Das Galaxy S4 soll in die großen Fußstapfen seines Vorgängers steigen, der das bis dato meistverkaufte Android-Smartphone überhaupt ist.

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Neben einer "kantigeren" Form ist die Rückseite nun gemustert. Das erweckt einen wertigeren Eindruck, haptisch macht das S4 aber keinen "Premium"-Eindruck.

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Im Gegensatz zur direkten Konkurrenz kann der Akku mühelos getauscht werden.

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Kräftige, aber kaum noch kitschige Farben und hohe Auflösung. Das Galaxy S4 dürfte das derzeit wohl beste Telefondisplay auf dem Markt bieten.

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Bei gutem Wetter liefert die Kamera absolut herzeigbare Bilder. Weicht die Sonne, verblassen die Bilder aber eine Spur zu sehr, auch wenn das auf dem Display des S4 nicht auffällt.

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Auch Sport-Oberexperte Blue Schneckerl wollte es sich nicht nehmen lassen, für den Kameratest zu posieren. Sein Fazit zum Galaxy S4: "$%§$&$§!!!".

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Findet man eine Unterlage, um das Telefon ruhig zu halten, gelingen des Abends im "Nachtaufnahme"-Modus ansprechende Bilder, bei denen bei genauem Hinsehen jedoch viele Details verloren gegangen sind.

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Ein kleiner Test der "Animiertes Foto"-Funktion. (Anklicken, um Animation zu zeigen)

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Zu den neuen Features gehört die Möglichkeit, beide Kameras gleichzeitig einzusetzen.

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Auch neu dabei sind die "Drama"-Shots.

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Der "Radierer" kann unliebsame, bewegte Objekte nachträglich von Fotos entfernen - sofern er sie erkennt.

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Sieht man von den erwähnten Grafikfehlern ab, erweist sich das S4 als potenter Begleiter für "Ingress"-Ausflüge.

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Der vorinstallierte Text- und Bildscanner liest QR-Codes, Wörter und Kontaktdaten.

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"S Health" zählt Schritte und führt auf Wunsch Buch über Gewicht und Kalorienbilanz des Users.

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Die "Wohlfühlstufe" ist momentan noch eine relativ belanglose Spielerei.

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Beim Erreichen des Tagesziels meldet sich der "Laufpartner" mit einer kleinen Fanfare.

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Erkennt das Telefon, das man auf den Bildschirm sieht, meldet es dies mit einem Augen-Symbol.

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Viel Arbeit hat Samsung noch beim S Translator vor sich.

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Praktisch: Watch On macht das Galaxy S4 zu TV-Ratgeber und Universalfernbedienung.

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Das am Galaxy Note 10.1 erstmals eingeführte MultiWindow erlaubt die Anzeige von zwei Apps auf einmal.

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Flott unterwegs: LTE-Messergebnis in der Wiener Innenstadt am frühen Nachmittag werktags. Genutzt wurde das Netz von A1.

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Über 50 Millionen Mal soll sich das Samsung Galaxy S3 verkauft haben. Das im Frühjahr 2012 vorgestellte Flaggschiff des koreanischen Herstellers ist damit das mit Abstand meistverkaufte Android-Phone der Welt. Nun ist seit kurzem der der Nachfolger, das Galaxy S4 auf dem Markt – und wurde vom WebStandard ausführlich unter die Lupe genommen.

Zwei Versionen

In zwei technisch unterschiedlichen Ausführungen (an der Modellbezeichnung GT-I9500 und GT-I9505 unterscheidbar) ist das Telefon an den Start gegangen. Die meisten Märkte, darunter auch Österreich und Deutschland, werden zumindest vorerst mit letzer Ausführung versorgt. Anstelle von Samsungs eigener Exynos 5-Plattform, die nach dem "ARM big.LITTLE"-Prinzip mit vier "großen" und vier "kleinen" Rechenkernen operiert, werkt hier ein Qualcomm Snapdragon-600.

