DAMEN Tombola. Gärtnerei Schullian, Bozen. 18. Mai 1996

© DIE DAMEN, Foto: Woessner, VBK 2013

DIE DAMEN präsentieren ihre Zukunft. Österreichisches Tabakmuseum Wien, ATW-Kunstkalender für das Jahr 1991, Mai.

© DIE DAMEN, Foto: Woessner, VBK 2013

DIE DAMEN präsentieren ihre Zukunft. Österreichisches Tabakmuseum Wien, ATW-Kunstkalender für das Jahr 1991, Dezember.

© DIE DAMEN, Foto: Woessner, VBK 2013

"Als Agentur für selbstbewusste Kunst von Frauen sind DIE DAMEN geschichtsmächtig geworden. 1987 gründen Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen (1949–2003) und Ingeborg Strobl die prozessorientierte Performancetruppe, deren Auftritte und Aktionen im Zeichen eines federleichten, spöttischen Feminismus stehen. DIE DAMEN inszenieren Performances und parodistische Events und haben das Genre des Tableau Vivant, des lebenden Bildes, ins Medienzeitalter übersetzt. Ihre Live-Interpretationen vom Rollenspiel der Geschlechter, die Kommentare zum Status der Frau im Kunstbetrieb und in der Gesellschaft sind pointiert und kritisch, humorvoll und voll Selbstironie", so Brigitte Huck, Kunstkritikerin und freie Kuratorin, Wien, in ihrem Publikationsbeitrag zu DIE DAMEN.

Nach dem Ausscheiden von Ingeborg Strobl 1992 wurde das Quartett neu gemischt und der New Yorker Künstler Lawrence Weiner zur DAME.

Die Ausstellung ist eine umfassende Aufarbeitung der zahlreichen Projekte der vier Pionierinnen, die mit ihren inszenierten Performances und parodistischen Events eine Kultur der Performance-Art vorwegnahmen und deren Arbeiten sich im weiten Feld des "Crossover" als permanente Annäherung und Grenzüberschreitung zwischen den Geschlechterrollen und den Bereichen der bildenden Kunst, Mode, Design, Architektur und Werbung darstellen.

Zur Ausstellung DIE DAMEN

Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Lawrence Weiner erscheint eine Publikation mit Beiträgen von Brigitte Huck, Susanne Neuburger, Alexandra Schantl, Andreas Spiegl, Ernst Strouhal und Peter Zawrel, die das künstlerische Werk der temporären Künstlerinnen-Formation umfassend illustriert und dokumentiert.

Erster gemeinsamer Auftritt

Aus gegebenem Anlass, 8. Jänner 1988, Restaurant Wien Westbahnhof, Postkarte
Mit diesem ersten Event definieren DIE DAMEN – damals noch unter ihrem jeweiligen "bürgerlichen Namen" – die Parameter für alles Weitere: von nun an werden sie gemeinsam vor allem eines sein: unverwechselbar. Um Persiflage wird es fortan gehen, um Persiflage als Methode, um eine neue Technik, Haltung zu zeigen. Bereits mit ihrer ersten Nummer, einer Postkarte, etablieren sich DIE DAMEN als Torpedos für Rollenklischees und Spezialistinnen fürs ironische Zitat. Der Impuls für die Postkarte kam von einer legendären Aufnahme aus Wiens wilden 1968er Jahren: der Szenefotograf Christian R. Skrein bat den männlichen Kern der intellektuellen Künstlerschaft von Christian Ludwig Attersee bis Walter
Pichler zur Fotosession. ... DIE DAMEN reagieren 20 Jahre später auf das Gruppenbild mit Ingrid und inszenieren sich vor der Kamera Leo Kandls als die "Vier neuen Mitglieder des Ersten Wiener Männergesangvereins". Sie liefern, das Skrein'sche Setting und Layout zitierend, die inspirierende Rettung vor dem Pathos der Alphamännchen. Und die wäre: weibliche Selbstermächtigung.

Geburtsstunde der Marke DIE DAMEN

Postmodern, 18. April 1989, Secession
Wien Briefmarke 4D, gedruckt in der österreichischen Staatsdruckerei,
nummeriert, gestempelt und ungestempelt, Auflage 1000 Stück
Der Abend geht als Geburtsstunde der Marke DIE DAMEN in die Performancegeschichte ein. Zu einem eigenen und sehr speziellen Kapitel werden sie Einladungen und Editionen entwickeln, die anlässlich einzelner Events produziert, verkauft oder verschenkt werden. Die sinnigen Verweise aufs gestellte Thema sind trockener Kommentar, klug, prägnant und voll abgründigen Humors, der groteske Komödie und die Schrecken der Bürokratie zu einer absurd-kafkaesken Persiflage vereint ... hintergründig nennen DIE DAMEN den Abend "postmodern". Das konnte, schlicht und analog, als kabarettistischer Slapstick über die Segnungen des Postbetriebs interpretiert werden, auf einer deutlich ausgespielten Meta-Ebene meinte die Inszenierung jedoch das "Entwerten" des damals viel beschworenen Phänomens der Postmoderne als kanonisiertes Denkschema.

Bei allen weiteren Aktionen und Performances wird das Medium Fotografie zum konstitutiven Element des Gesamtwerks der DAMEN. Die Fotografie dient einerseits der Dokumentation und gleichzeitig stellt sie, wie z. B. für den Kunstkalender für das Jahr 1991 "DIE DAMEN präsentieren ihre Zukunft", als inszenierte Fotografie ein eigenständiges, künstlerisches Werk dar. Nichts überlassen DIE DAMEN dem Zufall, jede Pose, jede Mise-en-Scène oder jedes Setting folgt einer genau durchdachten Regie- und Bildredaktion. Anfangs steht ihnen Leo Kandl und später Wolfgang Woessner als professioneller Autorenfotograf zur Seite. Diese ästhetische Strategie zieht sich wie ein roter Faden durch alle ihre Aktionen und wird zum Markenzeichen schlechthin. DIE DAMEN haben ihre "Fan-Gemeinde", die ihnen gespannt und in Erwartung einer neuen Überraschung von einer Aktion zur nächsten folgt, die jede für sich einmalig, einzigartig und zugleich ein gesellschaftliches Ereignis des Sehens und Gesehenwerdens ist.

Zwischen den Jahren 1987 und 1996 fanden zahlreiche Aktionen von DIE DAMEN an den unterschiedlichsten Orten statt, die in der Ausstellung in der Landesgalerie für zeitgenössische Kunst ST. PÖLTEN und in der dazu erschienenen Publikation dokumentiert sind.