Hotelier Christoph Hoffmann expandiert heuer nach Berlin und liebäugelt mit Standorten in Asien.

Foto: Andy Urban

Standard: Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?

Hoffmann: Kreativ, Menschen verbindend, mit einer Passion für das Inszenieren von Ereignissen.

Standard: Hang zum Übertreiben?

Hoffmann: Auch. Im Negativen, wenn es um Detailversessenheit geht; im Positiven, wenn ungewöhnliche Dinge entwickelt werden sollen.

Standard: Sie sind Miterfinder und Miteigentümer der Hotelkette 25 hours. 24 Stunden reichen Ihnen nicht?

Hoffmann: Auf keinen Fall. Die Extrastunde ist wichtig. Wir wollen Hotels schaffen, die losgelöst sind von funktionalen Standards, die Menschen anregen, einen besonderen Aufenthalt zu haben.

Standard: Hauptsache auffallen?

Hoffmann: Man darf es nicht zu toll treiben. Auffallen nur des Auffallens wegen - nein. Es geht um das Schaffen eines Mehrwerts.

Standard: Sie könnten mit Ihren durchgestylten Häusern Schiffbruch erleiden, wenn sich Geschmack oder Zeitgeist ändern?

Hoffmann: Wir bauen die Häuser so, dass sie verändert werden können. Wir wollen uns ständig neu erfinden. In Wien haben wir uns auf ein Höchstmaß an individualisierten Produkten verständigt, etwa einen Sessel, den wir auf einem Markt in Südfrankreich gefunden haben. Der wird nicht 100 Jahre halten, den müssen wir irgendwann ersetzen. Das gilt auch für bestimmte Konzepte.

Standard: Müssen Sie wegen der kurzen Investitionszyklen im laufenden Betrieb mehr verdienen als herkömmliche Hotels?

Hoffmann: Nicht unbedingt. Wir gehen systematisch vor, nehmen jedes Jahr mindestens drei Prozent unseres Umsatzes und reinvestieren das Geld zum passenden Zeitpunkt in neue Ausstattung.

Standard: Wie viel freie Hand haben Ihre Innenarchitekten?

Hoffmann: Fifty-fifty, würde ich sagen. Wir mögen es nicht besonders, wenn der Designer macht, was er will. Will man etwas Besonderes schaffen, muss man aufeinander hören. Wir sind gut, wenn es gilt, Konzepte zu entwickeln; der Designer sollte gut sein, diese ästhetisch optimal umzusetzen.

Standard: Als Leitmotiv für Ihr Hotel in Wien haben Sie den Zirkus gewählt. Warum?

Hoffmann: Jedes Haus braucht eine Story; wenn die gefunden ist, fangen wir mit der Hotelentwicklung an. Wien ist neben London eine der Wiegen des Zirkus, steht aber auch für Spektakel und Feiern. Das ist eine gute Geschichte.

Standard: Ist die individuelle Note Ihre Antwort auf Unternehmen wie Airbnb, die online Unterkünfte in Privatwohnungen vermitteln?

Hoffmann: Auf jeden Fall. Wir wollen das Gegenteil sein, dem Gast einen kurzen, aber schönen Aufenthalt bieten, mit dem Service eines Hotels in einem Ambiente, das die Stadt widerspiegelt.

Standard: Und Motel One?

Hoffmann: Ist eine smarte, funktionale Hotelgruppe, sehr gut im Systematisieren und im Copy & Paste. Die können dadurch viel schneller expandieren. Unsere Stärke liegt im Betonen des lokalen Elements und im Individualisieren.

Standard: Zielgruppe ...?

Hoffmann: ... sind Geschäfts- und Freizeitreisende. Es wohnen viele Kreative und Individualisten bei uns, aber auch Menschen, die hedonistisch veranlagt sind und sagen, sie möchten etwas erleben, wenn Sie in eine Stadt kommen.

Standard: Vorbilder für 25 hours?

Hoffmann: Gab es eigentlich nicht, zumindest nicht in Europa. In Amerika gibt es zwei, drei Gruppen, die ähnliche Wege gehen, etwa ACE Hotels aus Portland oder The Standard von André Balazc. Ein Wegbereiter war sicherlich auch Ian Schrager, der in den 1990er-Jahren gemeinsam mit Philippe Starck begonnen hat, Hotels in dieser Form zu inszenieren.

Standard: Es gibt die EU-20-20-20-Ziele; was sind Ihre Ziele für 2020?

Hoffmann: 2020 hätten wir gerne Häuser in Metropolen, die noch internationaler sind und noch eine Spur exotischer daherkommen wie unsere jetzigen. Amsterdam, Kopenhagen und Stockholm kommen genauso infrage wie Standorte in Italien oder Spanien. Toll wäre es, wenn wir den einen oder anderen Standort auf der anderen Seite des großen Teichs oder im asiatischen Raum hätten.

Standard: Was kommt fix?

Hoffmann: In Berlin wird 25 hours zu Silvester aufsperren, mit Gastronomie von Haya Molcho (Neni am Naschmarkt in Wien; Anm.). 2016 wollen wir ein zweites Haus in Zürich aufsperren.

Standard: Kann das Konzept auch in Ferienregionen funktionieren?

Hoffmann: Denkbar ist das schon, das Konzept müsste aber wahrscheinlich modifiziert werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 21.5.2013)