Die genaue Bezeichnung lautet APQ8064T, sie bringt einen mit 1,9 GHz Maximaltakt ausgerüsteten Vierkernprozessor mit. Auf sie setzt unter anderem auch HTC bei seinem "One", jedoch mit etwas niedrigerer Taktung von 1,7 GHz. Im Prinzip handelt es sich um eine aufgebohrte Variante jenes Chips, der im Nexus 4 steckt.

Keine Abstriche in Sachen Performance

Auch der Rest der Ausstattung kann sich sehen lassen: Eine Adreno 320-GPU, zwei GB Arbeitsspeicher, je nach Ausführung 16 bis 64 GB Onboardspeicher und ein microSD-Steckplatz für zusätzliche Erweiterung. Hier darf man Samsung getrost loben, genauso wie für die Tatsache, dass sich der rückseitige Deckel des Smartphones abnehmen und der Akku tauschen lässt. Aufgrund seines modular aufgebauten Innenlebens soll die Reparatur des Galaxy S4 im Bedarfsfall verhältnismäßig einfach machbar sein.

Konnektivitätsseitig bringt das Phone neben der üblichen Grundausstattung (2G/3G, Bluetooth, GPS für Navigationszwecke) auch noch ein WLAN-Modul mit Unterstützung für Dualbandbetrieb (5 GHz) und den neuen 802.11ac-Standard mit. Unterwegs kann man auch via LTE ins Internet (auch das in Österreich verwendete Band wird unterstützt), für Mobile Payment und Co ist ein NFC-Chip an Bord. Vorinstalliert ist Android 4.2.2 mit eigener TouchWiz-Oberfläche.

Benchmark-König

In den Benchmarks setzt sich das S4 ziemlich konsequent vor seine Konkurrenz. Knapp 25.000 Zähler erreicht das Gerät im AnTuTu-Allroundtest. Das sind nicht nur mehr als 5.000 Punkte Abstand zum Nexus 4, sondern auch rund 2.000 zum HTC One.

Mehr schafft laut verschiedenen Berichten nur die Exynos-Variante des S4, die einen Score von über 26.000 erzielen soll. Unterschiede, die im praktischen Betrieb in dieser Leistungsklasse nicht ins Gewicht fallen. Im Vellamo-Browserbenchmark für HTML5-Performance marschiert das Galaxy S4 mit knapp 2.000 Zählern nicht nur seinem Vorgänger, sondern auch der restlichen Konkurrenz davon.

Mit einem Schnitt von 59 Bildern pro Sekunde (was faktisch fast der möglichen Obergrenze von 60 FPS entspricht) bewältigt das S4 den Epic Citadel-Grafikbenchmark mühelos. Es scheint aber vereinzelt noch Optimierungsbedarf zu geben: Beim GFXBench 2.7 (vormals GLBenchmark) liegt der Schnitt beim Szenario "T-Rex HD" bei 15 Bildern pro Sekunde. Bei Googles Augmented Reality-Spiel "Ingress" produziert das Galaxy S4 Grafikfehler und zeigt herumliegende XM-Sammlungen nur als ins Bild flackernden "Regen" an, wenn der Spieler sie gerade aufnimmt.

Es lässt sich nicht letztgültig sagen, ob die Ursachen für die Probleme bei Samsungs Firmware oder der Benchmark-Software bzw. dem Spiel zu suchen sind. Im gesamten Test traten sonst jedenfalls keine Schwierigkeiten dieser Art auf.

Premium-Phone ohne Premium-Feeling

Äußerlich ist Samsung von seinem Mantra der "Naturinspiration" abgerückt. Das Galaxy S4 ist, im Rahmen der typischen Designsprache des Unternehmens, deutlich "kantiger" geraten als sein Vorgänger. Die Einfarbigkeit der Rückseite ist einem Muster gewichen. Die Maße sind trotz des mit 4,99 Zoll etwas größeren Displays fast ident geblieben, was vor allem den schmäleren Seitenrändern zu verdanken ist. 136,6 x 69,8 x 7,9 Millimeter fasst das Gerät bei 130 Gramm Gewicht. Einmal mehr setzt Samsung rundum auf Kunststoff.

