"Kühl und klar", so lautet das Ergebnis der Farbanalyse, die Stylingcoach Verena Weiss bei mir soeben durchgeführt hat. Mit einem weißen Umhang ausgestattet, vor einer hellen Tageslichtlampe sitzend, hat sie mir ein Farbtuch nach dem anderen umgelegt und die einzelnen Farben mit mir gemeinsam analysiert.

Zunächst wird der Grundtypus festgelegt, danach mit Stoffmustern, die zum jeweiligen Farbtyp passen können, getestet. Denn auch, wenn es für jeden speziellen Typ eine Farbkarte gibt, die die zur Auswahl stehenden Farben enthält, heißt das noch lange nicht, dass einem alle Farben gleich gut zu Gesicht stehen.

Stöße von Farbtüchern, die im Laufe der Beratung ausprobiert werden.
Foto: derStandard.at/ped

Nach einer guten Stunde erhalte ich meinen persönlichen Farbpass im Etui überreicht. Je nachdem, als wie vorteilhaft sich eine Farbe herausgestellt hat, ist sie mit einem Kreis (zum Kombinieren gedacht), einem (ganz gut) oder zwei Kreuzen (sehr gut) markiert. Ich weiß nun, dass Efeugrün von mir lieber als Hose oder Rock oder nur im Mix getragen werden sollte, und Nachtblau hervorragend passt. Der Farbpass soll den Einkauf in Zukunft effizienter werden lassen.

Der Farbpass, der in Zukunft beim Einkaufen unterstützen soll.
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Die Farbberatung ist jedoch nur ein Teil des Angebots von Verena Weiss. Die 29-Jährige hat im Vorjahr in der Schweiz bei der Firma "Colour Me Beautiful" eine Ausbildung zur Farb-, Makeup- sowie Stilberaterin absolviert und berät nun ihre Kundinnen, die sich in punkto Styling verbessern wollen.

Die Bestimmung nach 24 Farbtypen ist eine Besonderheit des Konzeptes von "Colour me Beautiful" und so landen auch Kundinnen bei ihr, die schon mehrere Farbberatungen nach dem klassischem Muster, den Jahreszeitentypen, hinter sich haben und verunsichert sind, weil dabei widersprüchliche Ergebnisse zustande kamen.

Die Chemie muss stimmen

Für Verena Weiss ist es wichtig, dass die Frauen sich bei ihr wohlfühlen, und die Chemie passt. Potenziellen Kundinnen empfiehlt sie zuerst ihre Homepage und ihr Foto anzusehen, damit diese feststellen können, ob sie ihnen sympathisch ist. "Ich will die Kundinnen nicht umpolen" sagt Weiss. "Es geht um ihre Wünsche und um die Bereitschaft, überhaupt etwas zu verändern. Eine Frau, die sich gerne sportlich kleidet und keine Lust auf Miniröcke hat, werde ich nicht in diese Richtung drängen, auch wenn sich das der Freund, der den Gutschein verschenkt hat, vielleicht erhofft hatte", erzählt Weiss aus Erfahrung.

Bei der Stilberatung geht es vor allem darum, die individuellen Vorzüge hervorzuheben, zu betonen und mögliche "Problemzonen" gekonnt zu kaschieren. In ihrem ganz in Weiß gehaltenen Beratungsraum mit großen Wandspiegeln hat Weiss einen ganzen Kasten voller Accessoires, mit denen sie den Frauen zeigen kann, wie verschiedene Farben und Modelle wirken.

Auch Handtaschen gibt es an großer Zahl hinter dem Sofa aufgereiht. "Kleine Frauen sollten möglichst kleinere Taschen tragen", sagt Weiss, und gibt gleich zu, dass das im Alltag oft nicht möglich ist. Es geht darum, zu demonstrieren, was ein Accessoire wie eine Tasche, ein Gürtel oder eine Kette bewirken kann. Dazu verrät sie noch Tipps und Tricks. Diese gehen von Ärmellänge über Farbharmonie bis zu passenden Ausschnittformen.

Taschenreihe im Beratungszimmer.
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Was tun, wenn sich herausstellt, dass die Lieblingsfarbe der Kundin dieser so gar nicht passt? Das kommt eigentlich selten vor, meint Weiss. Viele Kundinnen haben bereits ein Grundgefühl für die Farben, die ihnen stehen. Durch die Beratung wird die Palette erweitert oder danach gesucht, ob es einen Ton gibt, der besser passt, wenn die bisherige Lieblingsfarbe nicht unbedingt optimal ist. Außerdem kann man Farben ja mit Schals oder Accessoires "erwärmen oder kühlen". Hat also jemand ein Lieblingsstück, das nicht zur Farbpalette passt, so gibt es immer noch Möglichkeiten diese entsprechend aufzupeppen.

Verena Weiss sieht die Farb- und Stilberatung derzeit mehr als Hobby und bietet sie neben ihrer Tätigkeit als Key-Account-Managerin vor allem am Abend und am Wochenende an. Da kommt es auch vor, dass eine Gruppe junger Frauen am Samstag vor dem Poltern einen Stylingworkshop in der Gruppe bucht und danach gleich zur Lokaltour aufbricht. Frauen, die einen Gutschein geschenkt bekommen, erhalten ihn meist von den Partnern oder ihren Müttern.

Jene Frauen, die aus eigenem Antrieb zu Weiss kommen, sind meist zwischen 20 und 50 Jahre alt, berufstätig und modisch gekleidet. Für sie ist es wichtig, Tipps und Tricks zu erfahren. Dabei geht es nicht nur um die Frage, "Was steht mir?", sondern auch "Wie kleide ich mich in bestimmten Situationen im Business?" und "Wie wirke ich mit welchen Farben?". Starke Kontraste haben eine andere Wirkung als weiche Töne und vermitteln eine andere Botschaft.

Zu voll, zu viel

Den Satz "Ich habe nichts zum Anziehen" lässt Verena Weiss nicht gelten: Er sei ein Indiz dafür, dass der Kleiderschrank viel zu voll sei. So bietet sie auch einen Kleiderkastencheck an, wo gemeinsam der Inhalt analysiert wird. Was passt farblich, welche Basics gibt es und was sollte ich ergänzen? Wenn gewünscht, wird nach einer Beratung auch gemeinsam eingekauft. Die Geschäfte können die Kundinnen vorgeben oder sie werden von Weiss vorgeschlagen, je nachdem was gewünscht ist. Vom Billigshop bis in die teure Boutique hat Weiss ihre Kundinnen schon begleitet.

Foto: derStandard.at/ped

Und ihr eigener Kleiderschrank? Ist natürlich – unter anderem durch Einkäufe in Italien – wohlgefüllt. Schuhe zählen zu Weiss' Leidenschaft und auch sie als Styling Coach kennt es, dass man sich von manchen Stücken einfach nicht trennen kann, auch wenn man sie kaum trägt.

Verena Weiss neben ihren geplanten Outfits für die nächsten Wochen.
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Gegen den morgendlichen Frust, sich schnell für ein Outfit entscheiden zu müssen, das dann womöglich den ganzen Tag unglücklich macht, hat sie ein Rezept gefunden: Fein säuberlich hängen mögliche Kombinationen samt Accessoires für die nächsten 14 Tage in ihrem Schlafzimmer vor dem Kasten aufgereiht, das spart am Morgen Zeit.

Mein persönliches Fazit nach der Farbberatung: Viele der Farben finden sich bereits in meinem Kasten, manchen neuen Tönen werde ich wohl eine Chance geben. (Petra Eder, derStandard.at, 21.5.2013)

Das Gewinnspiel ist bereits abgelaufen!