Die Kreuzung Tabor- und Obere Augartenstraße soll 2014 völlig neu geregelt werden.

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Wien - Wer in Wien mit den Öffis statt mit dem Auto fährt, spart angeblich Zeit. Damit werben jedenfalls die städtischen Verkehrsbetriebe. Für die Straßenbahn gilt das allerdings nur bedingt. Denn wenn sich der Individualverkehr auf den Gleisen staut, gibt es auch für die Bim kein Weiterkommen mehr. Die Folge eines verstopften Teilstücks sind Verzögerungen auf der ganzen Linie.

Rückstau

Den 2er, der fahrplanmäßig für seine Route vom Friedrich-Engels-Platz bis zur Ottakringer Straße rund 50 Minuten braucht, bremst regelmäßig die Kreuzung Taborstraße / Obere Augartenstraße aus. Denn auf seinem Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Innenstadt kommen ihm dort regelmäßig stehende Autos in die Quere: Die Ampel für die Rechtsabbieger schaltet gleichzeitig mit jener für die Fußgänger auf Grün. Dies führt in Stoßzeiten zu erheblichem Rückstau auf dem Bimgleis. Pläne für die Umgestaltung der Problemzone gibt es längst.

Bei der Umsetzung hapert es allerdings noch. "Es hat leider ewig und einen Tag gedauert, bis die Finanzierungsverhältnisse geklärt waren", sagt der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch, "inzwischen sind wir aber auf einem guten Weg."

Einen Teil der Kosten sollen die Wiener Linien übernehmen, der andere aus der Stadt- beziehungsweise aus der Bezirkskasse kommen. Über den Aufteilungsschlüssel sind sich das grüne Verkehrsressort und der rote Bezirk allerdings noch nicht einig. "Wir sind bereit, etwas dazuzuzahlen" , sagt Bezirksvorsteher Karlheinz Hora (SP), "es muss aber auch etwas von der Stadt kommen."

Mehrere 100.000 Euro

Bei der geplanten Neugestaltung sollen Autospur und Gleiskörper getrennt sowie der Gehsteig verbreitert werden. Dafür müssen laut Maresch fünf bis zehn Parkplätze dran glauben. Die Verhandlungen für das Projekt hätten im April stattfinden sollen, wurden aus Termingründen vom Verkehrsressort aber auf Mai verschoben. Der Umbau soll mehrere 100.000 Euro kosten. Laut Maresch könnte er 2014 starten. Und: "Am Geld wird es sicher nicht scheitern."

Denn mit der Lösung des Stauproblems auf der Taborstraße könnte die Bim fünf Minuten in jede Richtung gewinnen. Eine Beschleunigung der Straßenbahnen hält auch Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich für dringend notwendig: "Neue Garnituren sind teuer, da ist die Beschleunigung eine gute Methode, Kapazitätsengpässe zu bekämpfen."

Bei den Wiener Linien beschäftigt sich ein eigenes Team mit dem Thema. Ein nicht ganz einfacher Job, sagt Sprecher Dominik Gries: "Vor allem, wenn es um den Abbau von Parkplätzen geht." Ein weiteres größeres Projekt wie im zweiten Bezirk sei derzeit nicht geplant.

Das Beispiel Taborstraße zeigt auch, dass schnellere Öffis nicht immer allen nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern Vorteile bringen: Weil man die Bim nicht ausbremsen will, gibt es auf der Einkaufsstraße sehr wenige Zebrastreifen. Trotz der Installierung einer Fußgängerbeauftragten hat Rot-Grün für dieses Problem bisher noch keine Lösung gefunden. (Martina Stemmer, DER STANDARD, 30.4./1.5.2013)