Wien - Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst, übergab am Freitag bei einer Zeremonie Ann Starkey und Barbara Ball das Gemälde Mädchen mit blonden Zöpfen (1921) von Jehudo Epstein. Der Provenienzforscher René Schober hatte dieses Werk bei seinen Recherchen über die Kunstsammlung der Angewandten als NS-Raubkunst identifiziert. Bast betonte in seiner Rede die moralische Verpflichtung zur Restitution. Die Angewandte setzte den Akt freiwillig. Ann Starkey und Barbara Ball sind die Großnichten von Epstein.

Unmittelbar zuvor hatten die bei London lebenden Schwestern von der Israelitischen Kultusgemeinde das Gemälde Italienische Landschaft zurückbekommen. Es befand sich in der Sammlung der IKG und wurde im Jüdischen Museum verwahrt. Auch diese Restitution erfolgte freiwillig.

Es gibt noch sehr viele Epstein-Gemälde mit fragwürdiger Provenienz - zum Beispiel im Leopold-Museum und in weiteren Sammlungsteilen des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Ob und wann es zu Rückgaben kommt, ist nicht bekannt. René Schober meint, dass insgesamt rund 400 Werke von Epstein in der NS-Zeit geraubt wurden.

Am Freitag tagte auch der Kunstrückgabebeirat und empfahl die Restitution von zwei Blättern Rudolf von Alts an Eva Kantor und von zwei Blättern Josef Kriehubers an die Erben nach Josef Blauhorn (alle aus der Albertina). Zudem wurde die Rückgabe eines Gemäldes von Sir Thomas Lawrence aus dem KHM an die Erben nach Valentine Springer empfohlen. (trenk, DER STANDARD, 4./5.5.2013)