Kosovska Mitrovica / Belgrad - "Wieder stehen uns Schlachten bevor ... Sie werden nicht mit Waffen geführt, aber auch solche sind nicht auszuschließen", erklärte Slobodan Milosevic am 28. Juni 1989 am Gazimestan im Kosovo anlässlich des 600. Jahrestags der Schlacht auf dem Amselfeld. An diesem Vidovdan (Sankt-Veits-Tag) hörten eine Million Serben berauscht zu. Die berühmt-berüchtigte Rede des serbischen Präsidenten (er starb 2006 als Angeklagter des UN-Tribunals in Den Haag) wurde als Ankündigung des Krieges im ehemaligen Jugoslawien gedeutet.

Vierzehn Jahre später kam der neue starke Mann Serbiens, Aleksandar Vučić , mit einer ganz anderen Botschaft an die Serben im Kosovo. Der Vizepremier und Verteidigungsminister sprach in der Nacht auf Montag in Kosovska Mitrovica von der Notwendigkeit des friedlichen Zusammenlebens mit den Albanern; von der europäischen Zukunft Serbiens; von der Partnerschaft mit der Nato, die die Sicherheit der Serben im Kosovo garantiert. Es sprach ein Mann, der sich als junger Politiker selbst für den Krieg für das Serbentum begeistert hatte.

EU-Beschluss im Juni

Vučić kam, um die Vertreter der mehr als 40.000 Serben im Nordkosovo zu überzeugen, das "historische" Abkommen zwischen Belgrad und Prishtina zu akzeptieren. Gegen ihren Willen kann das Abkommen nicht umgesetzt werden. Ohne die Umsetzung steht der Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen Serbiens auf dem Spiel, über den die Staats- und Regierungschefs im Juni entscheiden sollen.

"Es ist besser, mit Albanern zu verhandeln, als Krieg zu führen", sagte Vučić . Bis vor kurzem hätte er nie gedacht, dass jemand seinen Patriotismus infrage stellen, ihn des Hochverrats beschuldigen könnte. Er erklärte, dass das Abkommen nicht ideal sei, aber die Legalisierung serbischer Strukturen und die Sicherheit der Serben garantiere: serbische Polizisten und Polizeikommando im Nordkosovo; serbisches Bildungsprogramm und Gesundheitswesen, finanziert von Belgrad; von Serben besetzte Gerichte - allerdings alles integriert in das Rechtssystem des Kosovo.

Die Führer der Kosovo-Serben hörten misstrauisch zu. Sie fühlen sich verraten und glauben, mit der Umsetzung des Abkommens endgültig vom Mutterstaat abgeschnitten zu werden. "Der serbische Staat zieht sich aus dem Kosovo zurück", warfen sie Vučić vor. Doch dass sie dem massiven Druck aus Belgrad standhalten, der auf Vučićs Auftritt folgen dürfte, ist mehr als zweifelhaft (Andrej Ivanji, DER STANDARD, 14.5.2013)