Doping? "Wer behauptet, dass es diese Möglichkeit nicht gegeben hat, lügt", sagt Klaus Heidegger.

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Berichtet über den Gebrauch von Amphetaminen: Nicola Werdenigg.

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Gesamtweltcup 1976/1977.

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Klaus Heidegger, der war schon einer, ein guter Skifahrer nämlich. Zweiter wurde der Tiroler im Gesamtweltcup der Saison 1976/77, vor ihm nur der unbezwingbare Schwede, der erfolgreichste Skifahrer aller Zeiten, Ingemar Stenmark.

Nun hat Heidegger seine Biographie "My american dream" veröffentlicht. Das Buch beschreibt den Weg vom "Bergbauernbub zum US-Multimillionär". Aus der Apotheke seines Schwiegervaters schuf Heidegger mit seiner Frau den Kosmetik-Weltkonzern "Kiehl's", der im Jahr 2000 für einen dreistelligen Millionenbetrag an L'Oréal verkaufte wurde.

"Der Zugang zu Dopingmitteln war kein Problem"

Heidegger spricht über seine erfolgreiche Karriere als Businessman, über seine Erfahrungen als Opfer sexuellen Missbrauchs in Tirol und "er beschreibt offen, wie Doping im Skizirkus auf der Tagesordnung stand." So steht es zumindest in der Presseaussendung seines Verlags geschrieben. Trifft man Heidegger, betont er zunächst, dass er selbst nie zu unerlaubten Mitteln gegriffen hätte. "Mir war das Material immer wichtiger. Außerdem habe ich als Techniker vor allem von meiner Schnelligkeit gelebt, ich war für einen Slalomfahrer ohnehin sehr muskulös."

Namen von Kollegen will Heidegger keine nennen, dazu würden auch die Beweise fehlen. Der ehemalige Gewichtheber Vinzenz Hörtnagl sei aber eine einschlägige Anlaufstelle gewesen. Hörtnagl will davon nichts wissen, "erstunken und erlogen", sagt er am Freitag gegenüber derStandard.at. Heidegger hätte er erst vor einigen Jahren bei einer Tour mit dem Mountainbike kennengelernt. Heidegger selbst will sich aber gar nicht in zu vielen Details verlieren: "Der Zugang zu Dopingmitteln war kein Problem. Wer behauptet, dass es diese Möglichkeit nicht gegeben hat, lügt".

Amphetamine, keine Kontrollen

Weniger kryptisches zum Thema Doping erzählt die ehemalige ÖSV-Läuferin Nicola Werdenigg, ehemals Spieß. Die Tirolerin war Dritte im Abfahrtsweltcup 1975/76, Vierte bei der Olympia-Abfahrt von Innsbruck. In einem Trainingslager wurde ihr als Teenager von einem Arzt das zur Wirkstoffklasse der Amphetamine gehörende Arzneimittel Captagon angeboten. Spieß griff zu, damit konnte sie zwar die Trainingsleistung steigern, ohne Beruhigungsmittel war an Nachtruhe allerdings nicht zu denken. Schnell hätte sich Suchtverhalten bemerkbar gemacht. Mit hochdosierten Antibaby-Pillen sei zudem bewusst in den Hormonhaushalt eingegriffen worden, dies hätte allerdings keinen Verstoß gegen Anti-Doping-Regeln dargestellt.

Von einem systematischen Doping unter heimischen Profis will Werdenigg nicht sprechen, der Griff zu diversen Hustensäften und Medikamenten sei aber jederzeit möglich gewesen. Wer auch immer in den Siebziger Jahren etwas nachgeholfen hat, zu befürchten hatte er oder sie wenig: Doping-Kontrollen gab es nicht oder nur ganz selten. Werdenigg berichtet von einem einzigen Test anlässlich der olympischen Spiele in Innsbruck, Heidegger kann sich an keinen einzigen erinnern: "Ich hätte alles nehmen können." (Philip Bauer; derStandard.at; 19.4.2013)