Was in Sachen Empfangsstärke und Elastizität wohl Vorteile haben mag, steht den haptischen Ansprüchen an ein Premium-Phone etwas entgegen. Mehrere Kandidaten durften das S4 ein wenig in Händen halten. Fast alle sahen diesbezüglich einen Fortschritt zum Galaxy S3, attestierten dem Gerät jedoch ein deutlich "billigeres" Feeling als der unmittelbaren Konkurrenz. In der getesteten Farbgebung "Black Mist" ist das Telefon außerde, ein wahrer Fingerabdruck-Magnet. Die Verarbeitung scheint aber grundsätzlich in Ordnung zu sein, lediglich die recht dünn geratene Rückseitenabdeckung könnte auf Dauer etwas Grund zur Sorge geben.

Beeindruckender Bildschirm

Wie auch das HTC One und Sony Xperia Z ist der Neuling aus Samsungs S-Reihe mit einem Full HD-Display (1.080 x 1.920 Pixel) bestückt. Statt ein LCD-Display zu verbauen, hat man erneut auf die eigene AMOLED-Technologie gesetzt und zeigt dabei beachtliche Fortschritte. Einerseits ist die Darstellung gestochen scharf, andererseits konnte die beim Vorgänger durchaus noch gegebene, übertrieben grelle Farbdarstellung deutlich entschärft werden.

Auch dieser Bildschirm zeigt Farben immer noch recht kräftig an, keine Frage, die Intensität wurde aber deutlich heruntergeschraubt. Fotos wirken nun nicht mehr farblich überzeichnet, allgemein liegt das Gesehen am Display nun näher an der Realität. Zum Teil mag das freilich Geschmacksfrage sein, wer es nicht immer und überall grellbunt haben will, wird sich über die Weiterentwicklung freuen.

Hardwareseitig hat Samsung also solide Arbeit geleistet und ist an die aktuellen Grenzen des sinnvoll machbaren gegangen. Damit entspricht man vor allem gängigen Erwartungen, als dass es für den Durchschnittsuser einen ersichtlichen Mehrwert bringen würde.

Abkehr von der Leistungsschlacht

Nach mehreren Jahren großer Sprünge kündigt sich bei der Performance von mobilen Prozessoren und Grafikchips ein wenig Ruhe an. Es bleibt abzuwarten, wieviel an "mehr" neue Plattformen wie der Snapdragon-800 oder Nvidias Tegra 4 bringen werden. Das Android-System am Galaxy S4 läuft jedenfalls absolut flüssig. Nur sehr selten machen sich minimale Ruckler bemerkbar.

Der technische Wandel ist auch an Samsungs Werbelinie bemerkbar. Dass das Galaxy S4 ein ordentliches Kraftpaket ist, wird verhältnismäßig leise getrommelt. Die Spots legen ihren Fokus auf neue Softwarefeatures, derer das S4 gleich eine ganze Reihe mitbringt.

S Health

Da wäre etwa die App "S Health" für die Gesundheitsbewussten unter den Usern. Sie unterteilt sich in ein Gewichtsprotokoll, Essens- und Aktivitätentagebuch nebst Kalorientracking, einem Laufassistenten und die "Wohlfühlstufe", deren Informationen am "Health Board" aggregiert werden.

Im Gewichtsprotokoll können Körpergröße, Gewicht, Alter und Geschlecht eingeben werden. Danach liegt es am User, sich regelmäßig auf seine Waage zu stellen. Mit zwei Modellen lässt sich die App sogar direkt koppeln. Die Entwicklung der eigenen Pfunde wird fortan als Diagramm festgehalten, ob man sich gerade auf seinem Idealgewicht befindet oder zuviel bzw. zuwenig auf den Rippen hat, ermittelt das Programm anhand des Body Mass Index.

Die dafür in hohem Maße entscheidenden Faktoren, Ernährung und Bewegung, lassen sich ebenfalls tracken. So kann man das eigene Essen in einem eigenen Tagebuch nebst Foto vermerken. Eingetragen wird der Kaloriengehalt entweder manuell oder anhand einer Datenbank mit vorgefertigten Einträgen. Zusätzlich lassen sich zwei Ziele definieren: Wie viele Kalorien man täglich aufnehmen und wie viele man über Sport verbrennen möchte.

