Mit Barcode versehene Ameisen organisieren sich in einer Kolonie.

Foto: Alessandro Crespi

Wien - Um das hochkomplexe Gefüge eines Ameisenstaats am Laufen zu halten, muss die Arbeiterkaste der Kolonie verschiedene Tätigkeiten übernehmen: Nachwuchs pflegen, aufräumen, Futter suchen. Wie sie sich koordinieren, ist noch weitgehend unklar. Eine Forschergruppe um Danielle Mersch von der Universität Lausanne entwickelte nun ein neuartiges Trackingsystem und verpasste den einzelnen Ameisen Barcodes, um per Computer ihre Rollenverteilungen, Bewegungsmuster und Interaktionen verfolgen zu können.

Die Forscher berichten in Science, dass sich Aufgaben und Bewegungsmuster und -reichweiten der Arbeiter im Laufe ihres Lebens verändern. Jüngere widmen sich in der Regel der Brutpflege, sind sozusagen "im Innendienst". Ältere wagen sich weiter hinaus und beschaffen Nahrung an den Rändern der Kolonie. Und Ameisen im mittleren Alter halten das Nest sauber und sind weniger auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt.

Ortstreue als wichtiger Faktor

Die Bewegungsstruktur spiegelt sich auch in der sozialen Aktivität wider: Pflege- und Versorgungsameisen interagieren in höherem Ausmaß mit ihren Kollegen aus derselben Klasse als die weiter verstreute Putztruppe. Ortstreue sei demnach ein Schlüssel zum Ameisen-Netzwerk. Als Nächstes wollen die Wissenschafter die Sozialstruktur manipulieren, etwa alle Pflegeameisen entfernen, um dann zu sehen, wie sie ersetzt werden. (pum, DER STANDARD, 19.04.2013)