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Wer als Frau eine Bar Mitzwa an der Klagemauer mitverfolgen will, muss auf einen Sessel steigen.

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Die Polizei versuchte die ultraorthodoxen Demonstranten in Zaum zu halten.

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Unterstützerinnen von "Women of the Wall".

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Freitagmorgen haben an der Klagemauer in der Altstadt Jerusalems die Aktivistinnen der Organisation "Women of the Wall" zum Gebet gerufen und damit einen Protest der Ultraorthodoxen ausgelöst. Auf die Frauen wurden Wasserflaschen, Müll, Plastiksessel und sogar Steine geworfen. Zwei Polizisten wurden bei dem Versuch die beiden Gruppen zu trennen leicht verletzt. Drei der ultraorthodoxen Demonstranten wurden anschließend verhaftet.

Laut Angaben von "Women of the Wall" befanden sich zum Zeitpunkt der Aktion ungefähr 500 der Aktivistinnen sowie 5000 Gegendemonstranten vor der Klagemauer. Zwei Rabbis hatten im Vorfeld junge ultraorthodoxe Mädchen dazu aufgerufen, die Versammlung von "Women of the Wall" zu verhindern.

Bahnbrechendes Gerichtsurteil

"Women of the Wall" hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Gleichberechtigung von Frauen an der heiligsten Stätte des Judentums zu kämpfen. Bisher dürfen Frauen nur in einem abgetrennten Bereich beten und außerdem keinen Gebetsschal und schwarzen Gebetsriemen tragen, da an der Klagemauer dieselben Regeln gelten wie in einer ultraorthodoxen Synagoge. Im vergangenen Monat wurden fünf Frauen der Organisation von der Polizei festgenommen, nachdem sie sich diesen Vorschriften widersetzten. Ein lokales Gericht urteilte aber im Nachhinein, dass die Festnahme unrechtmäßig gewesen war und Frauen das Tragen des Gebetsschleiers gestattet ist. Damit gibt es in den zwanzig Jahren, die "Women of the Wall" schon aktiv sind, zum ersten Mal die Hoffnung einer weitreichenden Änderung.

Segregation im Bus

Natan Scharanski, Leiter der Jewish Agency, der jüdischen Einwanderungsorganisation, schlug einen Kompromiss für die beiden Konfliktparteien vor: An der Klagemauer könnte innerhalb weniger Monate ein dritter Gebetsbereich eingerichtet werden, an dem Männer und Frauen miteinander beten können. Die ultraorthodoxe Gemeinde lehnt diesen Vorschlag mit der Begründung, dass jede Veränderung der heiligen Stätte verboten ist.

Die Spannungen zwischen ultraorthodoxen Juden, Anhängern des Reformjudentums sowie säkularen Israelis haben in der jüngsten Vergangenheit stark zugenommen. In öffentlichen Bussen, die durch Jerusalems religiöse Viertel fahren, werden Frauen dazu angehalten nur auf den hinteren Sitzen Platz zu nehmen. Justizministerin Tzipi Livni hat nun angekündigt, der Segregation durch ein neues Gesetz ein Ende bereiten zu wollen. (ted/derStandard.at, 10.5.2013)