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David Karp zählt sich mit 26 Jahren zu einem erlauchten Kreis junger Tech-Millionäre.

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David Karp ist 26 Jahre alt. Und seit kurzem um eine Viertelmilliarde Dollar reicher. So hoch soll sein Anteil am Verkauf der von ihm gegründeten Blogplattform Tumblr an Yahoo sein. Der Deal beförderte ihn in einen elitären Zirkel jener Start-up-Millionäre, die es vor ihrem 30. Geburtstag zu Reichtum gebracht haben.

Home-Schooling statt Harvard

Sein Lebensweg bis dahin führte ihn jedoch nicht über Elite-Unis wie Harvard, wo etwa Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seinen Aufstieg gestartet hatte. Ganz im Gegenteil, Karp verfügt nicht einmal über einen Highschool-Abschluss. Mitunter "Schuld" daran: Seine Mutter, Barbara Ackermann.

Mit 14 war Karp gelangweilt von den Unterrichtsstunden an der Bronx High School of Science. Seine Freizeit verbrachte er großteils zurückgezogen vor dem Bildschirm seines Computers. Doch anstatt ihn von selbigem zu lösen und ihn an die Frischluft zu schicken, entschied sich seine Mutter für einen ganz anderen Weg.

"Am Tag war er in der Schule und dann die ganze Nacht vor dem Computer", erzählt Ackermann der New York Times. "Es war bald klar, dass David mehr Freiraum brauchte, um seine Leidenschaft zu leben. Und die waren Computer, alles was mit Computern zu tun hatte." Mit ihrem Sanktus verließ Karp schließlich die Schule und wurde fortan zu Hause unterrichtet.

Polarisierender Senkrechtstarter

In den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem umtriebigen Web-Entrepreneur und beteiligte sich an mehreren Start-ups. "Als ich David zum ersten Mal getroffen habe, war er 20 und trug Sneakers und Jeans", sagt Venture-Kapitalist Bijan Sabet von Spark Capital, der zu den ersten Investoren von Tumblr gehört. "Aber ich habe gewusst, er war einer von den wenigen Unternehmern, die mit dem Web wuchsen, mit einer Idee daherkommen und sie selber in die Tat umsetzen konnten."

Karp polarisierte auch. Für seine Programmier-Skills und Web-Designs wurde er bewundert, für seinen mittlerweile Party-intensiven Lebensstil und Blogposts über sein Privatleben heimste er sich auf Gawker wiederum die Bezeichnung "Fameball" ein – eine abwertende Bezeichnung für Personen, denen Geltungssucht unterstellt wird.

Vom Schulabbrecher zum Tech-Visionär

Nach seinem Schulausstieg verschlug es ihn zuerst zu Next New Network, einer Webvideo-Firma, die von MTVs erstem Kreativdirektor Fred Seibert geleitet wurde. Den Kontakt hatte Karps Mutter hergestellt. War er dort zuerst nur ein paar Tage pro Woche zugegen, war er nach dem Ende seiner regulären Schulaufbahn täglich im Büro und wurde schnell ein unverzichtbarer Mitarbeiter.

Eines Tages beauftragte ihn Seibert damit, eine neue Website für die Firma zu bauen. Zwei Wochen später teilte ihm sein Schützling mit, dass er das nicht getan hätte. Stattdessen zog Karp eine PlayStation Portable aus der Tasche, hielt sie Seibert unter die Nase und erklärte ihm, dass seine Idee veraltet, "so 2000", sei. Denn Apple würde bald einen iPod mit Videofunktionalität veröffentlichen und das sei der Weg, auf welchem die Menschen künftig solche Inhalte konsumieren würden.

Next New Networks gehörte am Ende des Tages zu den ersten Videoprodukten, die auf iTunes verfügbar waren und wurden später für 50 Millionen Dollar von Google erworben.

Holpriger Tumblr-Start

Karp arbeitete danach bei verschiedenen kleinen Techfirmen in New York und wechselte von dort zu einem Start-up in Tokio. Nach seiner Rückkehr würde er Technologiechef für die Eltern-Plattform "UrbanBaby", das 2006 von CNet übernommen wurde. Das bescherte ihm mehrere hunderttausend Dollar, die er prompt in sein eigenes Unternehmen "Davidville" investierte. Deren erstes Projekt war eine einfache Blogplattform: Tumblr. Auch Seibert investierte in die Plattform und sitzt bis heute im Aufsichtsgremium des Unternehmens.

Tumblrs Geburt verlief aber nicht ganz komplikationsfrei. Unerfahren im Management eines Unternehmens und der festen Überzeugung, dass viele Firmen zu groß für ihren eigenen Bedarf seien, hatte er zu Beginn teilweise schon Probleme beim Interviewen von Jobinteressenten. Aber Karp reifte zusammen mit dem mittlerweile millionenfach genutzten Webdienst, meint dessen PR-Manager Mark Coatney. Und das obwohl seine Rolle als CEO mehr als nur einmal in Frage gestellt wurde.

"Bin definitiv introvertiert"

Karp lebt mittlerweile mit seiner Freundin und einem Hund in einem 1,6 Millionen Dollar teuren Loft in Brooklyn. Er verfolgt derzeit keine Pläne, die New York oder Yahoo zu verlassen.Sein Lebensstil hat sich erneut gewandelt und die junge Tech-Ikone agiert etwas zurückgezogener. Den College-Abschluss möchte er vielleicht irgendwann einmal nachholen.

In einem Interview sagte er vergangenes Jahr, dass er gerne früher ins Büro kommt, um eine Weile alleine arbeiten zu können. "Ich fühle mich am produktivsten und gefordertsten, wenn ich mich in Programmcode oder ein Projekt vergraben kann oder an einem Design herumbastle. Ich bin definitiv introvertiert." (red, derStandard.at, 21.05.2013)