel reißt, sondern stärkt auch seine Position im Kampf um die Webvorherrschaft. Denn Overture ist einer der führenden Anbieter bezahlter Suchergebnisse, die üblicherweise an viel frequentierte Drittanbieter geliefert werden.

Auch wenn Yahoos Chief Operating Officer Dan Rosensweig betonte, "aus offensiven, nicht defensiven Gründen" zu kaufen, ist der Deal so offensiv wie defensiv. Denn nicht nur soll er Google in die Schranken weisen und die Erweiterung des Modells auf ausländische Märkte ermöglichen. Er wird zu weiterer Konsolidierung führen. Spekuliert wird, dass Microsoft gezwungen wird, seine Position mit dem Zukauf kleinerer Firmen zu stärken - womöglich mit Google selbst. (Rita Neubauer/DER STANDARD; Printausgabe, 22.7.2003)