Neues Logo für das neue Konzept.

Foto: welt museum wien

Wien - Das Völkerkundemuseum "in einer Nacht-und-Nebel-Aktion heimlich" in Weltmuseum Wien umzubenennen findet FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner gar keine gute Idee. Sie vermutet "ideologische Gründe" für die Tat, da "gewissen Kreisen alles, was das Wort ,Volk' beinhaltet, von vornherein suspekt" sei.

In einer Aussendung kündigte Unterreiner an, dass sich ihre Partei "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Bilderstürmerei wehren" werde.

Steven Engelsman, seit 1. Mai 2012 Direktor des Völkerkundemuseums, blieb gelassen: Am Mittwoch präsentierte er stolz und glücklich den neuen Markenauftritt. In der Tat waren ideologische Gründe ausschlaggebend, wenn auch ganz andere. Früher, in kolonialistischen Zeiten, wollte man den Wienern die Welt zeigen: Die anderen Völker wurden bekanntlich gerne als primitiv dargestellt. Wien sei aber längst eine multikulturelle Metropole und damit zum Spiegel der Welt geworden.

Engelsman möchte daher das Museum, dessen Schätze die Welt reflektieren, als "Treffpunkt für Menschen und Kulturen" positionieren, "wo Wertschätzung und Begeisterung für kulturelle Vielfalt gelebt und vermittelt werden". So lautet denn auch das Mission Statement. Und das neue Logo zeigt Menschen (Punkte), die sich um einen Kreis zusammenfinden.

Mit seinem Konzept, im Herbst präsentiert, vermochte der Niederländer zu überzeugen: Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) gab bei der Pressekonferenz bekannt, dass bis 2017 insgesamt 27,5 Millionen Euro in die Neuaufstellung investiert werden. 19 Millionen fließen über ihr Ministerium, sechs Millionen über das Wirtschaftsministerium bzw. die Burghauptmannschaft, 2,5 Millionen bringt das Museum selbst auf.

Wie berichtet, wurde das Corps de Logis der Neuen Hofburg, in dem das Völkerkundemuseum untergebracht ist, schon vor Jahren um rund zehn Millionen Euro saniert. Es fehlten aber die Mittel für die Einrichtung. Da auch das Volkskundemuseum große finanzielle Nöte hat, wurde eine Fusion angedacht. Der Plan scheiterte u. a. daran, dass man dem neuen Museum keine Eigenständigkeit zubilligen wollte. Das Völkerkundemuseum gehört eben seit einem Jahrzehnt zum KHM-Konzern.

Als erster Schritt wird ein zweistufiger Architekturwettbewerb ausgeschrieben; Engelsman hofft, den Sieger im Oktober bekanntgeben zu können. Als Überbrückung bis zur geplanten Wiedereröffnung Ende 2016 wird es z. B. eine Sonderschau zu Franz Ferdinand geben, dessen Ermordung 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste.

Korridor des Staunens

In der künftigen Dauerausstellung will Engelsman 14 spannende " Geschichten" erzählen - z. B. über Migration, Expeditionen und die Präsentation Japans bei der Wiener Weltausstellung 1873. Auch wird es einen "Korridor des Staunens" geben. Der Direktor baut auf drei Effekte: " Wow, ist das schön! Aha, das hab ich nicht gewusst. Mmh, da komme ich wieder!" Um den Jungen Anreize zu bieten, wird es ein eigenes Zoom-Kindermuseum geben. Die Betriebskosten werden pro Jahr rund zwei Millionen Euro ausmachen.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, kritisierte die "weiter fehlende Planungs- und Finanzhoheit des Weltmuseums" und "die völlige Vernachlässigung des Volkskundemuseums, das seit Jahren hervorragende Arbeit leistet". Die Chance eines Museums der Kulturen sei verpasst worden. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 18.4.2013)