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Österreich ist spitze - immer wieder einmal.

Foto: Reuters/Pfaffenbach

Wien - Der Nabel der Welt ist Österreich nicht, auch wenn oft dieser Eindruck entstehen könnte. Was den Bankplatz Österreich betrifft, hat dieser allerdings offenbar mehr Gewicht, als manch einem lieb sein dürfte: Der Bankplatz Österreich ist nämlich nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) weltweit systemrelevant. Vor allem wegen seiner Drehscheibenfunktion für Osteuropa und den Balkan. Aufgeblähte Bilanzen und faule Kredite machen den Ratingagenturen aber Sorgen.

Unter Beobachtung

Österreich rangiert nach Worten der Chefs der Finanzmarktaufsicht, Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller, für den IWF unter den 25 bedeutendsten Finanzzentren der Welt. Auch als Finanzzentrum für Zentral-, Ost- und Südosteuropa stehe Österreich unter Beobachtung der großen internationalen Organisationen. Aus diesem Grund werde der heimische Finanzsektor vom IWF alle fünf Jahre umfassend geprüft.

Bilanzsumme überflügelt BIP

Die FMA beaufsichtigt in Österreich alle 808 Banken mit einer gemeinsamen Bilanzsumme von 982 Milliarden Euro. 31 Prozent der Assets sind im Ausland, vorrangig in Zentral-/Osteuropa. Die Assets aller österreichischen Finanzinstitute (1.360 Milliarden Euro) - also von Banken, Versicherern, Pensionskassen und Fonds - betragen ein Vielfaches des österreichischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Letzteres betrug im Vorjahr rund 310 Milliarden Euro. Damit haben die Banken das 3,2-Fache und der gesamte Finanzsektor das 4,4-Fache der heimischen Wirtschaftsleistung in ihren Büchern.

Im Durchschnitt der EU sieht es ähnlich aus. Ein Ausreißer nach oben ist Zypern, dessen Banken das Siebenfache des BIPs vereinen. Für Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) ist daher Zypern ein "Sonderfall und keinesfalls mit der Situation in Österreichs Banken zu vergleichen", wie sie im März beschied.

Faule Kredite

Unabhängige Kommentatoren sehen das allerdings anders. Die US-Ratingagentur Moody's hat im März dieses Jahres eine Neubewertung des österreichischen Bankensektors vorgenommen. Gleich zu Beginn stand die wenig erbauliche Nachricht, dass der Ausblick für die heimischen Finanzinstitute für die nächsten zwölf bis 18 Monate "negativ" bleibe.

Begründet wurde die Einschätzung vom US-Ratingriesen unter anderem mit den Problemkrediten in Osteuropa. Von 2008 bis Ende 2011 ist bei Österreichs Banken der Anteil der Kredite mit Rückzahlungsproblemen von fünf auf 10,2 Prozent gestiegen.

Osten lastet auf den Banken

Wobei Moody's bei Österreichs Banken einen Unterschied zwischen den Aktivitäten im Inland und denen in Osteuropa macht. Im Österreich-Geschäft werden vier bis acht Prozent der Kredite als problematisch eingestuft, in Zentral- und Osteuropa erhöhte sich dagegen der Anteil auf 15 Prozent. Heuer könnte es der laut der Moody's-Einschätzung vom März bei Österreichs Banken einen moderaten Anstieg bei den faulen Krediten geben. Noch offen ist, wann in Zentral- und Osteuropa die Trendwende geschafft sein wird.

Fremdwährungs-Kreditblase

Aber auch für den Privatverbraucher heißt es schwitzen. Die FMA sieht weiter hohe Belastungen durch den Bestand an riskanten Fremdwährungskrediten. Die Aufsicht spricht von einer Blasenbildung, aus der seit Oktober 2008 - als ein Vergabestopp verfügt wurde - Druck herausgenommen worden sei. So habe man den Fremdwährungskreditnehmern sechs Milliarden Euro an Zusatzbelastungen erspart.

Seit 2008 ist laut FMA der Bestand an den vorwiegend von Häuslbauern beanspruchten Fremdwährungskrediten nun schon um ein Drittel zurückgegangen. 2008 hatten 267.000 österreichische Haushalte einen Fremdwährungskredit laufen, Anfang 2013 seien es nun schon 100.000 weniger. Der Höchststand wurde 2010 mit 38,7 Milliarden Euro gemessen. Ende 2012 waren es 31,7 Milliarden Euro. (APA/red, derStandard.at, 16.5.2013)