Kinder haben mehr als dreimal so viel schulfreie Zeit wie Eltern Urlaub, ...

Foto: http://www.katsey.org

... da kann die Kinderbetreuung zum Problem werden.

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Die Kinder haben die Wahl: Mitmachen oder ein Buch lesen.

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Der Betreuungsschlüssel von Nanny zu Kindern liegt bei 1:4 oder 1:5 bei älteren Kindern.

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"Eine Oma lebt in Frankreich, die zweite in Oberösterreich - beide sind also nicht gleich um die Ecke, um auf die Kinder aufzupassen", erzählt Lisa Gibon, Mitarbeiterin der Werbeabteilung bei A1, an diesem Ferientag. An schulfreien Tagen wie diesem ist es für die Mutter des siebenjährigen Mathis und der neunjährigen Anaïs nicht einfach, den Beruf und eine gute Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Sie arbeitet zwar nur 20 Stunden, das aber verteilt auf drei Tage in der Woche. Ihr Mann, der Vater der Kinder, werkt überhaupt Vollzeit: "Ich habe es mir ausgerechnet: Selbst wenn wir uns an allen schulfreien Tage jeweils einzeln freinehmen, ginge sich das nur mit Kinder-Uni und Pfadfinderlager gerade so aus, und wir hätten überhaupt keinen gemeinsamen Familienurlaub übrig."

Bei nur fünf Wochen Urlaub pro Jahr und Elternteil, aber mehr als dreimal so viel schulfreier Zeit kann sich die Kinderbetreuung aber selbst für Eltern mit aufpassfreudigen Großeltern in der Nähe zum Problem auswachsen. Die Flying Nannys sind für Gibon und ihre Kinder diese Osterferien folglich nicht zum ersten, sondern bereits zum wiederholten Male die Lösung: Dabei kommt die Kinderbetreuung in Form eigens dafür ausgebildeter Studierender mit Spielsachen und Programmvorschlägen direkt in die Firma.

Organisiert wird das Angebot vom Kinderbüro der Universität Wien. Die Kosten, 22 Euro pro Stunde plus Materialauslagen, trägt im Falle von A1 die Firma - in anderen Betrieben gibt es zum Teil auch einen Elternbeitrag. Vor Ort braucht es nur einen Raum. Für Lisa Gibon jedenfalls ist es eine "der besten Sozialleistungen unserer Firma", und sie meldet ihre Kinder bereits Wochen vorher dafür an, damit sie einen der 30 Plätze bekommen.

Mit allen Sinnen

Heute sind insgesamt 28 Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren da: Anaïs und ihr Bruder spielen gerade in einer kleine Gruppe Merkball. "Das ist ein Fang- und Wurfspiel, bei dem man sich die Namen der Mitspieler merken muss", erklärt Gerti Ringhofer (22). Sie ist Studentin der Agrarpädagogik und eine der Flying Nannys hier im großen Raum. Sie räumt gerade die Reste der Spielstationen vom frühen Nachmittag zusammen. Die Osterwoche bei A1 ist heuer den fünf Sinnen gewidmet: Der Geruchssinn wurde hier zum Beispiel mit Zimt und Lavendel getestet.

Beim Schmecken wurde Obst blind verkostet, und zum Tasten gab es Dinge unter einem Tuch - darunter auch glitschig-nasser Rasierschaum. Für den achtjährigen Philipp war das heute das Highlight: "Eischnee hätte es auch sein können", sagt er: "Aber das hat echt niemand erraten." Am Freitag in dieser Woche geht es noch zur Exkursion zum "Dialog im Dunkeln", einer Ausstellung, bei der Sehende, geführt von blinden Menschen, einen Ausschnitt von Lebenswelt erfahren können. Mathis tut es leid, dass er da nicht dabei sein kann - aber da hat nicht nur er, sondern auch seine Mutter schon Osterferien.

Auf Wunsch gibt's ein Motto

Die Mottos und das Programm überlegt sich die Geschäftsführerin des Kinderbüros, Karoline Iber, gemeinsam mit den Flying Nannys und den Firmen: "Wir stellen ein eventorientiertes, abwechslungsreiches Programm zusammen, falls gewünscht auch mit zur Firma passendem Motto." Da sind Exkursionen genauso mit dabei wie Schnitzeljagden im Park und Spielstationen in den Räumlichkeiten der Firma. Die Nannys, die auf den Nachwuchs der Leute in den Betrieben aufpassen, sind in entwicklungspsychologischen Grundsätzen, Spielgestaltung und auch Erster Hilfe und Verkehrserziehung geschult. "Der Spaß muss beim Programm aber immer im Vordergrund stehen, schließlich geht es ja um die Freizeit der Kinder", erläutert Iber. Die Kinder können also mitmachen, sich aber genauso mit einem Buch oder Spiel für sich allein zurückziehen.

Nannys auch für Kundenkinder

Der Betreuungsschlüssel von Nanny zu Kindern liegt bei 1:4 oder 1:5 bei älteren Kindern. Man kann sie auch für einzelne schulfreie Tage oder einen Samstag buchen, möglich ist auch die Betreuung während einer Abendveranstaltung. Das kommt bei den Firmen gut an: Im Kundenkreis des Kinderbüros sind mittlerweile rund 40 regelmäßige Auftraggeber, neben A1 etwa auch die Österreichischen Lotterien und die Wiener Gebietskrankenkasse. Im letzten Jahr waren die Flying Nannys an 105 Tagen an 98 Orten im Einsatz und haben 3135 Kinder betreut - Tendenz steigend.

Und für jene Firmen, die auf den Geschmack gekommen sind: Flying Nannys kann man neuerdings auch für seine Klienten und Kunden buchen. Mit geeigneter Kinderbetreuung geht ein Verkaufsgespräch von Mitarbeitern mit Kunden, die Eltern sind, womöglich einfacher und stressfreier vonstatten - denn die Flying Nanny sorgt währenddessen dafür, dass sich der Nachwuchs nicht langweilt. (Martina Madner, Magazin "Family", DER STANDARD, 6.5.2013)