Der Architekt und Fahrrad-Freak Michael Embacher verfügt über eine Sammlung von mehr als 200 Rädern, die auf der ganzen Welt ausgestellt wird. Wir zeigen einige Höhepunkte der Kollektion

Pionierarbeit
Mountainbike Smooth Welding

Es heißt, es gebe viele Väter des Mountainbikes - als einer davon gilt Gary Klein, der in den 1970er-Jahren zum Pionier des Alurahmens und vieler anderer Details wurde. Klein machte unter anderem die Rohre dicker, ließ deren Wandstärke aber so dünn wie möglich. Andere Merkmale von Kleins Radbaukunst sind innen verlegte Züge und eine sehr robuste Lackierung. Auch setzte er ein neues Schweißverfahren in zwei Schichten ein, das für geringere Belastung an den Nähten sorgt.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Tretvespa
Scooter von MFA

Wer glaubt, hier handle es sich um eine Möchtegernvespa, irrt. Nachgeahmt wurde nämlich eine Lambretta 150 LD, wie sie vor allem in den 1950er-Jahren durch die Gassen bretterte. Das als Motorroller verkleidete Fahrrad wurde vom Kinderspielzeughersteller MFA (Manufacture Française d'Ameublement) hergestellt und dürfte so manchem Hosenmatz das Gefühl gegeben haben, ein kleiner Mastroianni zu sein. Und Lambretta dürfte die charmante Kopie kaum gestört haben.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Trophäe auf Rädern
Rennrad von Francesco Moser

Francesco Moser war in den 1970er- und 1980er- Jahren einer der erfolgreichsten italienischen Radrennfahrer. Sein Stundenweltrekord von 51,151 km/h von 1984 hielt ganze neun Jahre. Moser machte sich aber nicht nur als Rennfahrer, sondern auch als Fahrradproduzent einen großen Namen. Das veranlasste den österreichischen Radrennfahrer Bernhard Rassinger, bei Moser persönlich ein baugleiches Fahrrad in Auftrag zu geben, wie es Moser bei seinem Rekord fuhr. Da lag es nahe, in den Lenker der Marke 3ttt den Rekordschnitt von 51,151 km/h eingravieren zu lassen.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Carbon-Teufeltier
Lotus Sport 110

Als 1992 die strengen Bedingungen für Rennfahrradrahmen gelockert wurden, warteten der Designer Mike Burrows und die Techniker von Lotus nicht lange, und baldowerten, basierend auf ihrem Wissen aus der Formel 1, diese Carbon-Rennmaschine aus. Das hat sich auch hurtig rentiert, denn der Rennradler Chris Boardman räumte mit dem Pfeil auf zwei Rädern bei den Olympischen Spielen in Barcelona einige Goldmedaillen ab und brach bald darauf auch den Weltrekord über die Strecke von 5000 Metern.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Schlitt-Rad
Eisbike von Capo

1930 gründeten die Österreicher Otto und Walter Cap die Firma Capo, nachdem die Brüder zuvor als Radprofis zum Beispiel bei Opel unter Vertrag standen. Ihr Eisrad - eine Mischung aus Schlittschuh und Fahrrad - wurde auch in den strengsten Wintern kein wirklicher Verkaufshit. Das Hinterrad sorgt mit Spikes für Vortrieb, gelenkt wird über Lenkstange und Kufe. Bekannt wurde die Firma eher durch ihr Computerrad. Dabei ging es darum, einen Computer die optimale Rahmengeometrie ausrechnen zu lassen, nachdem man ihn mit allerlei relevanten Daten fütterte.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Landpartie
Tourist von Raleigh

Für Ausfahrten mit Kind und Kegel sind diese robusten Modelle mit vollverchromtem Rahmen und Gestängebremsen von Raleigh konstruiert worden, die Herrenversion hat den Kindersitz sogar integriert. Im Zylinder am Sattelrohr ist eine Batterie für das Standlicht untergebracht, die vollverkapselte Kette ist vor Regen geschützt, was vor allem im Herkunftsland des Radls, nämlich in England, eine willkommene Sache ist.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Meisterware
Cinelli Laser

Cino Cinelli gründete sein Unternehmen im Jahre 1947 und gilt durch seine Innovationen im Radrennsport als legendär. 1978 ging er in Pension, die Brüder Colombo übernahmen und entwickelten das Modell Laser, das als Meister- und Kunstwerk in Sachen Fahrradbau gilt und auch im Rennsport etliche Rekorde brach.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Wolkenrad
Fallschirmjägerrad von BSA

Das Fallschirmjägerrad von BSA (Birmingham Small Arms) wurde von der britischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg mit einem Extrafallschirm abgeworfen. 60.000 Stück wurden davon gefertigt. Zum Einsatz kam das Rad unter anderem auch bei der Landung in der Normandie. 1983 entdeckte das Modeunternehmen Trussardi den BSA-Paratrooper und machte daraus ein nobles Reiserad mit diversen Lederapplikationen.

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer

Michael Embacher wurde 1963 in Wien geboren und hat eine Vielzahl von Architeturprojekten, Ausstellungskonzepten, privaten Bauten und Patententwicklungen realisiert. Im Jahre 2003 erhielt er den Adolf-Loos-Preis in Bronze für das Salettl im Schlosspark Schönbrunn. Fahrräder sammelt Embacher seit 2004. Gut 50 seiner Fahrräder sind ab 14. Juni in der Ausstellung Tour du Monde im Wiener Mak zu sehen. Auch das Portland Art Museum in Oregon sowie das Design Museum Holon in Tel Aviv werden noch heuer Stücke von Embacher ausstellen. (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 17.5.2013)

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Michael Embacher Collection

Foto: Embacher Collection: Bernhard Angerer