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Jun freut sich auf den Höhepunkt seiner Karriere.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Tomas Jun hat den Tag vor dem Showdown entspannt verbracht. Training, Abendessen, die Ehefrau und die sechsjährige Tochter sind aus Prag angereist. Vielleicht hat er sich einen Film angeschaut, kann sein, dass er dabei einschlafen ist. "Ich habe keine Zweifel. Natürlich werden wir Meister. Der Fußball ist zwar unberechenbar, aber diesmal passiert nichts. Dafür war der Weg zu lange, um im letzten Moment noch zu stolpern. Wir sind hoch konzentriert, nicht überheblich, haben Respekt vor Mattersburg. Ich bin bereit, wir alle sind bereit. Wir spielen auf Sieg, lassen uns den Abend nicht verderben."

Um circa 22.30 Uhr wird Jun die Meisterschale zumindest kurz anfassen. Überreicht bekommt sie natürlich Austrias Kapitän Manuel Ortlechner, Liga-Präsident Hans Rinner hält sich an Regeln. Das Spielfeld der Generali-Arena wird für die Fans zum Jubelplatz, sie dürfen es betreten. Natürlich gesittet. Jun sagt: "Es gibt nichts Schöneres, als mit den Anhängern zu feiern." Sie rufen ihn nicht Jun, sondern Juuuuuuun. Das U ist sehr lang gezogen. "Sie mögen mich wohl."

Teamplayer

Der 30-Jährige zählt zu den Schlüsselspielern der Austria. Er steht nicht ganz so im Fokus wie Philipp Hosiner. Der Tscheche zeigt dafür Verständnis, schließlich sind seine neun Tore weniger als Hosiners 32. " Früher wollte ich die Tore selbst machen, Stürmer sind Egoisten. Das hat sich total gelegt, irgendwann erkennst du, dass es vernünftiger ist, Teamplayer zu sein. Spielst du an der Seite, bereitest du Treffer vor."

Jun erlernte das Kicken bei Sparta Prag, 2005 wechselte er in die Türkei zu Trabzonspor, dort hatte er überhaupt keinen Auftrag, er war quasi ein Vorgänger von Marc Janko. Besiktas Istanbul hat ihn ausgeliehen und bei Sparta Prag abgestellt. Ein zweiter Versuch in Trabzonspor scheiterte, heim nach Teplice. "Ich war nicht reif für die Türkei, habe die Umstellung auf eine andere Kultur nicht geschafft." Als sich im Jänner 2009 ein Verein namens Altach meldete, dachte sich Jun: "Warum nicht Österreich, warum nicht Vorarlberg." Er kickte auffällig gut, die Austria schlug zu. Jun riss sich nach ein paar Wochen das Kreuzband. Bis März 2010 dauerte die Genesung. "Und jetzt ist der Fußball einfach nur schön."

Top-Profi

Jun nennt zwei Hauptgründe für die außergewöhnliche Saison der Austria. " Trainer Peter Stöger und die Qualität der Mannschaft." Stöger sei eine " große Persönlichkeit. Was er sagt, stimmt, er findet immer die richtigen Worte. Und alle Spieler sind unheimlich fokussiert auf das Wesentliche." Stöger, der sich mit einem möglichen Angebot von Werder Bremen herumschlagen muss oder auch darf ("Das Interesse ehrt mich"), schickt das Kompliment an Jun retour: "Ein Supertyp, ein Top-Profi von der Einstellung her, läuferisch und technisch stark, ein wichtiger Faktor im Team. Und er sorgt für Spaß." Jun: "Es freut mich, wenn mich die Mitspieler witzig finden. Ohne Spaß macht der Fußball keinen Sinn."

Apropos kein Spaß: Sportvorstand Thomas Parits würde Stöger nicht an Bremen freigeben. "Egal, was sie zahlen."

Jun lechzt nach dem "Höhepunkt meiner Karriere". Als Prager hat er sich in Wien gut eingelebt, "die Städte sind irgendwie gleich". Sein Vertrag endet 2014, es gibt eine Option auf Verlängerung. "Ich will hier lange bleiben." Er giert nach der Champions League, schließt das Erreichen der Gruppenphase überhaupt nicht aus. "Denn es muss noch aufregender sein, gegen Manchester United als gegen Mattersburg zu spielen." Kein Witz. " Aber alles der Reihe nach." (Christian Hackl, DER STANDARD, 22.5.2013)

FK Austria Wien - SV Mattersburg (Wien, Generali Arena, Mittwoch, 20.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Harkam). Bisherige Saisonergebnisse: 4:2 (a), 3:1 (h), 4:0 (a).

Austria: Lindner - Dilaver, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Mader, Holland, A. Grünwald - Gorgon, Hosiner, Jun

Ersatz: P. Grünwald - Rotpuller, Koch, Stankovic, Kienast, Simkovic, Barazite

Es fehlt: Vrsic (angeschlagen)

Mattersburg: Borenitsch - Farkas, Majstorovic, A. Pöllhuber, Potzmann - Höller, Lovin, Prietl, Röcher - Mörz - Bürger

Ersatz: Dau - Klemen, Potzmann, Rodler, Ressler, Steiner, Gartner, Spuller, Domoraud, Naumoski

Es fehlen: Rath, Doleschal, Malic, Seidl, Novak (alle verletzt), Mravac (gesperrt)