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Manche Hunde können mit Hektik und vielen Menschen nicht umgehen. Bei Spaziergängen bekommen sie Panik.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Es ist daher wichtig, sich vorab zu überlegen, ob ein Hund zur Lebens- und Wohnsituation passt. Ein Garten oder ein Haus im Grünen ist für einen Hund jedoch nicht zwingend nötig, sagt Verhaltenstrainerin Brigid Weinzinger.

Foto: Brigid Weinzinger

Ein Hund in der Großstadt, kann denn das gutgehen? Mit vielen Hunden klappt das völlig problemlos. Ein Welpe einer nervenstarken Rasse, der das Stadtleben von klein auf kennt, hat damit üblicherweise kaum Probleme - vorausgesetzt, seine Menschen sorgen für genügend Bewegung.

Mit anderen Hunden geht es wieder gar nicht. Balou war so einer. Der Terriermischling kam mit vier Monaten über eine Tierschutzorganisation aus dem Osten nach Wien in eine Wohnung am Gürtel - also mitten in den größten Trubel. Der Junghund war allem Neuen gegenüber sehr ängstlich. Das war so schlimm, dass er in den ersten Wochen kaum zum Spazierengehen zu bewegen war.

Vor Angst platt auf den Boden gelegt

Das Stiegenhaus hinunter vom dritten Stock schaffte er mit viel Mühe und Geduld gerade noch. Doch vors Haus und hinaus in die fremde, laute Welt wollte er gar nicht. Im besten Fall ließ er sich mit viel Zureden an der Leine ein kleines Stück die Hausmauer entlangführen, im schlimmsten Fall legte er sich vor der Haustür platt auf den Boden und rührte sich nicht mehr.

Es dauerte Wochen, bis Balou zumindest eine kleine Runde um den Block schaffte. Wollte man eine neue Route gehen, brachte ihn das schon an seine Grenzen, und er reagierte panisch. Balou war ganz offenkundig sehr reizarm aufgewachsen und hatte erhebliche Sozialisationsmängel. Er hatte in der entscheidenden Zeit in den ersten zwölf bis 16 Lebenswochen praktisch nichts kennengelernt, und nun war ihm alles zu viel. 

In dieser Lebensphase müssen die Hunde nämlich mit den wichtigsten Dinge ihrer künftigen Lebenswelt vertraut gemacht werden, damit sie später keine Angst davor haben. Wenn ein Hund in dieser Zeit irgendwo abgeschieden aufwächst oder sie im Extremfall - wie bei Balou zu vermuten war - irgendwo in einem Zwinger oder in einem Schuppen verbringt, ist er mit dem Leben in der Stadt völlig überfordert. 

Terrier sind stressanfälliger

Halbwegs sicher fühlte er sich nur, wenn man mit ihm ins Grüne fuhr, wo er keinem Menschen, keinem fremden Hund und auch sonst nichts Aufregendem begegnen musste. Überdies zählen die meisten Terrier zu den leicht erregbaren Vertretern ihrer Art, was sie sehr stressanfällig und somit für das Leben in der Großstadt weniger gut geeignet macht.

Für Balou ließen sich die Probleme nur auf eine Art lösen: Seine Menschen erfüllten sich einen langgehegten Traum und übersiedelten in ein Haus mit Garten am Stadtrand. Dort kam Balou dann allmählich zur Ruhe. 

Hund braucht nicht unbedingt einen Garten

Entscheidend ist dabei nicht der Garten, sondern die Ruhe. Hunde brauchen keinesfalls unbedingt einen Garten. Sie brauchen tägliche Spaziergänge und Auslastung, Sozialkontakte (zu ihren Menschen und anderen Hunden) und genügend Ruhe und Schlaf. Das geht auch alles ohne Garten.

Wichtig ist vor allem eine Umgebung, in der sie sich sicher und wohl fühlen können. Wer sich einen Hund in die Stadt holt, sollte sich daher genau überlegen, woher dieser Hund kommt und ob er mit dem Trubel des Stadtlebens auch wirklich zurechtkommt. Nur dann steht dem Hundeglück auch in der Stadt nichts im Wege. (Brigid Weinzinger, derStandard.at, 13.5.2013)

>>> Über den Blog: Verhaltensberaterin Brigid Weinzinger berät zu Hund, Katze und Pferd