Budapest/Jerusalem - Unter großem Polizeiaufgebot hat am Samstag in Budapest eine Demonstration der rechtsradikalen Partei Jobbik stattgefunden. Mit der Protestaktion wollten die Rechten der "Opfer des Bolschewismus und Zionismus" gedenken und gegen die Versammlung des Jüdischen Weltkongresses in der ungarischen Hauptstadt am Sonntag demonstrieren.

Hunderte Anhänger trugen rot-weiße Arpad-Fahnen, die einst die faschistischen Pfeilkreuzler benutzt hatten. Die Menge rief antisemitische Parolen, forderte "Juden raus" und "Ungarn gehört uns". Die paramilitärische Ungarische Garde stand Spalier.

Juden in der Regierung ein "nationales Sicherheitsrisiko"

Jobbik-Chef Gabor Vona forderte in seiner Rede den Rücktritt aller Parlamentsabgeordneten und Beamten mit israelisch-ungarischer Doppelstaatsbürgerschaft. Das ungarische Judentum müsse wegen der durch Juden verübten "Ungarnmorde" um Verzeihung bitten. Premier Viktor Orban könne mit einer Anzeige rechnen, weil er den Innenminister aufgefordert hatte, die Jobbik-Veranstaltung, die vom Gericht genehmigt worden war, zu verbieten.

Der Jobbik-Abgeordnete Marton Gyöngyösi warf der rechtskonservativen Regierung Orbans vor, sie sei "in den Dienst der Zionisten" getreten. Sogar die ungarischen Kindergartenkinder würden im Sinne des Zionismus erzogen. Gyöngyösi hatte zuvor im Parlament gefordert, alle Juden in der Regierung und im Parlament auf eine Liste zu setzen, weil sie ein "nationales Sicherheitsrisiko" darstellten.

Gegenprotest

In der Nähe des Schauplatzes protestierten Mitglieder der Sozialisten (MSZP) mit einem Flashmob gegen die Jobbik-Kundgebung. Der Gegenprotest blieb ohne Zwischenfälle.

In Ungarn machten in den vergangenen Monaten immer wieder judenfeindliche Vorfälle Schlagzeilen. Jobbik kam bei der Parlamentswahl im Jahr 2010 auf 17 Prozent der Stimmen. Die zunehmend judenfeindliche Stimmung im Land führte dazu, dass der Jüdische Weltkongress Budapest als Ort für die Jahresversammlung 2013 auswählte, um Solidarität mit den ungarischen Juden zu zeigen. Die Tagung beginnt am Sonntag, Ministerpräsident Viktor Orban soll die Eröffnungsrede halten. (APA, 4.5.2013)