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147.000 Euro lässt die deutsche Regierung für den Trojaner springen.

Die deutsche Bundesregierung hat sich einen "Staatstrojaner" angeschafft. Das berichtet Golem.de unter Bezugnahme auf die "Zeit". Vertrieben wird der digitale Spion über das in München ansässige Unternehmen Elaman, das Partner der britischen Gamma Group ist.

Die Regierung war bereits 2010 im Besitz einer Testversion von "Finfisher" bzw. "Finspy", der von den Briten entwickelt wurde. Den gleichen Schädling soll das Mubarak-Regime während der Proteste in Ägypten verwendet haben.

"Feinde des Internets"

Dementsprechend hart fällt die Kritik der Reporter ohne Grenzen an der Gamma Group als "Feinde des Internets" aus. Die NGO hält fest, dass mit Produkten wie "Finspy" autoritäre Regime gegen kritische Journalisten vorgehen. Der Export der Technologie sei nicht ausreichend kontrolliert, die Übergriffe würde man in Kauf nehmen.

2008 wollte das Bundesland Nordrhein-Westfalen in Sachen Online-Durchsuchung vorpreschen, wurde aber vom Bundesverfassungsgericht zurückgepfiffen, da die verwendete Software schlicht zu umfangreich war. Schließlich wollte man einen Trojaner entwickeln, der nur der Überwachung von VoIP-Kommunikation dienen sollte.

Mächtiges Spionagewerkzeug

Im Jahr 2011 entdeckte der Chaos Computer Club einen Trojaner namens "0zapftis", dessen Entwicklung offenbar von der Regierung beauftragt worden war. Dieser war in der Lage, die Kommunikation am infizierten Rechner zu überwachen – etwa per Screenshots -, aber auch, zusätzliche Programme und Funktionen nachzuladen.

Dies erwies sich als besonders problematisch, da es über die zusätzlich erworbenen Rechte, die faktisch einem Vollzugriff entsprachen, auch möglich wäre, gefälschte Beweismittel auf den Zielrechner einzuschleusen. Auch "Finfisher" soll weitere Komponenten nachladen können, mit welchen der Trojaner wesentlich mächtiger würde, als im Rahmen der Telekommunikationsüberwachung verlangt ist.

Einjahres-Lizenz

Der Deal mit Elaman kostet die Regierung laut Zeitungsbericht 147.000 Euro. Es soll sich um eine Einjahres-Lizenz für zehn Rechner handeln. (red, derStandard.at, 06.05.2013)