Gesundheitsbegleiter

Ähnlich wie das Essenstagebuch funktioniert der Sporttracker. Auch hier trägt man eigene Aktivitäten ein, von denen sich viele nebst Kalorienverbrauch wiederum in einer Datenbank finden. Für Läufer gibt es einen eigen Abschnitt, den "Laufpartner", in welchem sich ein tägliches Schrittziel eingeben lässt.

Die dabei verbrannten Kalorien und die zurückgelegte Strecke hält das Handy im Hintergrund fest. Als Konsequenz muss der Schrittzähler manuell angehalten oder fortgesetzt werden, will man nicht alle Schritte, sondern nur jene beim Laufen zählen. Das Programm hält die Performance ebenfalls in einem fortlaufenden Diagramm fest und schätzt – wohl anhand der Geschwindigkeit – wie viele der Schritte man laufend, walkend oder anderswie auf den Straßenbelag gesetzt hat.

Hygrometer und Thermometer an Bord

Eher als Gimmick zu betrachten ist die "Wohlfühlstufe". Sie spricht das interne Thermometer und Hygrometer des Galaxy S4 an und gleicht die Werte mit den selbst einstellbaren Idealbereichen ab. Die Temperaturanzeige liegt tendenziell ein paar Grad Celsius über der tatsächlichen Temperatur, was sich wohl mit der Nähe zur Hardware erklären lasst. Die Luftfeuchtigkeit wird dafür eher etwas zu niedrig angezeigt. Samsung weist vor der Inbetriebnahme der App darauf hin, dass sich für derlei Messungen die Verwendung eigens dafür hergestellter Geräte empfiehlt. Im S4 ist auch ein Luftdruckmesser verbaut, der aber offenbar noch von keiner vorinstallierten App genutzt wird.

Für Diabetiker interessant: Wie sich unter "Zusätzliche Funktionen hinzufügen" einsehen lässt, soll "S Health" auch die Beobachtung des eigenen Blutzuckers ermöglichen. Die dafür notwendige Aktualisierung der App führte im Testlauf jedoch zu einem Fehler ("Produkt ist nicht verfügbar (4002)") aus.

Neues für die Kamera

Der zweite Teil der softwareseitigen Neuerungen beschäftigt sich mit der Kamera des Gerätes. Beim S4 hat Samsung auf der Rückseite einen 13 MP-Sensor in Betrieb, frontseitig werden zwei Megapixel geboten. Unter guten Lichtverhältnissen gelingen schöne Bilder, verzieht sich die Sonne aber hinter die Wolkendecke, neigt die Kamera zu leicht blassen Farben (was allerdings erst auffällt, wenn man die Bilder auf einem anderen Display betrachtet).

Neben einfachen Fotos und 1080p-Videos hat Samsung in die eigene Kamera-App ein paar Neuerungen integriert. Bekannt sind "Bestes Foto" und "Best Face" bereits, sie versuchen aus mehreren Bildern eines Motivs oder einer Person das jeweils schönste zu finden. Auch HDR-Fotos können erstellt werden.

(Video: Full HD-Aufnahme, erstellt mit dem Samsung Galaxy S4)

Fotos mit Akustik und animierte GIFs

Neu im Paket ist Sound & Shot. Dieses verknüpft ein Bild mit einer kurzen Audioaufnahme, die es ermöglichen soll, die Stimmung an einem Ort einzufangen, ohne gleich ein Video drehen zu müssen. Prinzipiell eine nette Idee, in der Dateiausgabe sind Foto und Sound jedoch getrennt, sodass das Betrachten des Bildes bei gleichzeitiger Audiowiedergabe nur klappt, wenn man über Samsungs aktuelle Galerie-App verfügt.

Interessanter ist da schon "Animiertes Foto". Hier wird für wenige Sekunden eine Szene aufgenommen, auf der sich anschließend bestimmte Bereiche "einfrieren" lassen. Faktisch integriert Samsung die Funktionalitäten von "Cinemagram" in die eigene Kamera-App. Das Resultat wird als animierte GIF-Datei gespeichert. Die animierten bzw. eingefrorenen Areale können nur recht grob durch das Darüberwischen mit dem Finger eingezeichnet werden, was die Bedienung fallweise etwas unpräzise macht.

