Durchleuchtete Hörerin beim Musikgenuss: Das Hörzentrum (gelb) und vor allem der Nucleus accumbens (blau) spielen die Hauptrolle.

Foto: Peter Finnie und Ben Beheshti

Montreal/Wien - Die Hirnforscherin Valorie Salimpoor und ihr Kollege Robert Zatorre (beide McGill-Universität in Montreal) versuchen seit Jahren, die Macht der Musik zu ergründen. Bereits 2011 waren sie bei Tests mit Probanden mittels Hirnscanner auf die zentrale Rolle des Nucleus accumbens gestoßen, ein Gebiet im unteren Vorderhirn, das zum Belohnungszentrum des Gehirns gehört.

Für ihre damalige Studie im Fachblatt "Nature Neuroscience" spielten sie den Testpersonen ihre Lieblingsstücke vor - und siehe da: Es wurde in dieser Hirnregion besonders viel Serotonin ausgeschüttet. Zudem zeigte sich, dass in Erwartung der "schönen Stellen" die Dopamin-Ausschüttung in einem anderen Teil des Belohnungssystems, dem Nucleus caudatus, besonders hoch war.

Mit ihrer neuen Studie im Fachblatt "Science" betraten Salimpoor und Zatorre und vor allem ihre 19 Testpersonen akustisches Neuland: Die Forscher spielten den neun Frauen und zehn Männern 30-sekündige Auszüge aus 60 Musikstücken vor, die sie noch nicht kannten, die aber ihrem Musikgeschmack entsprachen. Dann sollten sie sich entscheiden, welche der Musikstücke sie sich kaufen und wie viel Geld sie dafür ausgeben würden. Die Forscher verglichen die Einkäufe mit dem, was sich während des Anhörens im Hirn der Probanden getan hatte.

Das Ergebnis: Je aktiver die Nervenverbindungen im Nucleus accumbens waren, desto mehr wollten die Testpersonen für einen Musiktitel ausgeben, schreiben die Autoren. Zwar sei unter anderem auch das Hörzentrum, der Mandelkern (Amygdala) und Regionen im vorderen Stirnhirn am Hören beteiligt. Warum wir uns welche Musik kaufen, entscheide sich aber allein im Nucleus accumbens. (tasch/DER STANDARD, 13./14. 4. 2013)