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Dass sich Chemie-Konzerne an einer Bienen-Studie beteiligt haben, habe sich nicht auf die Ergebnisse ausgewirkt, meinen österreichische Imker-Vertreter. Allerdings hätte die Agentur für Verbraucherschutz und Ernährungssicherheit die Studienergebnisse "kleingeredet".

Foto: APA/Jaeger

In der Kontroverse um eine teilweise von Chemie-Konzernen finanzierten Bienenstudie der Agentur für Verbraucherschutz und Ernährungssicherheit (AGES) zweifeln Imkervertreter daran, dass es zu einer Beeinflussung der Ergebnisse gekommen sein könnte. Die AGES steht als GmbH im Vollbesitz der Republik Österreich. Eigentümervertreter sind Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich und Gesundheitsminister Alois Stöger.

Umstrittene MELISSA

Das Nachrichtenmagazin Profil berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass sich die Chemie-Konzerne Bayer Austria, Syngenta und BASF mit 115.000 Euro an der Bienenstudie MELISSA beteiligt haben. Der Artikel kommt gut zwei Jahre nach einer Aussendung der Grünen und diversen Medienberichten, die bereits damals von der Beteiligung privater Unternehmen und der Höhe ihres Anteils berichteten.

Inzwischen entgegnete die AGES per Pressemitteilung, dass im Zuge der Studie unabhängig und nach rein wissenschaftlichen Kriterien gearbeitet worden sei. Der Anteil der Privaten an den Gesamtkosten beträgt demnach 16,5 Prozent. Die Melissa-Studie untersuchte von 2009 bis 2012 die Gründe für das Bienensterben in Österreich. Besonderes Augenmerk legten die Forscher der AGES auf die Pestizid-Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide, von denen einige als höchst giftig für Bienen gelten. Aus den Ergebnissen geht hervor, das Neonikotinoide einen Anteil am Bienensterben haben dürfte. Auch wenn viele andere Faktoren, wie die Varroa-Milbe und Aufzuchtfehler ebenso zu berücksichtigen sind.

Dass private Unternehmen in Forschungsprojekte finanziell eingebunden werden, ist bei der AGES durchaus üblich. Derzeit laufen 59 Forschungsprojekte, acht davon mit Unternehmensbeteiligung. Wie sich der fragwürdige Anschein vermeiden ließe, beweist das Beispiel Deutschland. Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) etwa finanziert sich ausschließlich aus Bundesgeldern. "Im BVL ist es nicht Praxis, Studien privat finanzieren zu lassen. Das gibt es nicht", sagt ein Sprecher.

Imker verteidigen Studie

"Ich glaube nicht, dass das die wissenschaftliche Arbeit beeinflusst hat, daran hat es von unserer Seite nicht wirklich Punkte zur Kritik gegeben", sagt Josef Stich, Präsident des Österreichischen Erwerbsimkerbunds. "Vom Versuchsdesign bis zur Analyse und Probeziehung wurde eigentlich gut gearbeitet."

"Kompletter Unsinn", sagt auch Christian Boigenzahn, Geschäftsführer von Biene Österreich, dem Dachverband der Imkerverbände in Österreich. Sowohl Stich als auch Boigenzahn wurden im Verlauf der Studie von der AGES bei regelmäßigen Info-Veranstaltungen auf dem Laufenden gehalten. "Die Sache ist völlig klar: Auf das Versuchsdesign, die Auswahl der Proben oder die Auswertung hatte die Industrie keinen Einfluss. Das ist ein absolutes Faktum, alles andere sind Verschwörungstheorien."

Auch der Imkermeister Stefan Mandl, ehemals Leiter der ARGE Bienen an der Wiener Universität für Bodenkultur, hält die These für unschlüssig: "Das war nur ein symbolischer Betrag, für die Chemiekonzerne ist das ja gar nichts und der Anteil an den Gesamtkosten ist auch eher gering."

"Schäden kleingeredet"

Grund für Kritik gibt es für Imker allerdings an der Interpretation der Studie durch einzelne Vertreter der AGES. "Wir sind nicht damit einverstanden, wie die Ergebnisse der Studie bewertet worden sind. Da wurden Schäden kleingerechnet", sagt Josef Stich. Die Wut der Imker richtet sich gegen eine von AGES-MItarbeitern lancierte Einschätzung, in Österreich seien im Jahr 2009 nur 0,4 Prozent, 2012 gar nur 0,1 Prozent der 370.000 österreichischen Bienenvölker von den Wirkstoffen betroffen gewesen. Das gehe aus der Studie allerdings nicht hervor, sagen die Imkervertreter.

Vielmehr wurden in rund 50 Prozent der untersuchten Verdachtsfällen Neonikotinoide festgestellt. Die AGES erhielt die Proben, also tote Bienen, von den Imkern zugesendet, sobald diese Verdacht geschöpft hatten. Deshalb handelt es sich nicht um eine repräsentative Stichprobe. Die Imker aber bemängeln in den 0,4 Prozent, dass sich die Zahl auf alle Bienenvölker des Landes bezieht und nicht nur auf jene, die im Einzugsbereich der Pestizide leben. Außerdem hätten viele Imker auf das Einsenden von Verdachtsproben verzichtet. So könnte die wahre Zahl verendeter Bienenvölker höher liegen. (Moritz Gottsauner-Wolf, derStandard.at, 14.5.2013)