Bild nicht mehr verfügbar.

Fed-Chef Bernake hält an seiner Linie fest.

Foto: AP/Ceneta

Washington - US-Notenbank-Chef Ben Bernanke hält an seiner ultralockeren Geldpolitik fest. Die Federal Reserve (Fed) werde so lange in großem Stil Wertpapiere kaufen, wie dies für eine substanzielle Verbesserung des Arbeitsmarktes in den USA nötig sei, sagte der US-Notenbankchef im US-Kongress.

"Die Geldpolitik bringt erheblichen Nutzen." Falls sich die Beschäftigungslage nachhaltig aufhelle, könne das Tempo der Konjunkturhilfen jedoch "auf einer der nächsten Sitzungen" gedrosselt werden, kündigte Bernanke an. Über seine eigene Zukunft hielt sich der Fed-Chef bedeckt. Ob er auf Anfrage von Präsident Barack Obama eine dritte Amtszeit absolvieren würde, wollte der Notenbank-Chef nicht preisgeben.

Wirtschaft ankurbeln

"Ich bin nicht bereit, die Frage zu beantworten", sagte Bernanke vor den Abgeordneten. Seit Wochen schießen die Spekulationen über seine Zukunft ins Kraut. Seine zweite Amtszeit endet regulär am 31. Januar 2014. Seine Absage für das international beachtete Notenbankentreffen in Jackson Hole Ende August hatten einige Fed-Beobachter als Hinweis auf Amtsmüdigkeit gedeutet. Bernanke gilt wie seine bereits als potenzielle Nachfolgerin gehandelte Stellvertreterin Janet Yellen als Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik.

Die US-Notenbank kauft seit einem halben Jahr monatlich für 85 Milliarden Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere, um mit dem so geschaffenen Geld die Wirtschaft anzukurbeln. Zuletzt hatten wegen Äußerungen diverser Notenbanker in den USA Spekulationen zugenommen, die Fed könnte früher als erwartet ihre Politik des billigen Geldes zurückfahren. Bernanke sagte nun, er werde weitermachen, bis sich die Lage wesentlich gebessert habe. Eine zu frühe Straffung der Geldpolitik würde Risiken mit sich bringen.

Erst dann, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt "tatsächlich und nachhaltig" gebessert habe, wolle er die Anleihenkäufe schrittweise reduzieren, sagte Bernanke bei einer Anhörung vor dem gemeinsamen Ausschuss der beiden Kammern des Kongresses.

Arbeitslosenquote entscheidend

Die Fed hat versprochen, dass sie solange den Leitzins nicht erhöht, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist. Aktuell liegt sie bei 7,5 Prozent, sinkt allerdings schneller als erwartet. Bernanke zeigte sich vor den Parlamentariern dennoch enttäuscht. Der Arbeitsmarkt bleibe weiter schwach.

An den Finanzmärkten sorgten die Äußerungen Bernankes zunächst für steigende Kurse - sowohl an der Wall Street in New York als auch in Frankfurt, wo der Dax erstmals in seiner gut 25-jährigen Geschichte die Marke von 8500 Punkten übersprang. Am Devisenmarkt kletterte der Euro zunächst bis fast 1,30 Dollar, rutschte später dann aber wieder deutlich ab. Insbesondere die Bemerkung Bernankes, das Tempo der Staatsanleihenkäufe könne bei einer durchgreifenden Verbesserung am Jobmarkt schon auf einer der nächsten Sitzungen gedrosselt werden, ließ aufhorchen: "Einige Devisenanleger sehen darin ein Signal, dass ein baldiger Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik durchaus vorstellbar ist", erklärte ein Händler in Frankfurt. "Das hat zu Dollar-Käufen geführt." Für den Abend wurde noch das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung erwartet.(APA/Reuters, 23.5.2013)