Foto: Bernath
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Diesen Satz traut sich jetzt kaum jemand auf Zypern sagen: "Es sieht nach einem sehr viel versprechenden Jahr aus." Michalis Maratheftis aber hat nicht den Hauch eines Zweifels. Die Auftragsbücher sind voll, sagt er. Selbst in der Woche nach dem Zwangsabgaben-Beschluss der Finanzminister in Brüssel, als Zyperns Parlament sich weigerte und der Inselstaat in den Abgrund des Staatsbankrotts starrte, gingen weiter Buchungen ein - für Hotelzimmer. "Der Absturz wird die Banken treffen und den Immobilienbereich, nicht uns", sagt Maratheftis voraus, der Sprecher der Louis-Gruppe, dem ältesten und immer noch einem der führenden Hotel- und Kreuzschiffahrtsunternehmen auf Zypern und in Griechenland.

Um die Hälfte könnte der Bankensektor auf Zypern mit all seinen Anwaltsbüros und Auditing-Gesellschaften durch den Schröpfungsbefehl für Anleger zusammenbrechen, so wird nun kalkuliert. Zyperns Banken sollen sich künftig auf das Kreditgeschäft für die heimische Wirtschaft beschränken, lautet die Anweisung des deutschen Finanzministeriums. Bleibt neben der Reeder-Industrie also noch der Tourismus. Und die Louis-Gruppe, natürlich ein Familienunternehmen.

Louis Loizou war der Grandmaster of Tourism auf Zypern, der Mann aus Limassol, der in den 1930er Jahren mit dem organisierten Reisevergnügen begann, als Zypern noch ein Fleck auf der Weltkarte des britischen Empire war. Loizou lässt die Kundschaft in Luxuslimousinen ins Troodos-Gebirge kutschieren und an den Strand nach Kyrenia und Pafos. Als die UN mit ihren Blauhelmen anrückt, hat das Louis-Unternehmen schon Ausflugsprogramme parat und die noch neue Idee des Mietwagen. Junta, Krieg, türkische Invasion und Teilung der Insel sieht er nicht mehr. Loizou stirbt 1971, die Söhne übernehmen das Geschäft.

Der Tourismus hat den griechischen Teil Zyperns aus der Wirtschaftskrise nach dem Krieg 1974 geholt. Ob das heute noch einmal funktioniert, bezweifeln einige: So richtig exotisch ist Zypern auch nicht mehr, mit der Billig-Konkurrenz an der türkischen Mittelmeerküste kann es nicht mithalten, und selbst der türkische Teil der Insel zieht längst einen Teil der Touristen aus Europa, Russland und dem Golf an. Zersiedlung und Wassermangel machen zumindest den Tourismus im griechischen Teil mittlerweile auch zu einer Belastung für die Gesellschaft.

Eine Million britische Touristen kamen im vergangenen Jahr nach Zypern. Das Stammkontingent der Tourismusbranche auf Zypern bleibt sicher erhalten. Ob sich deutsche Urlauber und Merkel-Schäuble-Wähler aber in diesem Sommer auf Zypern wirklich wohl fühlen werden, ist nicht so klar. Geschäft ist Geschäft, aber die Verbitterung über die Europäer im allgemeinen und die Deutschen im Besonderen, sitzt einigermaßen tief. (Markus Bernath, derStandard.at, 10.4.2013)