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Das FBI hat ein Bild von Dschochar A. Zarnajew veröffentlicht. Er wurde in einem Vorort von Watertown festgenommen.

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Das FBI sucht den Verdächtigen in Watertown.

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Ein großes Polizei-Aufgebot auf der Suche nach Dschochar A. Zarnajew.

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Foto von Dschochar A. Zarnajew, aufgenommen in einem Geschäft in Watertown.

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Dschochar A. Zarnajew (links) und sein mittlerweile toter Bruder Tamerlan Zarnajew beim Bostoner Marathon.

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Bombenentschärfungsteams in Watertown.

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Massive Polizeipräsenz in Watertown.

Foto: AP Photo/Julio Cortez

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Spezialeinsatzkräfte der Polizei sind vor Ort.

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Watertown - Die US-Behörden haben Dschochar A. Zarnajew, einen der beiden Terrorverdächtigen von Boston ausfindig gemacht und festgenommen. Der Mann wurde zuvor in einem Vorort Watertown von Sicherheitskräften umstellt. Laut CNN waren in der Gegend Schüsse zu hören gewesen. Ein Nachbar habe auf einem Boot, das auf dem Anwesen steht, Blutflecken gesehen und daraufhin die Polizei gerufen, berichtet der Sender weiter.

Dschochar A. Zarnajew konnte nach einer Schießerei, bei der mehr als zweihundert Schüsse abgegeben wurden und sein älterer Bruder Tamerlan Zarnajew getötet wurde, trotz eines massiven Polizeiaufgebotes von mehreren tausend Beamten untertauchen.

Die Polizei, die den ganzen Tag über Häuser durchsuchte, hob die Aufforderung an die Bevölkerung, ihre Häuser nicht zu verlassen auf. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sollten ihren Betrieb wieder aufnehmen, erklärte Gouverneur Deval Patrick am Freitag im Bostoner Vorort Watertown.

Nächtliche Verfolgungsjagd

In der Nacht auf Freitag hatte die Polizei bei einer Verfolgungsjagd einen der Tatverdächtigen getötet. Der Tote wurde von der nationalen Sicherheitsbehörde als Tamerlan Zarnajew identifiziert.

9.000 Polizisten durchkämmten Watertown, einen Vorort von Boston. Der Nahverkehr in der Millionenstadt wurde gestoppt, die Straßen in und nach Watertown abgeriegelt. Auch der untere Luftraum über dem Nordwesten der Region Boston wurde von der US-Luftfahrtbehörde FAA gesperrt. Die Maßnahme solle den Sicherheitskräften uneingeschränkte Bewegungsfreiheit bei der Fahndung nach dem Tatverdächtigen verschaffen, hieß es. Die Bürger Bostons wurden zudem aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Türen verschlossen zu halten. Auf den Straßen sind schwerbewaffnete Polizisten zu sehen, die die Gegend durchkämmen. Eine Pressekonferenz soll in Kürze starten.

In Watertown wird nach dem flüchtigen Verdächtigen gesucht:


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Dschochar A. Zarnajew und sein Bruder Tamerlan Zarnajew leben bereits seit mehreren Jahren in den USA. Geboren sollen sie in Kirgisistan und Russland sein. Die Familie der beiden habe in den USA Asyl erhalten, erklärte der Onkel der beiden bei einer Pressekonferenz. Beide hätten völlig legal in den USA gelebt. AFP meldete unter Berufung auf NBC News, die beiden Brüder seien tschetschenischer Herkunft und würden offiziell im Melderegister geführt. Laut Reiseaufzeichnungen, die NBC zugespielt wurden, reiste Tamerlan im Jänner 2012 für sechs Monate nach Russland und kehrt erst im Juli in die USA zurück.

Bei dem nun Festgenommenen handelt es sich um den jüngeren Bruder mit der weißen Mütze.

