Die zweite Generation des Elektrikers wurde in 100 Punkten verbessert. Wichtigster: 25 Kilometer mehr Reichweite

Eines nicht so fernen Tages werden wir lachen - über die ersten Elektroautos mit schweren, teuren Batterien, die nicht einmal 200 km durchgehalten haben. Über rare Ladestationen und stundenlange Regenerationszeiten.

Foto: nissan

Über unsere besorgten Blicke auf wachsende Bäumchen oder blühende Blumen im Display als Auszeichnung für sparsamen Fahrstil, auf Reichweitenberechnungen und die Kalkulation, wie sich durch den Verzicht auf Heizung, Kühlung oder Musik noch ein paar Kilometer mehr herauskitzeln lassen. An lange Reisen ist nicht zu denken, will man sich nicht von einer Steckdose zur anderen schleppen.

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Die Early-Adopters der Elektroautos schleppen ihr Binkerl wie einst die frühen Mobiltelefonierer. Dabei ist in den letzten Jahren viel geschehen. Die Batterie konnte immerhin auf die Größe von 25 Laptops geschrumpft werden, versorgt ein angenehmes, gewohntes Ambiente und darf sich an verschiedenen Stromstärken laben.

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Als einer der Wegbereiter der Elektromobilität stellt Nissan nun schon die zweite Auflage seines Leaf vor, befeuert von 58.000 Kunden, die dem Vorgänger ein Vorzugszeugnis ausgestellt haben. Den prognostizierten Steigerungsraten wird durch einen zweiten Produktionsstandort in England entsprochen.

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Der Rahmen des derzeit Möglichen wurde beim Leaf II ausgeschöpft, mithin stehen 199 Kilometer Reichweite im Datenblatt. Das allerdings so zu lesen ist wie die offizielle Verbrauchsangabe bei Verbrennungsmotoren. Hier kommt was dazu, dort muss man leider kräftig subtrahieren.

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Trotzdem: Ein deutlich effizienteres Rekuperationssystem saugt mehr Energie aus den Bremsen, 32 Kilo weniger Gewicht und eine optimierte Aerodynamik holen weitere Kilometer.

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Äußerlich ist ihm das kaum anzusehen, die Veränderungen stecken 100-fach unterm Blech bzw. in neuen Innenraumfarben und einem Kofferraum, der durch Verlegung des Batterieladers in den Motorraum ein Gepäckstück mehr verträgt.

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Ein neues Heizsystem verlangt weniger Saft, dafür gibt's in der höchsten Ausstattungsstufe eine Handvoll Monitore, die wachsam Erspähtes auf den Infoscreen spielen. Das Fahrwerk wurde nach europäischem Geschmack straffer abgestimmt und beschert dem Leaf-Fahrer eine bemessene, aber angenehme und fast geräuschlose Zeit auf den Straßen.

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109 PS und ein Drehmoment von 254 Nm verschaffen Vorteile beim Ampelstart, die Höchstgeschwindigkeit wird wegen rasenden Stromverbrauchs mit 144 km/h begrenzt.

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Obwohl eine Vollladung mit rund 4,50 Euro Jubel auslöst, legt sich das gesamte Paket schwer aufs Budget. Das E-Auto im Golfformat kostet komplett mit Batterie 29.300 Euro. Least man die Stromquelle, spart man zwar 6000 Euro beim Kauf, zahlt aber mindestens 79 Euro pro Monat Miete. Dazu kommt die Anschaffung einer Wall-Box als Starkstrom-Ladestation fürs traute Heim.

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Als Nahverkehrsmittel wird der Leaf weitere Freunde finden, die sich auf den Zug in die Zukunft setzen. Diesen Vorbildern darf man von Herzen gratulieren, weil sie Weisheit, Weitsicht und Ruhe in unseren Alltag bringen. (Andreas Hochstöger, DER STANDARD, 26.4.2013)

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