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Rohani auf einem Archivbild von 2006.

Foto: REUTERS/Raheb Homavandi

Wien/Teheran - Wochenlang wurde darüber spekuliert, wen und wie viele Kandidaten die Reformer im Iran für die Präsidentschaftswahl am 14. Juni ins Rennen schicken, seit Donnerstag ist zumindest ein Kandidat fix: Hassan Rohani. Der ehemalige iranische Atomchefunterhändler ist im Westen kein unbeschriebenes Blatt.

Er hatte sich unter Mohammad Khatami, dem Vorgänger des scheidenden Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad einen Namen gemacht. Als moderater Pragmatiker wurde die Urananreicherung unter Khatami kurzfristig gestoppt. Rohanis von westeuropäischen Diplomaten als "versierte und behutsame Art" wurde von vielen sehr positiv gelobt.

Im Iran selbst gilt der Zeitpunkt der Bekanntgabe der Kandidatur Rohanis als bezeichnend, da sie nur sehr kurze Zeit nach einer langen Unterredung zwischen Irans Oberstem Geistlichem Führer Ayatollah Ali Khamenei und dem Chef des Schlichtungsrates, Expräsident Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani, zu den kommenden Wahlen erfolgte. Politbeobachter in der iranischen Hauptstadt sehen Rohani als Kronprinzen Rafsanjanis. Beide sind große Kritiker Ahmadinejads. Rohani hatte kurz nach Ahmadinejads Amtsantritt im August 2005 wegen diverser Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten seinen Rücktritt als Atomchefunterhändler bekanntgegeben und leitet seither das Zentrum für strategische Forschung.

Kritik an Ahmadinejad

Bei seiner ersten Rede am Donnerstag schlug der 64-jährige Politiker in dieselbe Kerbe wie Tags zuvor schon Rafsanjani und kritisierte die Atompolitik von Ahmadinejad. "Diplomatische Verhandlung ist eine Kunst und nicht jedermanns Sache", mahnte er. Die Nuklearverhandlungen dürften nicht so geführt werden, dass das Land in eine politische und wirtschaftliche Krise gerate.

"Solange unser Präsident die UN-Resolutionen als unwichtige Papierschnipsel bezeichnet und finanzielle Sanktionen kleinredet, darf man sich auch nicht über die jetzige Lage wundern, wo das nationale Geld nur noch die Hälfte wert ist", so der Seitenhieb Rohanis laut Nachrichtenagentur dpa. "Das Land sollte mit Besonnenheit und Hoffnung geführt werden und nicht mit Paranoia und einer Hetzrhetorik, die uns an den Rand eines Krieges gebracht hat."

Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben nur konservative Politiker ihre Kandidatur angekündigt - so der Sekretär des Schlichtungsrates, Mohsen Rezaei, der frühere Geheimdienstminister Ali Fallahian und Ex-Außenminister Manouchehr Mottaki. Ob neben Rohani noch weitere Vertreter des Reformflügels antreten werden, ist noch ungewiss. Ob Rohani Spitzenkandidat der Reformer wird, hängt vor allem davon ab, ob die beiden moderaten Expräsidenten Khatami und Rafsanjani selbst antreten oder nicht. Spitzenkandidat der Reformer werden wird - oder ob doch der ehemalige Präsident Mohammed Khatami, wie von den der Mehrheit gefordert, für die Reformer ins Rennen gehen wird. Alle Kandidaten müssen sich vom 15. bis 21. April im Innenministerium registrieren lassen, die dann der für die Wahlen zuständige Wächterrat abgesegnen muss. (APA, 11.4.2013)