Bewegungsstudien und Löschwerkzeuge

Nett gemacht ist das "Drama"-Feature. Sie ist dazu gemacht, die Bewegung eines Motivs durch die Szene festzuhalten. Das geschieht durch Schnappschüsse in schneller Abfolge. Anschließend werden mehrere Phasen der Abfolge präsentiert, die sich ein- bzw. ausblenden lassen. So lässt sich etwa eine "Bewegungsstudie" eines durchs Bild laufenden Menschen erstellen.

Als weitere Neuerung kommt der "Radierer" ins Spiel. Auch hier wird eine Szene erfasst, ein eigener Algorithmus versucht anschließend, bewegte Objekte zu identifizieren, die sich dann durch simples Antippen aus dem Bild löschen lassen. Auf diese Art soll es beispielsweise möglich werden, ein Foto seiner Freunde vor einem berühmten Bauwerk machen zu können, ohne dabei störende Passanten im Hintergrund sehen zu müssen. Nett gemacht, leider arbeitet die Bewegungserkennung oft nicht übermäßig präzise.

Auch für einfache Schnappschüsse hat sich Samsung etwas einfallen lassen. Das Galaxy S4 ermöglicht die gleichzeitige Nutzung beider Kameras für ein Bild, wobei sich das eigene Gesicht in einem Rahmen veränderbarer Größe in die Aufnahme einblenden lässt (auch umgekehrt möglich). Dies funktioniert auch bei Videos.

Berührungslos

Und dann wurde auch am Steuerungskonzept weitergebastelt. Was mit Direct Call, Social Tag, S Beam, Smart Stay und Co. begonnen hat, wurde jetzt mit Smart Pause, Smart Scroll, Air View und weiteren Features ergänzt.

So lassen sich in einzelnen Apps, etwa dem E-Mail-Client oder dem integrierten Videplayer, per Fingerzeig Vorschauansichten aufrufen, ohne das Display berühren zu müssen - ähnliches präsentierte Sony einst mit dem Xperia sola unter dem Titel "Floating Touch". Unterstützt werden momentan nur wenige, Samsung-eigene Apps, die Erkennung funktioniert dafür zuverlässig. Andere Programme verstehen wiederum mit der Hand ausgeführte Gesten, die leider oft nicht korrekt erkannt werden.

Sichtkontakt

Smart Scroll erweitert den Umfang von Smart Stay, jenem Feature, das via Eye Tracking dafür sorgt, dass das Display eingeschalten bleibt, wenn der Nutzer darauf sieht. Befindet man sich im Browser, oder einer anderen unterstützten Anwendung, lässt sich durch leichtes Kippen des Telefons nach oben oder unten scrollen. Hin und wieder scheitert dieses Feature an sich selbst, da es vorkommen kann, dass die Kamera schon durch eine leichte Positionsveränderung den "Sichtkontakt" verliert.

Smart Pause wiederum vertut sich kaum. Hierbei sorgt die Software für die Unterbrechung einer Videowiedergabe, wenn der User länger vom Display wegsieht. Grundsätzlich ist mittlerweile gut zu erkennen, in welche Richtung Samsung gehen will. Smartphones sollen sich in Zukunft auch ohne direktes Berühren des Displays komfortabel steuern lassen. Die aktuellen Spielereien ergeben aber noch kein "großes Ganzes".

S Voice

Wieder mit dabei ist "S Voice". Wo Google Now den Fokus auf Internetsuchen und Alltagserleichterung durch die Aggregierung diverser Informationen legt, soll Samsungs eigener Sprachassistent hauptsächlich neue Bedienwege schaffen.

