Neben den landesweit kandidierenden ÖH-Fraktionen, gibt es an den einzelnen Unis auch kleinere Listen, die sich um die Anliegen der Studierenden kümmern.

Foto: http://www.istockphoto.com/kuriputosu

Wien - Die Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) bieten neben den überregional kandidierenden Fraktionen - die an den einzelnen Unis zum Teil aber unter verschiedenen Namen antreten - traditionell auch Platz für kleine Listen. Das Spektrum ist dabei vielfältig: Es reicht auch bei den von 14. bis 16. Mai stattfindenden ÖH-Wahlen 2013 von Spaßfraktionen bis zu Listen mit ernstem weltanschaulichen Hintergrund, auch Anliegen irgendwo dazwischen sind gang und gäbe. Viele der kleineren Listen üben in der jeweiligen Universitätsvertretung auch eine wichtige Kontrollfunktion. Im Anschluss eine Auswahl:

"Freibier und geile Partys"

Der Platzhirsch unter den Jux-Fraktionen geht an der Uni Linz auch heuer wieder ins Rennen: "No Ma'am" setzt nach wie vor auf die Gewährleistung des leiblichen Wohls der Studenten durch die Veranstaltung von Partys. Seit mittlerweile 16 Jahren halten die Al-Bundy-Verehrer zumindest ein Mandat in der Uni-Vertretung. Im aktuellen Wahlkampf-Song "Vote Me Maybe" versprechen sie zur Melodie von Carly Rae Jepsens "Call Me Maybe" weiterhin "Freibier und geile Partys".

Einen ähnlichen Zugang hat die an der WU kandidierende Liste "Extrem Oag". Die "WU-Proleten" sehen sich als ein "Kulturgut, das es zu schützen gilt" und werben unter anderem auf ihrer Facebook-Seite mit dem Motto "Knock-Out-Fest statt Knock-Out-Test". Und "Wir verzichten auf Parteipolitik, versprochen!".

JES seit den 1970ern

Diametral anders ist dagegen das Selbstverständnis der Jungen Europäischen Studenteninitiative (JES), die in die Universitätsvertretung der Uni Wien zurückkehren will. Das Ziel der laut Eigendefinition überparteilichen, konservativ-europäischen Bewegung: Die ÖH-Mitgliedsbeiträge sollen für die Studenten etwa in Form von mehr Erstsemestrigen-Tutorien, Sozial- und Leistungsstipendien eingesetzt werden "und nicht für einseitige ideologische Projekte", so JES-Vertreter Severin Vetter zur APA. ÖH-Initiativen wie das HomoBiTrans-Referat soll es aus Sicht der JES nicht mehr geben. Die dort behandelten Themen "sollen an der Uni weiter ihren Platz haben, aber nicht in der ÖH. Wir sind für eine politikfreie ÖH, aber nicht für eine politikfreie Uni", betont Vetter. Außerdem fordert die JES das Ende der Pflichtmitgliedschaft in der ÖH, da durch die Beiträge "größtenteils abstruse Politprojekte" wie das Cafe Rosa finanziert würden, sowie ein Ende des "Genderzwangs" in Uni-Arbeiten.

Die JES als Unterorganisation der Paneuropa-Union war in den 1970ern von Kaiserenkel Vincenz Liechtenstein als "weltanschaulicher Widerstand gegen den tobenden Massenmob" gegründet worden. Anfang der 1980er bis Ende der 1990er war die JES ziemlich erfolgreich: Sie stellte u.a. eine Periode lang den Vorsitz der ÖH Uni Wien und erreichte 1985 bundesweit sogar 21 Prozent. 1999 erreichte die JES schließlich an keiner Uni mehr ein Mandat in der Uni-Vertretung und verschwand 2003 komplett. 2007 gab es einen Neustart, allerdings konnte die Studenteninitiative seither nur einmal ein Mandat erreichen, nämlich 2009 an der Uni Wien.

Lustlose Pflichterfüller

An der Uni Graz wirbt die erstmals kandidierende Liste LUPER (Lustlose_r Pflichterfüller_In) um Stimmen. Sie will konsequenterweise "die lustlose Pflichterfüllung im Studium auf ein Minimum reduzieren". "LUPER" sind nach Ansicht der Neo-Liste "durch gesellschaftliche Konventionen, Normen und Zwänge und rechtliche Pflichten dazu angehalten, sich an der Gesellschaft in einer Form zu beteiligen, wie es von ihnen erwartet oder gefordert wird". In dieser Situation gefangen, erfülle man seine lustlose Pflicht nur widerwillig und nicht mit vollem Einsatz seiner Möglichkeiten. Folge: "Zusammenfassend gesehen entsteht durch die LUPER also zumindest eine Untereinbringung von gesamtgesellschaftlich möglichen Leistungen". Als Rezept sieht die Liste, "uns von gesamtgesellschaftlichen behindernden Zwängen zu lösen, überflüssige Pflichten abzubauen und individuelle Freiheiten und Wahlmöglichkeiten zu stärken und zu schaffen um somit die Anzahl der LUPER aufs Minimalste zu reduzieren".

An der Uni Klagenfurt geht wiederum seit 2005 die ursprünglich aus einer Onlinespiel-Community hervorgegangene Liste "Destruktive Brut" (Die Brut) ins Rennen. Bisher hat es jedoch noch nie für ein Mandat gereicht - dementsprechend setzt man sich "für eine Aufstockung der Mandatszahlen in der stetig wachsenden Uni Klagenfurt" ein. Die Brut sieht sich als "Plattform für kritische Geister" und Sammelbecken von Menschen, "die alternativen Vorstellungen über Gesellschaft und Politik anhängen, im Besonderen als einzig wirklich parteiunabhängige Alternative zur durch parteipolitisches Hickhack verdorbenen 'Arbeit' der sog. 'Studentenvertreter'". Bescheidene Ziele: "Umgestaltung des politischen Systems, Hilfe für Arme, Schwache und Kranke, für die sich in Nicht-Wahlkampfzeiten niemand mehr zu interessieren scheint, Sturz des internationalen Turbokapitalismus, Selbstverantwortliches Handeln fördern." (APA/red, 6.5.2013)