Wien/Graz - Auch wenn die Burschenschafter heuer am 8. Mai auf dem Wiener Heldenplatz nicht ihr umstrittenes Totengedenken abhalten können, weil auf Geheiß von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) das Bundesheer vor der Krypta eine ganztätige Mahnwache für die Opfer der Nazi-Barbarei abhalten wird, geben sich die Schlagenden nicht geschlagen. Der Ring volkstreuer Verbände (RVV) und der Wiener Korporationsring (WKR) heften es sich nun auf die eigenen Fahnen, dass "das offizielle Österreich endlich dieses Datum zum Anlass nimmt, um aller (!) Toten und Gefallenen zu gedenken".

Wie DER STANDARD berichtete, werden am Abend des 8. Mai ebenfalls erstmals auf dem Heldenplatz beim "Fest der Freude" über die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft auf Initiative des Mauthausen Komitees die Wiener Symphoniker unter Bertrand de Billy ein Gedenkkonzert geben. "Wir werden dem Festakt als stille Teilnehmer beiwohnen und von einer eigenen Veranstaltung absehen", kündigte Gerhard Schlüsselberger vom RVV am Montag an. Was wiederum erst recht die Befüchtung von Zusammenstößen zwischen rechten und linken Gruppierungen nährt. Da die Polizei nicht wie in den vergangenen Jahren ein Platzverbot verhängen kann, soll es eine "gut sichtbare Präsenz der Exekutive" geben.

Die Grünen wollen in einer parlamtarischen Anfrage wissen, wie es mit der Neugestaltung der Krypta, wo im Vorjahr im Denkmals des "toten Soldaten" eine versteckte Nazihuldigung des Bildhauers Wilhelm Frass aus dem Jahr 1935 gefunden worden war, weitergeht. Klug selbst will schon heute, Dienstag, dazu Stellung nehmen - wohl auch dazu, warum Fotos seines Amtsvorgängers und Parteifreunds Norbert Darabos in der Krypta hängen.

In Graz hat der Ring Freiheitlicher Studenten den 67-jährgen Wolfgang Caspart, der in rechtsextremen Medien publiziert und durch antisemitische und ausländerfeindliche Aussagen aufgefallen ist, zu einem Vortrag am 8. Mai an die Uni geladen. Das sei ausgerechnet am Tag der Befreiung "unerträglich", findet das Vorsitzteam der ÖH. Das Rektorat wird die Veranstaltung nicht unterbinden, Gegner kündigten " angemessene Aktionen" an. (cms/pm/simo, DER STANDARD, 7.5.2013)