Der österreichische Satellit "UniBrite" wäre zuletzt beinahe kollidiert.

Illustration: TUGSAT- 1/BRITE-Austria

Seit es die Raumfahrt gibt, hinterlässt der Mensch Schrott im All. Im vergangenen Jahrzehnt ist dieser zunehmend zum Problem geworden. Eine internationale Konferenz am European Space Policy Institute (ESPI) in Wien hat sich letzte Woche des Themas angenommen.

Denn obwohl unkontrollierbare Schrottteile etwa von zerstörten Raketen die Raumfahrt und Kommunikationssatelliten zunehmend gefährden, gibt es keine rechtlichen Rahmenbedingungen, durch die das Müllproblem im All geregelt wird. Zwar ist 2008 eine Richtlinie der Vereinten Nationen zum Verhalten im All beschlossen worden, das Problem Weltraumschrott wird dadurch aber nicht ausreichend geregelt, waren sich die Experten einig.

"Es steht außer Frage, dass hier internationales Recht angewendet werden muss", sagte Barry Kellman, Rechtsprofessor an der DePaul University in Chicago. Peter Hulsroj, Direktor des ESPI, wies auf ein Paradoxon der jetzigen Situation hin: Denn es ist nicht nur so, dass die Erzeuger des Schrotts nicht zu seiner Beseitigung verpflichtet sind, "sie können sich sogar dagegen wehren".

Völkerrecht für das All

Nach den jetzigen Regeln brauchte es die Zustimmung jedes Erzeugers von Weltraummüll, wenn man ihn beseitigen will. "Das halte ich für rechtlich falsch", sagte Hulsroj. Er meinte, dass in gewissen Fällen das Völkerrecht auf den Weltraum übertragbar ist, und sieht die Politiker in der Pflicht, eine internationale Gesetzgebung zu schaffen und eine Organisation zu gründen, die als Weltraummüllabfuhr tätig wird. Denn zur unklaren rechtlichen Situation kommt hinzu, dass es sich dabei um eine "sehr kostspielige Angelegenheit handelt", meinte Hulsroj, "das ist eine Weltgemeinschaftsaufgabe".

Wie die Beseitigung des Weltraumschrotts funktionieren könne, dafür gibt es viele Ideen, etwa riesige Raumfahrtstaubsauger, mit denen ganze Gebiete von Schrottteilen gesäubert werden könnten. Wie viele Schrottteile sich im All befinden, kann nur geschätzt werden. Mit 24.000 Stück mit einem Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern wird derzeit gerechnet. Bei den großen Geschwindigkeiten, mit denen sie sich bewegen, können selbst kleine Schrottteile einen Satelliten zerstören. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 17.04.2013)