Am Ende stand René Swette mit dem Meisterpokal da. Nachdem der KAC-Goalie im zweiten Viertelfinalspiel in Graz den Kanadier Andy Chiodo ersetzte, ließ er sich nicht mehr aus dem Team verdrängen. In seiner fünften Saison beim Rekordmeister durfte der 24jährige endlich regelmäßig Play-Off-Eishockey spielen und bedankte sich dafür mit dem niedrigsten Gegentorschnitt (GAA) eines Meistertorhüters seit der Liganeugründung im Jahr 2000 (1,47 in 14 Spielen der Post Season). Als sein Team am 5.April den Gewinn des 30.Meistertitels der Klubgeschichte fixierte, war Swette 24 Jahre und 227 Tage alt und damit der jüngste Einsertorhüter eines Champions seit Reinhard Divis im Jahr 1998 (22 Jahre, 268 Tage). Seit 2000 war die Nummer eins des jeweiligen Meisters zum Zeitpunkt des Triumphs durchschnittlich 31,1 Jahre alt.
Weniger Spielanteile
Swettes erfolgreiche zweite Saisonhälfte und seine Promotion zum neuen Stammgoalie des KAC blieb in der abgelaufenen Spielzeit jedoch eine Ausnahme, insgesamt haben es rot-weiß-rote Schlussmänner zunehmend schwerer, im Tor eines EBEL-Klubs Fuß zu fassen. Verstärkt durch die Abgänge von Bernhard Starkbaum und Reinhard Divis im vergangenen Sommer sanken die Spielanteile österreichischer Torhüter bei den acht einheimischen Teams auf knapp über 35 Prozent, noch vor zwei Jahren lag dieser Wert fast doppelt so hoch. Obwohl 2012/13 in Dornbirn und Innsbruck neue Positionen geschaffen wurden, verringerte sich die Zeit, in der österreichische Goalies auf EBEL-Eis standen, im Vergleich zur letzten Saison um mehr als 300 Minuten. Mit dem KAC und dem HC Innsbruck vertrauten nur zwei der acht heimischen Klubs mehrheitlich auf einen österreichischen Torhüter.
Stammplatzgarantien
Insgesamt bestätigte sich ligaweit der Trend, dass Klubs – nicht zuletzt aus Gründen der Punkte- und Kaderregel sowie wirtschaftlichen Überlegungen – auf festgelegte Hierarchien setzen: In der Mehrheit der Vereine legten sich die Trainer auf eine klare Nummer eins fest, klassische Torhütergespanne mit einigermaßen ausgeglichenen Spielanteilen für beide Goalies weist die Statistik lediglich für Zagreb, Klagenfurt, Linz und Salzburg aus, wobei in den beiden letztgenannten Fällen Transfers während der Saison mehr Balance suggerieren als tatsächlich vorhanden war.
Die vielerorts gängige Praxis der Besetzung einer klaren Nummer eins (siehe Grafik mit den prozentuellen Spielanteilen der jeweiligen Nummer eins) verspricht jedoch wenig Erfolg: Von jenen sechs Klubs, die in der abgelaufenen Saison ihrem jeweiligen Stammgoalie die höchsten Spielanteile gewährten, haben vier die Play-Off-Qualifikation verpasst, die anderen beiden scheiterten bereits im Viertelfinale.
Glücksgriffe am Legionärssektor
Insgesamt setzten die zwölf EBEL-Teams 13 verschiedene Torhüter ein, die dem Regulativ nach als Importspieler zählten. Besonderes Glück bei der Auswahl ihrer Goalielegionäre hatten dabei die Vienna Capitals und der Villacher SV, die im vergangenen Sommer abwandernde einheimische Kräfte (Reinhard Divis, Bernhard Starkbaum) mit nordamerikanischer Kompetenz (Matt Zaba, Jean-Philippe Lamoureux) ersetzten. Der Kanadier Zaba stand in Wien über die gesamte Saison hinweg betrachtet für den niedrigsten Gegentorschnitt aller Schlussmänner (2,06), seine 27 Siege wurden nur von Villachs US-Amerikaner Lamoureux erreicht. Auch David LeNeveu (Linz) und Jerry Kuhn (Ljubljana) dürften mit ihren Leistungen die in sie gesetzten sportlichen Erwartungen ihrer Arbeitgeber befriedigt haben.
