Erste echte Produktion des neuen Opernhauses: "Spuren der Verirrten" von Philip Glass.

Foto: Landestheater / Ursula Kaufmann

Linz – Dem war zuzustimmen: "Kultur kostet, aber Unkultur kostet noch viel mehr", so Maria Fekter bei der Eröffnung des neuen Opernhauses, das einen Sieg über dumpfe Populismen darstellt. Sie zitierte damit Landeshauptmann Josef Pühringer, der an die Steuerzahler appellierte, "die Fülle" dieses Hauses zu nutzen, denn: "Es ist euer Haus!" Schließlich sei es als "Wohnzimmer der Stadt" angelegt.

Die kulturelle Nahversorgung ist das Basiskonzept, dies konnte man vielen Eröffnungsworten entnehmen. In der Redeeuphorie schwang indes auch Hoffnung mit, über die Bundeslandgrenzen hinaus zum internationalen Faktor zu mutieren. Man sei „in der ersten Liga“ angelangt, das Wort "Jahrhundertbau" fiel. Und von einer "neuen Zeitrechnung" sprach der Landeschef. Sofern es sich hierbei nicht nur um dem Eröffnungsüberschwang geschuldete Superlative handelte, ist zu begrüßen, dass das Haus am Eröffnungsabend von der katholischen Geistlichkeit gesegnet wurde. So die Oper inhaltlich internationale Gäste anlocken will, wird sie vielmehr die Unterstützung aller Weltreligionen brauchen. Oder ein noch smarteres Konzept. In Zeiten stagnierender Budgets ist es unwahrscheinlich, dass man sich Künstler leisten wird, die zwischen New Yorker Met, Wiener Staatsoper und Salzburger Festspielen pendeln.

Immerhin aber könnte man mit einem neuen Festival punktuell für einen künstlerischen Ausnahmezustand sorgen. Auch Regiekonzepte können helfen (die Ars Electronica böte sich als Ideenspender an). In jedem Fall aber Uraufführungen: Zum Start gab es jene von Philip Glass, der Handkes Spuren der Verirrten vertonte. Wobei: Das war eine recht kitschige Neuheit nach dem Motto "Fürchtet euch nicht!". Glass schrieb einen trivialen Mix aus simpler Motivik und sich blockhaft verschiebenden rhythmisierten Flächen. Das plätschert nett dahin und benimmt sich den surrealen szenischen Massenvorgängen gegenüber wie eine freundliche Klangwolke. Regisseur David Pountney demonstriert dazu in bunten Szenen, was die neue Drehbühne kann und wie viele Darsteller sie fassen kann. 

Platz war auch fürs diszipliniert spielende Orchester unter Dennis Russell Davies. Schade: Was als erster Höhepunkt gedacht war, produzierte szenisch-musikalische Langeweile. Die guten Sänger und Tänzer konnten nichts dafür. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 13./14.4.2013)