Foto: LANDESTHEATER LINZ/ARMIN BARDEL

Linz - Peter Androsch und die Gebrüder Olbeter haben für das Linzer Musiktheater eine Opernmaschine gebaut und komponiert. Ein absurdes Stück, das Anleihen bei den Maschinen des Cartoonisten Rube Goldberg nimmt, aber auch mit "Unwahrscheinlichkeit" und einem plötzlich vom Himmel fallenden Walfisch Douglas Adams zitiert.

Als nach der Uraufführung der Applaus abebbte und das Licht im Saal anging, wollten viele die Stars dieser Produktion noch bestaunen und betrachten. Die beiden Bühnenbildner Philipp und Roland Olbeter haben in der Tat eine Wunderkammer, ein mechanisches Panoptikum geschaffen, das zu Peter Androschs Komposition knarrt und surrt.

Silke Dörners Libretto liefert einen absurden, zitatenreichen Unterbau. Gotho Griesmeier intoniert die Lieder wunderbar. Und dennoch sind sie die Stars: vier Maschinen, die pneumatisch betrieben die vier Motive dieses Musik-Märchens verkörpern. Die Flasche, die wie ein verkrachter Sputnik leuchtet und Seifenblasen speit. Der Wald: ein Baum, hinter dessen ein- und ausfahrbaren Ästen ein mit teuflisch roten Augen ausgestatteter Wolfskopf hervorlugt. Ein Mund, dessen monströse Zähne die Großmutter zermalmen und der Walfisch, dessen Einzelteile fließende Bewegungen simulieren.

Philipp und Roland Olbeter haben diese Opernmaschine entworfen. Keine Unsinns-Maschine, sondern eher eine - wie die Brüder als Inspirationsquelle angeben - Rube-Goldberg-Maschine. Benannt nach dem amerikanischen Cartoonisten, dessen Figur Professor Lucifer Gorgonzola Butts Maschinen baut, die zwar möglichst umständlich, aber doch ihre Aufgabe erledigen.

Wie ein Streben nach mechanischer Wahrscheinlichkeit angesichts der Unwahrscheinlichkeit, die Gotho Griesmeier im letzten Lied besingt. Peter Androschs Komposition lässt den einzelnen Motiven und Maschinen viel Raum, erweitert den mechanischen Gedanken etwa durch Schlagwerk-Einsatz wie Glockenspiel und Xylophon. Schade allerdings, dass Dennis Russell Davies in einem hörbar schlechten Raum dirigieren muss.

Die neue Black Box ist wohl eher ein Multifunktionsraum, für den vieles, aber nicht unbedingt eine Oper vorgesehen war. Ein wie ein trockenes Aufnahmestudio klingender Raum, in dem jedes Räuspern eine akustische Explosion bedeutet und dem nur mithilfe von viel technischem Aufwand eine lebendige Akustik verliehen werden kann.

Diese Oper aber lebt nicht allein von den Wundermaschinen, sondern in Kombination mit der zauberischen, stillen, präzisen Komposition Peter Androschs. Sowohl er als auch die Zuhörer hätten es sich verdient, eben jene als solche genießen zu können. Abgesehen davon bleibt dies ein feiner Abend für Menschen, die dem Absurden noch im Staunen erliegen können. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 14.5.2013)