Auch unter jungen Mädchen mit Kopftuch bleibt es von Fall zu Fall unterschiedlich.

Foto: Heribert CORN, corn@corn.at

Der Islam unter Jugendlichen: Auch hier in unserer Betreuungseinrichtung ein wichtiges Thema.  Facettenreich und unterschiedlich wird er von den Jugendlichen gelebt. So divers, wie die katholisch geprägte, österreichische Gesellschaft es wohl auch ist. Und trotzdem sind es vor allem medial vorherrschende Symbole und dieselben starken Bilder, die unser Islam-Bild prägen: verhüllte Frauen, bärtige Männer und eine besonders fromme Ausübung der Religion. Diese Denkmuster über das Muslim-Sein werden auch an die Jugendlichen von außen herangetragen.

Hier habe ich auch andere Lebenswirklichkeiten kennengelernt: Die muslimisch geprägten Teenager hier, machen vieles, was auch andere Jugendliche in ihrem Alter ausprobieren – nur eben etwas "dezenter". Viele gehen Partnerschaften ein oder treffen sich auf exzessiven Partys, trinken und rauchen. Die meisten finden sich nur sporadisch oder an besonderen Feiertagen ein paar Mal im Jahr, in einer Moschee ein.

Auch unter jungen Mädchen mit Kopftuch bleibt es von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Mehrheit, die ich beobachte, lebt nach religiösen Normen, andere Mädchen haben einen Freund, mit dem sie sich heimlich bei uns treffen. Für manch andere, die bereits auf die "falsche Bahn geraten sind", stellt der wiedergefundene Glaube vor allem einen Mittelpunkt ihres neuen, "besseren“ Lebens dar.

Ein beträchtlicher Teil der hier angeführten Jugendlichen kann wohl unter den Oberbegriff "Muslim" zusammengefasst werden. Gleichzeitig ist diese Gruppe sehr heterogen und lebt nicht nach strikten, religiösen Glaubensprinzipien- und Vorschriften. Genau diese, medial wenig beachtete Gruppe, soll gar zur Mehrheit der Muslime in Österreich, Deutschland und der Schweiz zählen. (red., 16.4.2013, daStandard.at)