Ups, ausplaudert.

Foto: Orell-Füssli-Verlag 2013

Kleine Kinder sind das genaue Gegenteil von Geheimnisträgern. In wichtigen Fragen ist das gut. In harmloseren oft sehr lustig. Es platzt oft einfach so raus. Da bekommt die Mutter drei Monate vor ihrem Geburtstag von der Tochter zuerst gesagt, was geschenkt wird, um dann gleich das Präsent überreicht zu bekommen. Ich musste, ich konnte nicht anders - kurz: Tut leid!, erklärt das Kind. Andere Geheimnisse werden einfach ins Ohr geflüstert, als ob das einem Verschweigen gleichkommt.

Tor Freeman erzählt in ihrem Buch für Kinder ab dem dritten Lebensjahr von ähnlichen Schwierigkeiten. "Olivia und das große Geheimnis" heißt sein Bilderband. Molly erzählt Olivia ein Geheimnis. "Nie und nimmer" will diese das Erzählte preisgeben: "Olivia konnte nicht aufhören, an das Geheimnis zu denken. Sie dachte daran, während sie mit dem Springseil bis zwanzig hüpfte. Sie wusste, sie sollte niemandem etwas sagen. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus. Olivia plaudert - natürlich ganz unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Was, wie man weiß, nichts taugt.

Kinderbuchautorin Freeman zeigt dann sehr anschaulich, wie das Geheimnis die Runde macht. Die Leserschaft darf das beobachten, am Ende erfährt sie dann auch, was Molly Olivia im Vertrauen erzählt hat - etwas Schönes nämlich. (Peter Mayr, Album, DER STANDARD, 27./28.4.2013)