Biomasse boomt, vor allem Holz wird vielfältig eingesetzt.

Foto: BioUp

Da die Endlichkeit fossiler Energieträger immer mehr ins Bewusstsein rückt, gewinnen erneuerbare Energien an Bedeutung. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der Photovoltaik, der Windenergie und der Wasserkraft zu, doch noch gebräuchlicher als diese ist in Österreich eine andere Form der erneuerbaren Energie: Biomasse. Seit den 1970er-Jahren hat sich der Verbrauch von Biomasse vervierfacht. Es handelt sich dabei um Stoffe, die in Lebewesen gebunden oder von ihnen erzeugt werden. In Österreich wird Biomasse vorwiegend in Form von Holz genutzt.

Unter den Titel "BioUp" haben das Österreichische Forschungsinstitut OFI, die Holzforschung Austria und der Österreichische Kachelofenverband ihr gemeinsames Forschungsprojekt zur Veredelung von Biomasse gestellt. Herzstück des Projekts ist das sogenannte Technikum, eine Anlage zur Herstellung von Pellets für Forschungszwecke, die durch Fördermittel der Forschungsförderungsgesellschaft FFG realisiert werden konnte und morgen, Donnerstag, offiziell eröffnet wird.

Doch was kann man bei Holz noch alles erforschen? Damit erneuerbare Energien vermehrt statt fossiler Energieträger zum Einsatz kommen, " braucht es in Ergänzung zu traditionellen tollen Produkten wie Scheitholz neue Projekte", sagt Thomas Schiffert, Vorsitzender des Kachelofenverbands.

Die Forscher arbeiten daran, Holzabfälle, Rinden oder Stroh energetisch nutzbar zu machen. Im Gegensatz zu Erdöl, das an jeder Bohrstelle mit den konstanten Eigenschaften aus der Erde tritt, ist das Vorkommen der Biomasse sehr heterogen, wodurch sich Schwierigkeiten in der Aufbereitung ergeben, sagt Wilfried Pichler, Verantwortlicher für Bioenergie bei der Holzforschung Austria.

Im Technikum sollen Aufbereitungsprozesse entwickelt werden, mit denen aus den verschiedenen Ausgangsstoffen Pellets entstehen, die standardisierte Eigenschaften haben.

Am Ende steht das Pellet

Für einen Haushalt oder ein Fernheizwerk soll es keinen Unterschied machen, ob Sammelgut, Stroh oder Scheitholz am Anfang der Produktionskette standen. Das Endprodukt Pellet soll immer in gleicher Weise für sie verwendbar sein.

Schon vor der offiziellen Eröffnung konnten die Forscher am neuen Technikum einige Fragestellungen beantworten. In einem Projekt konnten die Emissionswerte von Rindenbriketts verbessert werden. Die Forscher konnten herausfinden, in welchem Anteil Holz den Rinden beigemischt werden muss, um ideale Brenneigenschaften zu erhalten.

Daran zeigt sich der große Vorzug der neuen Anlage, sagt der Geschäftsführer des OFI, Georg Buchtela. "Im Technikum können wir die Pelletsproduktion unter Laborbedingungen nachstellen und probieren, was in einer industriellen Anlage produziert werden kann."

Doch es geht im Projekt "BioUp" nicht nur ums Heizen, sondern auch um die Aufbereitung von Biomasse als Rohstoff. Der gesamte Holzverbrauch in Österreich variiere je nach Berechnungsmethode, liege aber in etwa bei jährlich rund 37 Millionen Festmetern, sagt Pichler, fast zwei Drittel davon werden energetisch genutzt. Rund ein Fünftel der 3,6 Millionen österreichischen Haushalte werde lokal mit Holz beheizt.

Zwischen den drei beteiligten Instituten besteht schon eine längere Zusammenarbeit, über die Austrian Cooperative Reserach, ein Netzwerk außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, sind sie seit Jahrzehnten verbunden.

Auch in den Zahlen schlägt sich die Bedeutung der Biomasse im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieformen nieder. Rund 60 Milliarden Kilowattstunden werden in Österreich jährlich in Form von Biomasse gewonnen, das ist etwa ein Sechstel der Gesamtenergieproduktion. Zum Vergleich: 40 Milliarden Kilowattstunden werden mit Wasserkraft erzeugt. (Tanja Traxler, DER STANDARD, 17.04.2013)