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Nicht nur Kleider werden auf den Leib geschneidert. Maßanfertigung gibt es auch für Software.

Foto: Reuters

Mit 40 kam das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Das war der Auslöser für Peter Matzka, sein bisheriges Angestelltenverhältnis zu beenden und in die Selbstständigkeit zu starten. Gemeinsam mit seinem Kollegen Robert Glaubauf zog Matzka 2002 das Unternehmen Intelligent Software hoch. Kernprodukt ist ISADE. Dieses Kürzel steht für Intelligent Software Application Development Environment und fasst zusammen, womit die beiden Unternehmer am Markt reüssieren. Sie erarbeiten individuelle Softwarelösungen für Unternehmen. Das kann eine Kundendatenbank oder die Lagerverwaltung sein. "Jeder Kunde bekommt seine Lösung, die dann sitzt wie ein Maßanzug" , sagt Matzka.

Das Rezept, um sich gegen Konkurrenten wie Microsoft oder SAP durchzusetzen, sei der Preis. Maßgeschneiderte Software ist zumeist mit hohen Kosten verbunden - dort setzen Matzka und Glaubauf an. Ihr Tool schneidere die gewünschte Software quasi auf Knopfdruck, womit der Preis (der vom Umfang der Lösung abhängt) "überschaubar bleibt".

Heute zählt Intelligent Software 105 Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dazu gehören etwa der Motoren- und Maschinenhersteller Zeppelin Caterpillar, der Kärntner Fleisch- und Convenience-Spezialist Karnerta und die Stadt Aachen, für die Intelligent Software die öffentliche Verwaltung organisierte.

Kein Zuckerschlecken

Der Erfolg der beiden "ist aber harte Knochenarbeit", sagt Matzka. Höhen und Tiefen gehören zum Geschäft. "Die Entwicklung der Software hat erst einmal alle meine Ersparnisse aufgefressen", sagt Matzka zum Standard. Keine Bank war bereit, seine Ideen zu finanzieren. Daher arbeitete er anfangs nebenbei noch als Programmierer, um seinen Traum vom eigenen Unternehmen zu finanzieren. An der Zurückhaltung der Banken habe sich bis heute nichts geändert: "Selbst wenn man die unterschriebene Auftragsbestätigung eines großen Kunden vorlegt", sagt Matzka.

Daher achten die Geschäftspartner darauf, dass immer genug Eigenkapital zur Verfügung steht. Das ist auch eine der Lehren, die Matzka an jüngere Kollegen weitergeben möchte: "Man muss immer am Boden bleiben, darf nie alles Geld ausgeben, das man verdient hat. Egal, wie gut das Business gerade läuft."

Die zweite große Lektion sei, dass man nie aufhören dürfe, sich um die Kundenakquisition zu kümmern. "2011 haben wir uns in zwei Großprojekte vertieft und die Kundenakquisition vernachlässigt", sagt Matzka. Das habe sich gerächt und zu einem kurzen Stillstand geführt. In Deutschland wurde mittlerweile die Deutsche Telekom als Kooperationspartner gewonnen, um das Vertriebsnetz zu stärken. Dennoch sitzt der Hobbypianist bis zu achtmal die Woche im Flugzeug, auf dem Weg zu bestehenden oder neuen Kunden.

Der Support sei laut Matzka ebenfalls ein Grund, warum Abnehmer Intelligent Software den großen Anbietern vorziehen. "Viele Mitbewerber bieten vor Ort keinen deutschsprachigen Support mehr. Bei uns ist der Kunde direkt mit dem Entwickler im Kontakt."

"Angst wird verdrängt"

Trotz aller Hürden und Risiken würde Matzka seinen Weg wieder so gehen. Die Angst vor dem Scheitern "wird verdrängt, anders geht es nicht". Durchhaltevermögen und Konsequenz seien jene Eigenschaften, die ein Unternehmer am meisten brauche.

Nach elf Jahren Selbstständigkeit träumt der Vater von drei Kindern davon, "irgendwann sechs Wochen Urlaub am Stück zu machen". Davor muss aber noch ein neues Büro gefunden werden. Mit mittlerweile acht Mitarbeitern braucht es neue Räumlichkeiten, zumal das Unternehmen wächst. Bis Ende 2014 rechnet Matzka mit rund 20 Mitarbeitern.

In der wenigen Freizeit bastelt Matzka an einem anderen Traum: an einer Modelleisenbahn. "Die Arbeit mit den Händen ist mein Ausgleich." (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 17.5.2013)