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Auch der deutsche Vorzeigeautobauer fährt weniger Gewinn ein.

 

Foto: AP/Schrader

München - Die Dauerprobleme auf Europas Automärkten zehren auch beim weitgehend krisenresistenten Oberklasse-Hersteller BMW am Gewinn. Nach einem Ergebnisrückgang um fast vier Prozent auf zwei Milliarden Euro zu Jahresbeginn rechnen die Münchner nicht mit baldiger Besserung: "Wir gehen davon aus, dass wir auch in den kommenden Monaten gerade in vielen europäischen Märkten keinen Rückenwind haben werden", sagte Vorstandschef Norbert Reithofer am Donnerstag. Eine kurzfristige Erholung im zweiten Halbjahr, wie sie in der Autobranche vielfach herbeigesehnt wird, erwartet er nicht. Stattdessen stellen sich die Münchner auf noch "mindestens fünf Jahre" Krise in Europa, einer der wichtigsten Absatzregionen der Welt, ein. Die Schuldenproblematik lasse sich nicht in einem Jahr bewältigen.

Verunsicherte Konsumenten

"Die schwelende Eurokrise verunsichert die Konsumenten", sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Die Folge: Der Wettbewerb sei noch härter geworden, der Preisdruck gewachsen. Übers Gesamtjahr erwartete er im Schnitt Nachlässe beim Kauf eines Neuwagens zwischen einem halben und einem Prozent - im ersten Quartal seien sie noch höher gewesen. Auch viele andere Hersteller ächzen unter der Rabattschlacht in Europa, die sie selbst im Kampf um die weniger werdenden Kunden angezettelt haben.

Seit 18 Monaten kennen die Pkw-Verkaufszahlen in Europa nur eine Richtung: abwärts. 2012 war das schlechteste Autojahr seit 1995, 2013 startete mit einem historischen Tiefstand. Vor allem im krisengeschüttelten Süden, wo die Arbeitslosenzahlen hoch und die Aussichten trübe sind, trauen sich die Menschen kaum mehr, sich einen teure Neuwagen anzuschaffen. Bei BMW war man lange davon ausgegangen, dass die Probleme in Ländern wie Italien oder Spanien zwei bis drei Jahre anhalten. Doch zuletzt hinterließ die Krise auch bei den Münchnern Bremsspuren. Zwar können sie - wie die Oberklasse-Konkurrenten Audi und Mercedes - Rückgänge in Europa in wachsenden Märkten wie China oder den USA locker ausgleichen, aber auf dem Heimatkontinent verkaufen die Autobauer mehr als die Hälfte ihrer Fahrzeuge. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte kürzlich, viele Märkte hätten sich zu Jahresbeginn schlechter entwickelt als erwartet. Weil die Stuttgarter nur noch halb so viel verdienten, warfen sie ihre Gewinnziele erneut über den Haufen. BMW und Audi versprechen wenigstens stagnierende Ergebnisse.

Reithofer konnte nirgends in Europa einen Silberstreif am Horizont ausmachen. Nicht einmal die niedrigen Vergleichswerte aus dem Vorjahr dürften in der zweiten Jahreshälfte für Linderung sorgen. Auch Audi-Chef Rupert Stadler hatte vor Kurzem die Ansicht geäußert, der europäische Automarkt werde in den nächsten drei bis fünf Jahren bestenfalls stagnieren.

Hohe Ausgaben für Rabatte und neue Technologien

Neben den Rabatten schlugen bei BMW hohe Ausgaben für neue Technologien und Modelle zu Buche. Im Kernsegment Automobile brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern im ersten Quartal um 16 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ein. Der Umsatz ging hier ebenfalls zurück. Die operative Rendite sackte auf 9,9 Prozent ab. Damit lag BMW hinter der Ingolstädter VW-Tochter Audi, die in den ersten drei Monaten auf 11,1 Prozent kam. Mercedes landete mit 3,3 Prozent abgeschlagen auf Platz 3.

Alle drei Premium-Hersteller vermeldeten zuletzt Absatzrekorde, weil ihre teuren Limousinen und Geländewagen in den beiden weltgrößten Automärkten China und USA sowie in vielen aufstrebenden Ländern nach wie vor beliebt sind. Die Münchner verkauften im Startquartal rund um den Globus 448.200 Fahrzeuge ihrer drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, das ist ein Plus von 5,3 Prozent. Auch im April habe der Absatz im mittleren einstelligen Prozentbereich zugelegt, sagte Reithofer. Im Gesamtjahr wird weiter ein Zuwachs angepeilt. Gefragt waren allerdings zuletzt besonders kleinere Modelle wie der X1 oder der 3er, die weniger Geld in die Kassen spülen als große Fahrzeuge wie das Flaggschiff 7er oder der bullige Geländewagen X6. (Reuters, 2.5.2013)