Und in der Tat, wenn man sich einmal an den strengen Befehlston, in welchem S Voice seine Antworten ausspuckt, zu ignorieren, klappt das Verschicken von SMS und Tweets (da direkte Verfassen von E-Mails beherrscht es nicht), das Einstellen des Weckers, das Starten von Apps etc. relativ problemlos. Einzig das Ausführen von Programmen mit englischem Titel stellt solange eine Hürde dar, bis man auf die korrekte englische Aussprache verzichtet und den Namen stattdessen deutsch formuliert – was die Angelegenheit unfreiwillig komisch macht. Soll im Internet nach Begriffen gesucht werden, schickt S Voice den User weiter zu Google Now.

Gut gemeint, schlecht übersetzt

Samsungs Beitrag zur Völkerverständigung ist der S Translator. Dieser soll Geschriebenes und Gesprochenes in andere Sprachen übersetzen. Das Repertoire reicht aktuell von Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch bis hin zu Japanisch, Koreanisch oder brasilianischem Portugiesisch. Von welcher Sprache in welche übersetzt werden kann, unterscheidet sich allerdings. Eine Übersetzung ins Koreanische funktioniert beispielsweise nur aus dem Englischen, Japanischen und vereinfachtem Mandarin-Chinesisch.

Zur Erprobung wurden fünf einfache Phrasen bzw. Fragen aus dem Touristenalltag von Deutsch nach Englisch und vice versa übersetzt. Bei "Haben Sie noch ein Zimmer frei?" und "Wieviel kostet die Fahrkarte?" (beides auf Deutsch eingesprochen) spuckte das Programm eher amüsante, denn korrekte Übersetzungen aus.

Überhaupt scheint das Tool bei komplexeren Sätzen selbst Google Translate unterlegen zu sein und ist daher momentan kaum mehr als eine Spielerei. Als weiteres Problem gesellt sich hinzu, dass die App schon bei geringem Hintergrundlärm enorme Probleme damit hat, das Gesagte korrekt zu erfassen.

Das Handy als Fernbedienung

Für Multimediafreunde bringt Samsung nicht nur seinen eigenen Store (der im Gegensatz zu Google Play hierzulande bereits Videoinhalte anbietet) mit, sondern mit Watch On auch eine App speziell für Fernsehfreunde. Diese erstellt basierend auf eigenen, vorher abgefragten Interessen (und dem späteren Sehverhalten) Empfehlungen für gerade laufende Sendungen innerhalb des Sendernetzwerks des genutzten TV-Anbieters.

So wirklich den Geschmack treffen wollten die Vorschläge allerdings nicht. Obwohl Kategorien wie "Actionfilme" und "Science Fiction" oder "Sport" aus- und "Seifenopern" abgewählt waren, landeten gleich mehrere Liebesfilme in der Liste.

Als nettes Gimmick lässt sich das Galaxy S4 dank integriertem Infrarotsender via Watch On als Universalfernbedienung verwenden, in der sich die Profile für mehrere Geräte (sortiert nach Räumen) einspeichern lassen. Die Liste an unterstützten Fernsehermarken ist ausgesprochen groß und beinhaltet dabei auch allerlei kleinere und exotischere Anbieter.

Ein Funktionstest mit einem LG-TV aus 2011 verlief erfolgreich, das Gerät ließ sich problemlos über das Handy steuern. Wünschenswert wäre nun nur noch die Möglichkeit, die Onscreen-Tasten frei anordnen zu können.

Das restliche Paket

Das mitgelieferte Anwendungspaket des Telefons wird von Samsung Link (vormals AllShare, Streaming und Dateiaustausch zwischen dem Smartphone und anderen Geräten), Chat On (Instant Messenger), S Planner (erweiterter Kalender), S Memo (Cloud-Notizen) und All Share (Contentsharing zwischen verschiedenen Geräten über das Internet, inklusive Support der Cloudspeicher Dropbox, Skydrive und SugarSync), Story Album (Aufbereitung von Fotos in druckbare Alben) sowie Group Play (simultane Contentwiedergabe und Spielteilnahme auf mehreren Telefonen via WiFi, NFC oder Bluetooth) vervollständigt. Letztere App könnte laut Samsung auch für das Galaxy S3 nachgereicht werden.