Polizist beim MIT erschossen, ein weiterer verletzt

Die Großfahndung folgte einer dramatische Verfolgungsjagd in der Nacht: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gingen am Donnerstag gegen 22.20 Uhr (04.20 Uhr MESZ) bei der Polizei Meldungen über Schüsse am MIT ein. Wenig später sei ein Beamter der Campus-Polizei angeschossen in seinem Wagen gefunden worden. Er starb an seinen Verletzungen. Ein weiterer Polizist wurde schwer verletzt. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass zwei Männer an dem Vorfall beteiligt waren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Kurze Zeit später hätten dann zwei Männer mit gezogenen Waffen ein Auto gekapert und den Fahrer eine halbe Stunde in ihrer Gewalt gehalten, bevor er unverletzt an einer Tankstelle im Stadtteil Cambridge ausgesetzt worden sei.

Die Fahndung nach dem Fahrzeug habe in eine Verfolgungsjagd gemündet, bei der die beiden Männer Sprengsätze aus dem Auto warfen und sich ein Schusswechsel entwickelte. Ein Polizist und Tamerlan Zarnajew seien verletzt worden. Letzterer sei im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Arzt des Beth Israel Deaconess Medical Centers sagte, er habe mehrere Schusswunden und möglicherweise Verletzungen durch einen Sprengsatz gehabt.

Zuvor ist die US-Bundespolizei FBI mit Fahndungsfotos von den zwei Verdächtigen an die Öffentlichkeit gegangen. Die Suche nach den beiden Männern habe "die höchste Priorität", sagte der die Ermittlungen leitende FBI-Agent Rick DesLauriers am Donnerstag. Wenige Stunden davor hatte Boston im Beisein von Präsident Barack Obama bei einer bewegenden Trauerfeier der Opfer der Attacke gedacht.

Pressekonferenz des FBI:

Auf einer Pressekonferenz veröffentlichte das FBI Fahndungsfotos und Videobilder der Verdächtigen, die am Montag am Tatort des Anschlags aufgenommen worden waren. "Heute nehmen wir die Hilfe der Öffentlichkeit in Anspruch, um diese Verdächtigen zu identifizieren", sagte DesLauriers. Die Bilder zeigen, wie die Männer mit Rucksäcken hintereinander auf dem Bürgersteig gehen. Ein Verdächtiger trägt eine schwarze Baseball-Kappe; der zweite Mann hat eine weiße Baseball-Kappe verkehrt herum auf dem Kopf.

Vom FBI veröffentlichtes Video von den Verdächtigen:

Das FBI hat den Angaben zufolge auf Film, wie der Mann mit der weißen Kappe seinen Rucksack vor dem Restaurant abstellt, vor dem sich die zweite Explosion ereignete. Von dem anderen Verdächtigen gebe es keine derartigen Bilder. Doch beide Männer "scheinen zusammenzugehören", sagte DesLauriers. Der Rucksack sei "Minuten" vor der Detonation der Bombe abgelegt worden. Das FBI hatte am Tatort Spuren gesichert, die darauf hindeuten, dass die selbst gebauten Sprengsätze in Rucksäcken versteckt waren.

Obama beim Gedenkgottesdienst

Zwei Explosionen hatten am Montag binnen weniger Sekunden den Zielbereich des traditionsreichen Marathonlaufs in Boston erschüttert. Drei Menschen wurden getötet und etwa 180 weitere verletzt. Das mögliche Motiv für den Anschlag lag auch nach der Veröffentlichung der Fahndungsbilder weiter im Dunkeln.

"Für Millionen von uns ist das, was in Boston passiert ist, eine persönliche Angelegenheit", sagte Obama beim interreligiösen Gedenkgottesdienst in der Heiligkreuz-Kathedrale in Boston. "Ich bin heute im Auftrag der Amerikaner hier mit einer einfachen Botschaft: Jeder von uns ist betroffen von der Attacke auf Eure geliebte Stadt.

Zugleich richtete der Präsident eine scharfe Warnung an die Täter: "Ja, wir werden Euch finden, und ja, Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen." Die Teilnehmer erhoben sich klatschend von den Sitzen, als Obama die erneute Ausrichtung des Marathons im kommenden Jahr beschwor. Die Attentäter hätten sich "die falsche Stadt" ausgesucht, um "uns zu terrorisieren", sagte er. (red/Reuters/APA, 19.4.2013)