Die UNESCO feiert am 21. Mai den "Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung". Für den STANDARD ein willkommener Anlass, sich dieses sperrige Motto einmal genauer anzusehen: Was bedeutet kulturelle Vielfalt für einen Staat? Welche Probleme ergeben sich daraus für die Gesellschaft? Und wie fördert Österreich seine Vielfalt? Eine STANDARD Schwerpunktausgabe – diesmal in medial vielfältiger Zusammenarbeit mit dem Kultursender Ö1.

 Die langsamere Schwester der Mode: Porträt Susanne Bisovsky

  So etwas wie eine Originaltracht gibt es nicht: Davon ist Susanne Bisovsky überzeugt. Die österreichische Designerin betreibt mit Trachtenelementen ein gefinkeltes Spiel. Diese Schwerpunktausgabe ist mit Filmstills aus dem Bisovsky-Kurzfilm "Dreimäderlhaus" bebildert, der aus Anlass der Verleihung des diesjährigen Tobi-Reiser-Preises entstand.

Kopftücher haben auch in unseren Breitengraden eine lange Tradition. Zu den beliebtesten gehören jene mit Rosenmustern. Sie findet man übrigens in ganz ähnlicher Form an vielen Orten – von Russland über Indien bis nach ­China.

Foto: Atelier Olschinsky

Pollenhut zu Rosentop: Susanne Bisovsky spielt mit Trachtenelementen.

Foto: Atelier Olschinsky

Der Wiener Chic ist untrennbar mit dem "Wiener Mädel" verbunden. In dieser Kreation lässt es Designerin Susanne Bisovsky wieder aufleben: samt Samtbändchen
um den Hals und einem ­Porzellanblättchenshirt von Augarten Porzellan. Bemalt ist es mit der "Wiener Rose".

 

Foto: Atelier Olschinsky

Solche Stiefel kauft man normalerweise in Fetischshops – nicht Susanne Bisovsky: Sie hat sie von Partner Joseph Gerger, einem ausgebildeten Schuhmacher, maßanfertigen lassen. Das Vorbild: Stiefel aus dem schwedischen Königshaus um 1930.

Foto: Atelier Olschinsky

Schwarze Strümpfe, weißes Leinenkleid, Schwindsucht: So ist der Wiener Wäscherinnenlook der vorigen Jahrhundertwende in die Geschichte eingegangen. In dieser Kreation sieht Susanne Bisovsky durch eine ungarische Brille auf den Wiener Chic.  

Foto: Atelier Olschinsky

Das (überblendete) Oberteil ein Flinserl, darunter ein Kleid im hellblauen Tapetenmuster, wie es im Biedermeier populär war: Das Flinserl hat Bisovsky nach einem Original aus Bad Aussee nacharbeiten lassen. Ursprünglich ein Import aus Venedig, ist es mit Symbolen wie Sonnen oder Mohren bestickt.

Foto: Atelier Olschinsky

Das Muster dieses Kleides hat eine ungewöhnliche Geschichte: Es stammt von einem Serviertablett mit russischer Lackmalerei, das Susanne Bisovsky zweckentfremdet hat. Der Schwammerlhut kommt dagegen aus Bad Ischl, wo er bis heute hergestellt wird.

Foto: Atelier Olschinsky

Wenig kleidet Kinder (und Bergsteiger) so gut wie ein Karohemd: Susanne Bisovsky hat daraus eine Bluse samt Gummizug-Krawatte gemacht. Dazu trägt ihr Model einen bestickten Bordürenrock.

Foto: Atelier Olschinsky

Die Linzer Goldhaube ist eines der bekanntesten Trachtenelemente. Was kaum jemand weiß: Sie war eines der frühesten Piercings. Mit einer Hutnadel wurde sie in manchen Fällen durch die Kopfhaut befestigt.

Foto: Atelier Olschinsky

Die Familie von Susanne Bisovsky stammt aus Polen. In Lowicz hat die Designerin diese Originaltracht erstanden, allerdings erst nach "stundenlangem Überreden" der vorigen Besitzerin. Insgesamt wiegt die Kreation über 20 Kilo.

Foto: Atelier Olschinsky

"Gebunden sein" heißt bis heute verheiratet sein. Das geht auf die Art zurück, wie Frauen früher ihre Kopftücher banden – verheiratete Frauen unterm Kinn, ledige im Nacken.

Foto: Atelier Olschinsky

Diese Kreation ist pure Haute Couture: ein Bückeburger Mantel aus dem östlichen Schaumwald, dazu ein Top aus schwarzen Swarovski-Steinen, die im traditionellen Kreuzstickmuster auf  Tüll gebügelt wurden.

Foto: Atelier Olschinsky

Ein Kleid mit einer bewegten Geschichte: Erst war der Stoff ein Bettüberzug, dann wurde es zu einem Rock, später zu einem Tischüberzug. Bisovsky hat das über 100 Jahre alte Teil bei einer Meisterstickerin in Lowicz erstanden – und daraus das gemacht.

Foto: Atelier Olschinsky

Susanne Bisovsky mit offenem Haar und einem Koffer in der Hand: So sieht man die eigenwillige Wiener Designerin selten. Meist trägt sie Kopftuch, und unterwegs ist sie höchstens mit dem Finger auf der Landkarte. (DER STANDARD, 18.5.2013)

Porträt Susanne Bisovsky: Die langsamere Schwester der Mode

Foto: Katsey