Vielversprechender Akkutest

Es gibt also mehr als genug auszuprobieren, und der Akku, der 2.600 mAh fasst, soll dabei bis zu 350 Standby bzw. 17 Stunden Sprechzeit im 3G-Betrieb ermöglichen. In der kurzen Testzeit war es nicht möglich, dies umfassend zu prüfen, jedoch sollte man bei normaler Nutzung mit einer Ladung locker über den Tag kommen.

Etwa zweieinhalb Stunden, großteils bei LTE-Betrieb, hielt das Telefon bei einer Ingress-Tour durch. Googles Spiel ist gemeinhin als wahrer Stromfresser bekannt, beansprucht es doch dauerhaft Breitbandverbindung, CPU und Grafikchip als auch das GPS-Modul. Dieser Wert kann sich also sehen lassen und lässt vermuten, dass das AMOLED-Display sparsamer operiert, als die LCDs der Konkurrenz.

Easy Mode

Den Einstieg für unerfahrenere Nutzer erleichtern soll der "Easy Mode". Er ersetzt das Standardinterface mit einer vereinfachten Oberfläche, die auf drei Homescreens mit großen Icons auf die wichtigsten Apps (Kontaktverwaltung, Dialer, Kamera, etc.) verweist. Ein nettes Featur für all jene, die erstmals mit einem Smartphone arbeiten oder, noch nie Android verwendet haben oder schlichtweg das S4 nur als Telefonie- und Nachrichtendevice verwenden wollen.

Telefonie, TouchWiz, MultiWindow

In puncto Telefonie kann das S4 überzeugen, man wird vom Gegenüber stets klar und deutlich verstanden und bekommt auch selbst guten Klang geliefert. Soundausgabe über die Lautsprecher klingt für Smartphoneverhältnisse passabel, bei hoher Lautstärke schleicht sich leichtes Scheppern ein.

Mit der TouchWiz-Oberfläche in ihrer neuesten Ausführung kann man sich selbst als gestandener Vanilla-Purist durchaus anfreunden. Samsung hat das Look & Feel der eigenen Anpassung modernisiert und hält sich weitestgehend an das Bedienkonzept von Android 4.2. Neben ein paar eigenen Icons und dem umgestalteten Einstellungsdialog werden hauptsächlich recht nützliche Erweiterungen geboten.

Eine davon, das mit dem Galaxy Note 10.1 eingeführte "MultiWindow", erlaubt den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Apps über eine einblendbare Leiste. Sofern die jeweiligen Programme dies unterstützen, können auch zwei davon auf das Display geholt werden, ihre jeweilige Fenstergröße ist skalierbar. Drag & Drop bringt MultiWindows allerdings nicht mit.

Fazit

Wer nun vor der schwierigen Entscheidung eines Highend-Smartphone-Kaufs steht, bekommt mit dem Galaxy S4 eine weitere taugliche Alternative vorgelegt. Doch die Konkurrenz ist groß. Das HTC One macht den Startbildschirm zur Nachrichtenzentrale und versucht sich an einer neuen Kameratechnologie, das Sony Xperia Z ist wasserdicht und liefert intelligente Stromsparfunktionen.

Das Galaxy S4 hält mit dem Quentchen mehr an Performance, dem besten Display der genannten Geräte, zusätzlichen Sensoren und vielen neuen Softwarefeatures dagegen. Eine eindeutige Empfehlung fällt da schwer. Wer nicht ganz so viel ausgeben will, kann für 550 Euro bedenkenlos zum Xperia greifen. Wer bereit ist, hundert Euro mehr zu investieren, dürfte mit dem Galaxy S4 letztlich besser bedient sein, als mit HTCs jüngstem Telefon, bietet es sich doch dank seiner neuen Sensoren als interessante Plattform für künftige Apps an, auch abseits des Sports. (Georg Pichler, derStandard.at, 28.04.2013)

Das Samsung Galaxy S4 wird als SIM-Lock-freies Gerät für rund 650 Euro angeboten. In Österreich wird das Smartphone von allen größeren Providern (T-Mobile, A1, "3" sowie dessen Zukauf Orange) geführt. Eine Tarifübersicht gibt es unter diesem Link.

Disclaimer: Das für dieses Review verwendete Testgerät ist eine Leihstellung von Samsung Österreich.