Bild nicht mehr verfügbar.

Reiches Apple, armes Apple. Der US-Konzern gilt als wertvollste Marke der Welt. Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen mithilfe von Steuertricks künstlich arm- gerechnet.

Foto: APA

iPhones und iPads haben das US-Unternehmen Apple reich gemacht. Das kalifornische Unternehmen hat nach wie vor die weltweit wertvollste Marke. Doch Apple baut nicht nur technische Spielereien, das kalifornische Unternehmen hat auch ein komplexes Netz an Briefkastenfirmen und Unternehmenstöchtern gespannt, um Steuern zu vermeiden. Jahrelang hat der Konzern so Steuern auf seine Milliardengewinne vermieden, wirft ein Ausschuss im US-Senat um den Senator Carl Levin dem Unternehmen vor. Levin selbst ist Initiator von Gesetzesvorschlägen gegen den Missbrauch von Steueroasen. Für ihn steht fest: Apple habe den "Heiligen Gral der Steuervermeidung" gesucht und " aggressiv" Schlupflöcher genutzt.

Geht es nach dem US-Senat, hat Apple mit diesen Techniken Steuern auf 74 Milliarden Dollar an Gewinnen vermieden. Bei der US-Steuerquote auf Unternehmensgewinne von 35 Prozent hat der kalifornische Technikriese damit 25,9 Mrd. Dollar weniger an Steuern gezahlt. Drehscheibe waren Unternehmenstöchter in Irland, allen voran die Apple Operations International (AOI) und die Apple Sales International (ASI).

Die ASI kauft von chinesischen Produzenten fertige Produkte und mit hohem Aufschlag an andere Apple-Unternehmen weiterverkauft. Zwischen 2009 und 2012 wurden "wenig bis keine Steuern" gezahlt. 2011 etwa machte das Unternehmen 22 Milliarden Dollar Gewinn, zahlte aber nur zehn Millionen Dollar an Unternehmenssteuern, ein Steuersatz von 0,045 Prozent.

Trick

Der Trick: ASI verfügt offenbar über kein steuerliches Domizil. Das Unternehmen ist zwar in Irland gegründet, ist aber weder in den USA noch in Irland steuerpflichtig, weil es die Voraussetzung für Steuerpflicht nicht erfüllt. Das Unternehmen machte sich auch bei anderen Töchtern dieses Schlupfloch zu Hilfe. In den USA war ASI nicht steuerpflichtig, weil die Gesellschaft in Irland gegründet worden war. In Irland wiederum zahlte die Firma keine Steuern, weil sie nicht aus Dublin heraus gemanagt werde. Die ASI weilte damit im Steuer-Nirwana.

Die irische Regierung erklärte umgehend, Irland trage keine Schuld an der Ausnutzung von Steuerschlupflöchern, sondern die Gesetzgebung anderer Länder, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Eamon Gilmore in einem Rundfunkinterview. Dabei stößt dem US-Senat auch auf, dass Apple mit der Regierung im Dublin Steuersätze von unter zwei Prozent ausverhandelt hat.

Apple ist nicht das einzige Unternehmen, das die international verschiedenen Steuergesetze gegeneinander ausspielt, das betont auch der US-Senat. Bereits im vergangenen September wurde etwa Microsoft gemahnt, das die Praxis, Patente und andere geistigen Eigentumsrechte ins Ausland zu transferieren, lediglich der Steuervermeidung diene.

Paradox

Das führt auch zu paradoxen Situationen. Anfang Mai hat Apple sich 17 Milliarden Dollar am Kapitalmarkt geborgt. Und das, obwohl das Unternehmen 102 Milliarden Dollar an Barmitteln im Ausland hat. Hätte das Unternehmen aber die Dividende an seine Investoren aus diesen Beständen bezahlt, wären Steuern fällig gewesen. Daher plädierte Apple-Chef Tim Cook in einer ersten Stellungnahme für eine Steuerreform, die es Unternehmen erleichtert, im Ausland erzielte Gewinne wieder in die USA zu schaffen.

Doch Apple ist kein Einzelfall. Insgesamt halten die amerikanischen Unternehmen mehr als 1900 Mrd. Dollar an Gewinnen in ausländischen Töchtern. Im Hintergrund plant eine Reihe von US-Senatoren, unter ihnen laut Medienberichten auch Charles Schumer, einen "tax holiday" für US-Unternehmen noch in diesem Jahr. Damit könnten Firmen ihr ausländisches Geld in die USA schaffen und würden eine Zeit lang nur acht Prozent (statt der gesetzlich vorgeschrieben 35) an Gewinnsteuern abführen müssen. Schumer verspricht sich davon, dass die Unternehmen in den USA investieren. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 22.5.2013)