Mit Kamera und Stativ ausgerüstet, hat Umweltschützer Matthias Schickhofer auf seinen jahrelangen Streifzügen durch die Natur Eindrücke von den letzten unberührten österreichischen Wäldern gesammelt

"Viele Menschen kennen 'Urwald' nur mehr aus Fantasy- oder Naturfilmen, Büchern oder dem Internet. Doch die realen Vorlagen für die Fantasy-Wälder gibt es wirklich. Auch bei uns", sagt Umweltschützer Matthias Schickhofer. Das beeindruckende heimische Naturerbe stellt er in seinem Bildband "Urwald in Österreich. Die letzten wilden Waldparadiese" vor.

Foto: derStandard.at/Lechner

Den Blick für Details und fremdartige Formen in der Natur hat Schickhofer von seinem Vater, einem Lehrer und Maler, geerbt. Vor 20 Jahren ist der im Waldviertel aufgewachsene Naturliebhaber und ehemalige Greenpeace-Kampagnenleiter erstmals in die wilden heimischen Wälder aufgebrochen. Die alpinen Lärchenhochwälder faszinieren ihn ebenso wie die für Mitteleuropa typischen Laubmischwälder mit ihren mächtigen Buchen und Eichen oder die knorrigen Trockenwälder an den Felshängen in der Wachau.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Um das beste Licht und viele interessante Motive zu erhaschen, bricht der Naturfotograf meist schon frühmorgens zu seinen Tagestouren auf und kehrt spätabends wieder heim. "Ich beginne und beende meine Ausflüge mit der Stirnlampe", sagt er.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Oft seien natürliche Wildnis-Refugien unmittelbar neben gepflegter Kulturlandschaft zu finden. Fast alle Urwälder in Österreich wurden im Laufe der Jahrhunderte gerodet und für die Holzgewinnung genutzt.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Auf weniger als einem Prozent der österreichischen Waldfläche haben Ur- und Naturwälder überlebt. Man erkennt sie daran, dass hier noch das ursprüngliche Chaos herrschen darf.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Während die Bäume in aufgeforsteten Wäldern in Reih und Glied stehen, können sie in Urwäldern stehen und liegen, wie es der Natur beliebt.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Die teils riesigen Bäume können hier bis zu 400 Jahre alt werden. Sterben sie ab, werden sie als Totholz zum wichtigen Lebensraum für unzählige Lebewesen wie Pilze, Bakterien, Insekten und Vögel. Die Artenvielfalt ist in Naturwäldern deshalb um ein Vielfaches größer als in anderen, wirtschaftlich genutzten Wäldern.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

In Schutzgebieten wie Naturwaldreservaten und Nationalparks können die über Jahrhunderte entstandenen Wälder unbeeinflusst von wirtschaftlicher Nutzung und ohne Eingriff des Menschen gedeihen. "Die letzten wilden Wälder sind nicht nur von einem äußerst hohen ökologischen Wert, sondern können auch eine starke Quelle von Kraft und Inspiration sein", sagt Schickhofer. "Sie wurden noch nicht auf wirtschaftlichen Ertrag ausgerichtet. Hier hat die globale Kapitalisierung noch keine Spuren hinterlassen."

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Urwaldreste finden sich unter anderem im Waldviertel, in den Salzburger Kalkalpen, den Karawanken und in der Hainburger Au. Der "Rothwald" in den niederösterreichischen Kalkalpen ist mit über 400 Hektar der flächenmäßig größte Urwald in Österreich.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Die letzten heimischen Urwälder müssen vor dem Zutritt und Eingriff des Menschen geschützt werden. Die genauen Koordinaten der sensiblen Waldgebiete hält Matthias Schickhofer deshalb streng geheim: "Mein Buch soll Interesse wecken, in die Natur aufzubrechen, um zu verstehen, wie wichtig der Schutz dieser Wälder ist, aber ich möchte nichts zertrampeln lassen."

Die Ausflugstipps orientieren sich an markierten Wanderwegen. Geschützte Gebiete werden nicht verraten, damit nichts kaputtgeht.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Wichtig für den Schutz der Naturjuwelen ist auch die Zusammenarbeit zwischen Bund und Waldeigentümern, wie sie im Österreichischen Naturwaldreservate-Programm besteht.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Auch private Waldbesitzer müssen dafür sensibilisiert werden, dass sie ökologisch extrem wertvolles Terrain zerstören, wenn sie aus kommerziellen Gründen etwa Forststraßen durch schützenswerte Waldgebiete schlagen.

Foto: Matthias Schickhofer/Verlag Brandstätter

Eine große Gefahr für die Urwälder, sieht Schickhofer, wenn die öffentlichen Mittel für den Naturschutz gekürzt werden, denn: "Die letzten wilden Winkel in Österreich, darunter viele Gebiete aus meinem Buch, könnten dann aufhören, zu existieren." (isa, derStandard.at, 16.4.2013)

Matthias Schickhofer, "Urwald in Österreich: Die letzten Waldparadiese", Verlag Brandstätter, 2013, 144 Seiten, 29,90 Euro

Cover: Verlag Christian Brandstätter