Aufsteiger des Jahres in Salzburg
In einer Wahl zum Torhüter des Jahres hätte neben René Swette und Matt Zaba wohl Salzburgs Luka Gračnar die besten Chancen. Der Slowene, der erst im Laufe der Saison 19 Jahre alt wurde, legte eine beeindruckende, angesichts seiner Anlagen aber auch nicht unbedingt überraschende Rookiesaison hin: Schon während der Vorbereitung setzte er sich gegen Shawn Hunwick durch, später spielte er den mit 241 NHL-Einsätzen dekorierten Alex Auld aus dem Team, am Saisonende agierte er mit Bernd Brückler mindestens auf Augenhöhe. Die Talentspäher aus Nordamerika reihten Gračnar im Vorfeld des am 30.Juni stattfindenden NHL-Drafts jüngst auf Rang drei der stärksten europäischen Nachwuchstorhüter. Obwohl schon an der oberen Altersgrenze schrammend, hat er durchaus realistische Chancen, von einem Team ausgewählt zu werden, was seinen im März unterschriebenen, neuen Drei-Jahres-Vertrag beim EC Salzburg obsolet machen würde.
Nur KAC plant gänzlich rot-weiß-rot
Im Hinblick auf die im September beginnende Saison 2013/14 herrscht am Transfermarkt für EBEL-Torhüter aktuell viel Bewegung, die acht österreichischen Klubs dürften bis zu 50 Prozent ihrer Goaliepositionen neu besetzen. Mit Michael Ouzas (Linz) und Adam Dennis (Dornbirn) haben zwei Teams bereits eine neue Nummer eins präsentiert, als wahrscheinlich einziger Verein wird der KAC mit zwei einheimischen Schlussmännern ins nächste Spieljahr starten. Den Rekordmeister wird das nur drei seiner 60 Kaderpunkte kosten, weniger als jeden anderen österreichischen Klub in der Liga.
Zudem stieg durch die im Dezember beschlossene Änderung der Punkte- und Kaderregel die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Teams während der Saison Umbesetzungen auf der Torhüterposition vornehmen: Ab der kommenden Spielzeit erlaubt das Regulativ nach dem Ende der ligaweiten Try-Out-Phase im November neben dem Tausch von drei Spielern zusätzlich einen Goaliewechsel im Kader.
Wenig Chancen für den Nachwuchs
Während angesichts dieser Rahmenbedingungen nicht zu erwarten ist, dass sich die Spielanteile für einheimische Torhüter signifikant erhöhen, bleiben auch die Entwicklungschancen für junge Goalies bescheiden. Positive Ausnahme hierbei ist Vizemeister Wien, die Capitals schenken U20-Nationaltorhüter David Kickert das Vertrauen als Nummer zwei. In acht bis zwölf Saisoneinsätzen soll der 19jährige weiter an das EBEL-Niveau herangeführt werden.
Beim VSV, der im Laufe der letzten fünf Saisonen über 84 Prozent der gespielten Zeit einen österreichischen Schlussmann am Eis stehen hatte, drängt Lukas Herzog in die Kampfmannschaft. Nach fast einjähriger Verletzungspause kehrte er zum Jahreswechsel in den Spielbetrieb zurück und empfahl sich in der EBYSL nachdrücklich für höhere Aufgaben. Gut möglich, dass es ihm in der kommenden Saison gelingt, Thomas Höneckl von der Backup-Position zu verdrängen. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 2.Mai 2013)