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Giftköder bedeuten einen qualvollen Tod für viele Wildtiere.

Foto: APA/Jens Leonhardt

In den niederösterreichischen Jagdrevieren werden derzeit Giftköder ausgelegt. Der WWF vermutet, dass es sich um Jäger handelt, die durch die gezielte Tötung von Wildtieren auf mehr Wild hoffen. Erst im vergangenen Jahr verendeten drei geschützte Steinadler am längst aus dem Handel verbannte Nervengift Carbofuran. Der WWF fordert die Bezirks- und Landesjagdbehörden nun auf, das Problem ernster zu nehmen.

Illegales Pestizid eingesetzt

In Mannersdorf an der Leitha wurde zum Beispiel Mitte April eine tote Rohrweihe neben vier geöffneten Hühnereiern gefunden, die Carbofuran enthielten. Das berichtet der WWF. In Mistelbach wurde ein Bussard gefunden, der noch einen mit dem Gift präparierten Fleischbrocken im Rachen hatte.

Der Besitz und die Verwendung des Pestizids Carbofuran ist seit 2008 EU-weit verboten. Die Substanz werde aber offenbar noch immer illegal gegen Wildtiere eingesetzt, sagt Flora Hejjas, Leiterin des WWF Seeadler Schutzprogrammes. Das auch für den Menschen tödliche Pflanzengift wird zudem gegen Hunde, Katzen, Füchse, Marder und Krähen eingesetzt und verursacht einen qualvollen Tod.

Langwierige Untersuchungen verzögern Ermittlungen

Schon Ende Dezember wurde bei Melk ein toter Seeadler gefunden. Zunächst wurde der Kadaver an der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht. Obwohl dringender Vergiftungsverdacht bestand, brachte erst eine Nachuntersuchung in Deutschland Gewissheit: Auch dieses Tier wurde mit Carbofuran getötet. Die toxikologischen Untersuchungen würden oft sehr lange dauern, berichtet Hejjas: "Daher können manche Verdachtsfälle oft erst Wochen oder Monate nach der Tat bestätigt werden."

WWF verdächtigt Jäger

Da bei den jüngsten Fällen vieles für einen jagdlichen Hintergrund der Täter spricht, fordert Hejjas die Bezirks- und Landesjagdbehörden auf, das Problem ernster zu nehmen, als sie es bisher getan haben: "Im jagdlichen Bereich müssen nun Durchgriffsmöglichkeiten geschaffen werden, die ein wirksames Vorgehen gegen Giftleger ermöglichen." Das Besitz- und Anwendungsverbot von Carbofuran müsse lückenlos befolgt und Vergehen hart bestraft werden.

Einsatz von Gift widerspricht Weidgerechtigkeit

Doch auch Peter Lebersorger von der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände ruft die Jägerschaft dazu auf, keine illegalen Aktionen in ihren Revieren zu dulden: "Die Hoffnung auf höhere Niederwildstrecken darf niemanden zu offenem Rechtsbruch verleiten. Wir erinnern eindringlich daran, dass Gifteinsatz in der Jagd nicht nur streng verboten ist, sondern auch allen Grundsätzen der Weidgerechtigkeit widerspricht und den Ruf der Jägerschaft in der Öffentlichkeit schwer beschädigt." (jus, derStandard.at, 6.5.2013)