In 27 Sprachen weltweit: Nachrichtenstudio im neuen Broadcasting House der BBC.

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BBC-Manager Jim Egan.

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London/Wien - Eine "nervöse Grundstimmung" beobachtet Jim Egan im Nachrichtenjournalismus. Er meint nicht die allgemeine Weltlage, sondern das Geschäft mit den Nachrichten. In Zeiten von Internet und Social Media sei das Business härter denn je, sagt Egan, Chef von BBC Global News, dem kommerziellen Arm der BBC-Weltnachrichten. Und die Konkurrenz wächst: Nachrichtenstationen wie Al Jazeera, Russia Today und France 24 expandieren, neue Sender kommen hinzu. So pumpt etwa China derzeit Milliarden in den Nachrichtenkanal CCTV. "Die Ökonomie von Nachrichten ist derzeit die größte Herausforderung", sagt Egan im Gespräch mit dem Standard.

Restauriertes Rundfunkhaus

Ihr stellt sich die "alte Tante" seit März gesammelt im restaurierten Rundfunkhaus am Portland Place im Zentrum Londons. "Von diesem Gebäude strahlen wir Nachrichten in 27 verschiedenen Sprachen aus. Wir sind sehr stolz darauf", sagt Egan.

Rund eine Milliarde Euro kostete die Restaurierung des Baus zu einem modernen Medienhaus, sie dauerte neun Jahre, aber für Egan hat es sich ausgezahlt: "Die Energie ist fantastisch, es ist geschäftig und dynamisch", schwärmt der Manager, wiewohl er Anpassungen an die Bedürfnisse der Mitarbeiter einräumt: "Wir haben bis auf wenige Ausnahmen keine Wände, es gibt keine Einzelbüros, alles ist sehr offen. Daher ist es kaum möglich, privat zu sein, und das überdenken wir gerade. Von Zeit zu Zeit braucht jeder Mitarbeiter Privatsphäre, und sei es nur, um ein vertrauliches Telefonat zu führen."

Dass es, wie in Medien mit einigem Spott berichtet, eine ausdrückliche " Newsroom-Etikette" gebe, gibt Egan zu: Benimmregeln seien eben nötig in einem Rundfunkhaus, in dem gleichzeitig Sendungen gemacht würden. Die Studios sind verglast, es mache "keine schöne Optik", wenn Menschen beim Kaffeetrinken im Bild stünden, sagt Egan.

Die Zeit der Krisen und Skandale will man vergessen machen. Die BBC setzt auf Imageaufbesserung: Die Kampagne "Live the story" soll an Tradition und Niveau es BBC-Journalismus erinnern. Egan: "Die BBC hat so viele internationale Korrespondenten wie kein anderer Sender. Zuschauer bekommen wie nirgendwo sonst einen Überblick, was in der Welt passiert", ist Egan überzeugt.

Bemerkenswert gesund

Um sich in puncto Schnelligkeit neu aufzustellen, wird in Entwicklungsabteilungen heftig getestet und gebastelt. Dass Fernsehen mittlerweile als altmodisches Medium gelten soll, widerstrebt Egan naturgemäß: "Fernsehen ist bemerkenswert gesund. Es gibt keinerlei Anzeichen, wonach es schwächelt, geschweige denn stirbt." Nachrichten würden zwar immer öfter auf PC, Tablets und Smartphones genutzt, dieser Anstieg passiere aber nicht auf Kosten des Fernsehens.

Nur die Art des Nachrichtenkonsums habe sich verändert, sagt Egan: "Eine gute Geschichte ist heute eine, die auf allen Kanälen stattfindet." Mit BBC Global News soll Egan Möglichkeiten forcieren.

Die BBC arbeitet mit responsivem Webdesign, bei dem sich Inhalte in Größe und Auflösung an das jeweilige Endgerät, ob Website, Smartphone, E-Book oder Tablet, anpassen. Unzählige Apps können zu mehrsprachigen News, Sport und Spezialthemen wie History, Essen, Wildlife, Musik, Weltwunder und Reisen abgerufen werden. Präsenzen auf Twitter und Facebook sind selbstverständlich. Das sichere Zeichen für den Medienmanager, dass man auf gutem Wege ist: "BBC World News wird am öftesten retweetet." (Doris Priesching, DER STANDARD, 18.4.2013)