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Eine aus Syrien geflohene Frau in einem Flüchtlingsauffangzentrum im Süden von Beirut.

Foto: ap/Hussein Malla

Damaskus/Straßburg - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, mehr für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien zu tun. 1,3 Millionen Menschen hätten bisher Schutz in Nachbarländern wie dem Libanon, der Türkei, dem Irak und Jordanien gesucht, teilte Amnesty am Donnerstag in London mit. Viele müssten unter "extrem schwierigen Bedingungen" leben.

Die aufnehmenden Länder müssten mit Geld und Technik unterstützt werden, sagte Charlotte Phillips, Flüchtlingsexpertin bei Amnesty. Es gebe verlässliche Berichte aus der Türkei, dass Flüchtlinge an der Grenze zurückgeschickt worden seien. Phillips rief die Länder auf, ihre Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten. Rückkehrer seien Blutvergießen und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.

Auch in der Parlamentarier-Versammlung des Europarats haben sich Abgeordnete entsetzt über die Lage der syrischen Flüchtlinge geäußert und Europa zu mehr Solidarität aufgefordert. Rund 70 Prozent der Flüchtlinge seien Frauen und Kinder, sagte der italienische Sozialist Petro Marcenaro. Die Aufnahmeländer seien mit der Betreuung zunehmend überfordert, dennoch kämen nach Angaben der UNO rund 8.000 neue Flüchtlinge hinzu. "Wir dürfen diese Länder nicht allein lassen."

"Angst vor syrischen Flüchtlingen bei uns"

"Europa muss helfen, wir können uns nicht mit Sonntagsreden begnügen", verlangte auch die französische Sozialistin Josette Durrieu. Die Schweizer Liberale Doris Fiala sprach von einer "humanitären Katastrophe". In dem Lager Al-Saatari habe sie erlebt, dass Flüchtlinge sogar um Wasser kämpften. Zugleich warf sie der Schweiz und anderen europäischen Ländern mangelnde Hilfsbreitschaft vor. "Alles, was wir haben, ist Angst vor syrischen Flüchtlingen bei uns", sagte sie.

Mehrere türkische Abgeordnete verlangten ein Eingreifen der Internationalen Gemeinschaft zur Beendigung des Konflikts. "Vor den Augen der Weltgemeinschaft ist eine humanitäre Tragödie im Gange", sagte Burhan Kayatürk von der türkischen Regierungspartei AKP. Auch die spanische Sozialistin Delia Blanco mahnte zu mehr Solidarität. Die europäischen Staaten sollten unter sich eine Quote für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien aushandeln.

19,5 Millionen Euro für humanitäre Aktionen

Der Budgetausschuss des Europaparlaments beschloss am Donnerstag, 19,5 Millionen Euro zusätzlich für humanitäre Aktionen in Syrien zur Verfügung zu stellen. Dieser Betrag komme zu den bereits zuvor bewilligten gut 300 Millionen Euro hinzu, sagte ein Parlamentssprecher. Er verwies auf Schätzungen der UNO, nach denen mehr als vier Millionen SyrierInnen - ein Großteil von ihnen Binnenflüchtlinge - dringend Hilfe benötigen. (APA, 25.4.2013)