Video-Download unter aiweiwei.com.

Foto: Ai Weiwei

Peking  - Der chinesische Dissident und Künstler Ai Weiwei verarbeitet seine Zeit in Gefangenschaft in einem Musikvideo. Gefesselt und von Polizisten bedrängt - so zeigt sich der 55-Jährige in dem am Mittwoch veröffentlichten Film zu dem Lied "Dumbass". Die Single ist auch ein Vorgeschmack zu Ais Debütalbum "The Divine Comedy", das am 22. Juni erscheinen soll.

Zu Beginn des Videos trägt er einen Sack über dem Kopf mit der Aufschrift "Verdächtiger". Dann wird der Künstler in einer Zelle gezeigt, beim Duschen, beim Verhör und beim Essen. Am Ende des Videos wird Ai Weiwei mit rasiertem Kopf und Bart gefilmt - von niemandem geringerem als den durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Wong Kar-Wai berühmt gewordenen Kameramann Christopher Doyle.

 

Mit dem Video wolle er die Wahrheit über das chinesische Sicherheitssystem zeigen, sagte er per Telefon: "Die Behörden müssen darüber nachdenken, denn noch viele Menschen sind im Gefängnis. Ich hoffe, dass ich die Aufmerksamkeit der Menschen für diese Situation wecken kann", sagte er. Musik sei ein gutes Mittel, um sich auszudrücken. "China verändert sich, aber es ist noch nicht klar, in welche Richtung." Daher müsse jetzt jeder sein Bestes geben. Im Jahr 2011 hatte Ai unter internationalen Protesten 81 Tage in Gefangenschaft verbracht - nach offizieller Lesart wegen Steuervergehen.

Biennale-Präsenz fraglich

Offen ist weiterhin, ob Ai Weiwei zur Eröffnung der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig kommen kann: Er habe bisher keine Ausreisegenehmigung bekommen, teilte die Kuratorin des deutschen Pavillons, Susanne Gaensheimer, mit. Auch habe er Angst, dass er im Falle einer Ausreise möglicherweise nicht nach China zurückkehren dürfe. "Wir hoffen aber bis zur letzten Minute, dass es doch noch klappt", sagte Gaensheimer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, über ihren Stargast, dessen Beitrag von Mitarbeitern von ihm aufgebaut worden ist.

In einem Interview mit dem "Spiegel" hatte Ai Weiwei gesagt, er sei zuletzt 1999 auf der Biennale gewesen und noch am Tag der Eröffnung wieder abgereist. "Wie die meisten Künstler mag ich diese Veranstaltungen nicht besonders, diese Händeschüttelei, dieses Hallosagen - ich bin für so etwas nicht geeignet." In diesem Jahr habe er allerdings "meine Mutter überredet hinzufahren", seine Schwester werde die 80-Jährige begleiten.  (APA, 22.5.2013)